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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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mich sonst lieben? Plötzlich hoffte ich, schwanger zu sein. Wir hatten bereits dreimal miteinander geschlafen, ohne zu verhüten. Leider konnte ich mich nicht daran erinnern, wann ich meine Tage zum letzten Mal hatte, doch es war gut möglich, dass ich schwanger war. Ich schloss die Augen und stellte mir vor, wie es sich anfühlte, ein Baby im Arm zu halten, einen winzigen, warmen Körper mit zarter, rosiger Haut, ein unschuldiges, hilfsbedürftiges Wesen, das mir allein gehörte. Mir und Ryan. Ich sah vor meinem inneren Auge, wie winzige Lippen gierig an meiner Brust saugten, während ein Fäustchen instinktiv dagegen drückte. Sah das zärtliche, glückliche Lächeln in Ryans Gesicht, als er einen leichten Kuss auf das flaumige Köpfchen hauchte und gleich danach mich sinnlich und wunderbar fordernd auf den Mund küsste. „Ich liebe dich so sehr!“, flüsterte er, und ich wusste nicht mehr, ob es nur meine Fantasie oder die Wirklichkeit war, bevor mir die Augen zufielen.

5. Einige Jahre zuvor

    Ich werde von einem Lichtstrahl geblendet und schütze meine Augen, indem ich meine rauen Hände auf sie lege. Er ist wieder da. Was hat Er heute mit mir vor? Ich stelle überrascht fest, dass Er dieses Mal die Tür hinter sich nicht schließt. Träume ich etwa? Er lässt sie einfach offen und macht sich, munter eine fröhliche Melodie pfeifend, daran, den übel riechenden Eimer, der in der Ecke steht, fortzutragen. Er geht wieder. Die Tür bleibt sperrangelweit offen. Auf was wartest du, frage ich mich, während mein Herz gegen meinen abgemagerten Brustkorb hämmert. Flieh! Um Gottes Willen, flieh! Das ist die Chance… Doch ich bleibe wie angewurzelt auf dem kalten, feuchten, modrigen Boden sitzen, wie gelähmt. Ich kann nicht, denke ich apathisch. Ich kann einfach nicht, und das weiß Er ganz genau, deswegen fühlt Er sich auch so sicher. Er kehrt zurück und stellt den Eimer wieder in die Ecke, nun ist er leer und sauber.
    „Das hast du dir verdient, mein liebes Kind!“, sagt Er anerkennend, und ich fühle mich so stolz wie noch nie zuvor. „Gestern warst du ein wirklich braves Mädchen, und deswegen gibt es heute eine Belohnung. So funktioniert es, das weißt du doch?“ Ich nicke inbrünstig und hänge an Seinen Lippen, deren Bewegungen ich nur schattenhaft hinter Seiner schwarzen Maske erkennen kann. Genau in diesem Augenblick muss Er lächeln. „Du darfst dich heute waschen!“, verkündet Er feierlich und stellt einen zweiten Eimer auf den Boden, aus dem ein heißer Dampf emporsteigt.
    „Ist es etwa warmes Wasser, Gebieter?“, traue ich mich endlich zu fragen, hoffnungsvoll, atemlos und freudig erregt. Er nickt und stellt eine Flasche mit Duschgel und eine weitere Flasche mit Shampoo neben den Eimer.
    „Was ist das?“, flüstere ich ungläubig, als ich mein Glück kaum fassen kann. „Ich darf mir sogar die Haare waschen?“
    „Ja, Liebling, so ist es“, lächelt Er breit unter der Maske. „Ich bin mit dir sehr zufrieden. Endlich fangen wir an, Fortschritte zu machen! Ich helfe dir dabei, dich zu waschen, mein Engel“, sagt Er bestimmend, „du bist viel zu schwach, um es alleine zu schaffen.“ Ich spüre Seine großen, starken Hände, wie sie meinen ganzen Körper einseifen und die Seife wieder auswaschen. Sogar die intimsten Stellen lässt Er nicht aus, ich schließe die Augen und genieße das angenehme Gefühl, denn dabei geht Er besonders behutsam vor. Danach widmet Er sich meinen Haaren und äußert sich erfreut darüber, wie schön sie gewachsen sind. „Was für ein schönes Mädchen du geworden bist!“, sagt Er anerkennend und stolz. Das Gefühl, frisch gewaschen zu sein, ist einfach nur überwältigend. Meine Haare sind nicht mehr verklebt, sie duften herrlich und kitzeln angenehm meine Schultern. Womit habe ich es nur verdient, dass Er plötzlich so gut zu mir ist? Ich kann mich wirklich glücklich schätzen! Als wäre es nicht genug, stellt Er auch noch eine volle Wasserflasche vor meine Füße, die er kurz davor sorgfältig gewaschen hat. Er hat auch meine Zehennägel geschnitten und gefeilt und sie mit einem schönen, tiefroten Nagellack lackiert, bevor Er sich meinen Händen widmet. Er massiert sie ausgiebig mit einer reichhaltigen Handcreme, feilt meine Nägel in eine schöne Form und lackiert sie ebenfalls leuchtend rot. „Rot ist deine Farbe, Liebes!“, erklärt Er mir und haucht mir einen Kuss auf die Stirn. „Sag mir deinen Namen“, befiehlt Er mir plötzlich, und ich

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