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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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noch mal, Holly, du bringst mich um den Verstand!“
    Erst danach wurde mir bewusst, dass wir kein einziges Mal an die Verhütung gedacht hatten.
    „Ryan?“, sagte ich besorgt, als er fast eingeschlafen war, „was ist, wenn ich schwanger werde?“
    „Dann kriegen wir eben ein Kind“, erwiderte er ruhig im Halbschlaf. Ich lauschte seinen regelmäßigen Atemzügen mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Wenn dieser Mann es selbst in der momentanen Situation schaffte, mir so viel Sich erheit und Geborgenheit zu vermitteln, wie würde es erst sein, wenn alle Missverständnisse aus dem Weg geräumt waren? Wie das Paradies auf Erden, dachte ich. Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen. Ich war viel zu aufgeregt, um zu schlafen, also beschloss ich, den ersten Schritt in meine Zukunft zu wagen (eine strahlende Zukunft an Ryans Seite), indem ich mich auf die Suche nach dem Rätsel meiner Vergangenheit machte. Ich fuhr Ryans Computer hoch, holte tief Luft und gab den Suchbegriff „Greg Grantham“ ein. Schloss die Augen und musste mich mehrmals dazu zwingen, sie wieder zu öffnen, bevor ich die Großaufnahme von einem gepflegten Mann mittleren Alters sah. Ich musterte eingehend sein Gesicht und zuckte die Schultern: „Ich kann mich nicht an dich erinnern. Keine Ahnung, wer du bist, aber ich habe dich ganz bestimmt nicht getötet.“ Er hatte dichtes, dunkles, graumeliertes Haar, das adrett kurz geschnitten war und an die Filmstars aus den Fünfzigern erinnerte, eine hohe Denkerstirn, hellblaue Augen, die hinter der randlosen Brille direkt in die meinen zu blicken schienen. Edle, markante Gesichtszüge, ein gewinnendes Hollywoodlächeln mit sehr vielen schneeweißen Zähnen. Ich blickte in die dunkle Fensterscheibe, in der sich mein Gesicht widerspiegelte und versuchte, dieses Lächeln nachzuahmen. „Das muss doch wehtun, so breit zu grinsen“, murmelte ich und widmete mich wieder dem Bildschirm, der Anstalten machte, dunkel zu werden. „Nicht so hastig!“, sagte ich streng und wackelte mit der Maus, „wir fangen erst an!“ Ich arbeitete mich langsam durch Greg Granthams Lebenslauf durch. Schulische Bildung, Karriere, Bibliographie… Wirklich beeindruckend, genau wie Ryan es mir geschildert hatte. Privat gab es über diesen Mann so gut wie nichts zu erfahren, anscheinend legte er stets einen sehr großen Wert darauf, seine Privatsphäre von den Medien fernzuhalten. Er besaß mehrere Hochschulabschlüsse und verfügte über eine unglaublich vielfältige Praxiserfahrung: Er hatte sowohl einen Doktortitel in klinischer Psychologie als auch in allgemeiner Chirurgie, eine äußerst eigenwillige Kombination, wie ich fand. Dennoch schien er auf beiden Gebieten ein Koryphäe zu sein, er verfasste mehrere Fachbücher, die in den Fachkreisen hohe Wellen schlugen und war jahrelang an einigen angesehenen Universitäten als Professor tätig.
    Es war das erste der Suchergebnisse, das ich anklickte, ein harmloser Beitrag in der Wikipedia. Ich ging in die Küche und schnappte mir die halbvolle Flasche Rotwein, die Ryan und ich kurz davor angebrochen hatten. Und e ine Flasche Wasser. Ich trank abwechselnd einen großzügigen Schluck aus den beiden Flaschen, bevor ich mich endlich traute, weitere Ergebnisse anzuklicken.
    Sah seine Bücher, die auf verschiedenen Onlineportalen zum Kauf angeboten waren. Aha, er hatte also nicht nur Fachbücher geschrieben, stellte ich fest. Einige davon waren für ein breites Publikum bestimmt. Am liebsten hätte ich sofort welche bestellt, doch es wäre mit Sicherheit keine so gute Idee. Vielleicht besaß Ryan sogar welche davon? Schließlich hatte er auch Psychologie studiert . Ich nahm mir vor, ihn gleich Morgen danach zu fragen. Ich widmete mich wieder dem Bildschirm und entdeckte unzählige Bilder von Greg Grantham auf unterschiedlichen Seiten. Bevor er sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hatte, war er alles andere als medienscheu: Er gab oft Interviews, ließ sich liebend gern bei verschiedenen Events von der Presse ablichten und trat des Öfteren im Fernsehen auf. Und dann war plötzlich alles vorbei. Auf einmal schien er nur noch seine Ruhe haben zu wollen. Natürlich hatte dieser völlig unerwartete Entschluss die Medien wochenlang beschäftigt, es kursierten alle möglichen Gerüchte: Burnout, unheilbar erkrankt, bankrott, ausgebrannt? Wieso versteckt er sich auf einmal? Lebt er überhaupt noch? Nach einigen Monaten beruhigten sich die Medien und stürzten sich auf neue

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