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Der Tag an dem ich erwachte

Der Tag an dem ich erwachte

Titel: Der Tag an dem ich erwachte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilia Miller
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Fenster auf, um etwas Luft zu bekommen, bevor ich endgültig erstickte. Er sagte nichts. Tat nichts. Sah mir gespannt zu. Gespannt darauf, was nun kommen würde. Der Arzt in ihm gewann wieder die Oberhand, erkannte ich beiläufig, während ich nach wie vor um Atem rang.
    „Ryan… Ich muss dir etwas gestehen.“ Das Sprechen fiel mir auf einmal eigenartig schwer, als wäre meine Zunge betäubt. Mein Mund wurde plötzlich trocken und ich hatte das Gefühl, viele kleine Nadeln in meiner Kehle zu haben, die mich bei jedem Wort, das ich mühsam herausbrachte, gemein pieksten. Ich griff voller Panik nach der Wasserflasche, machte mir gar nicht erst die Mühe, ein Glas zu benutzen und trank einen tiefen Schluck daraus. Und noch einen. Erst, als die Flasche halbleer war, atmete ich erleichtert auf und fuhr fort: „Ich glaube, dass es nicht das erste Mal ist, dass ich unter einer Amnesie leide.“
    Da ich wieder verstummte, sah er sich gezwungen, leise und vorsichtig nachzufragen: „Wie kommst du darauf? Hat es etwas mit deinem Alptraum zu tun?“ Ich nickte und trank die Flasche leer.
    „Erzähl mir davon, Holly“, forderte er mich eindringlich auf.
    „Ich kann nicht“, stammelte ich und spürte, wie die Tränen meine erhitzten Wangen befeuchteten. „Es tut so weh!“, schluchzte ich und klammerte mich an ihm fest in der Hoffnung, er würde meinen unerträglichen Schmerz lindern. „Bitte, hilf mir! Halt mich fest! Lass mich nie wieder los!“
    Er tat wie ihm geheißen, hielt mich so fest er konnte und wiegte mich tröstend in seinen Armen, als wäre ich ein Kind, das auf seinen Schutz angewiesen war. Und dann sprudelten die Worte aus mir heraus, so unaufhaltsam wie ein Wasserfall, meine Stimme überschlug sich vor Aufregung und Schmerz. „Es war schon das zweite Mal“, vertraute ich ihm an, als ich mit meinem verstörenden Bericht fertig war. „Bereits im Krankenhaus hatte ich einen ähnlichen Traum. Was bedeutet es, Ryan? Ist es tatsächlich eine Erinnerung?“
    „Ich weiß nicht“, sagte er nachdenklich, nachdem er eine ganze Weile geschwiegen hatte. „Bei Amnesie-Patienten kann man nie hundertprozentig davon ausgehen. Es kann sein, dass deine Fantasie dir einen bösen Streich spielt. Dass deine schlimmsten Ängste sich zu einem ständig wiederkehrenden Alptraum herauskristallisieren, der dir eine vermeintliche Erinnerung vorgaukelt. Dennoch ist es nicht auszuschließen, dass es sich tatsächlich um eine Erinnerung handelt.“ Er sah mich schweigend an, und seine Augen funkelten plötzlich bedrohlich. Sein Gesicht nahm einen herrlich bösen Ausdruck an, er erinnerte mich an einen schönen Racheengel, als er leise knurrte: „Sollte es der Fall sein, Holly… Sollte es wirklich die Wahrheit sein, dann werde ich den Kerl, der dir das angetan hat, aufspüren, so wahr ich hier sitze! Und dann werde ich ihn töten.“
    „Apropos töten, Ryan…“ Endlich klang meine Stimme wieder fest. „Gestern Nacht konnte ich nicht einschlafen. Also ging ich in dein Arbeitszimmer und recherchierte über den Mann, den ich getötet haben soll. Greg Grantham. Ich erinnere mich nicht an ihn!“, schrie ich so laut, dass mein Hals mir schon wieder wehtat. Ryan stand auf und brachte mir eine neue Flasche Wasser, die er fürsorglich für mich öffnete.
    „Das war die letzte“, stellte er gedankenverloren fest, „ich muss wieder einkaufen. Also, kam dir keine einzige Erinnerung auf, als du seine Bilder im Internet gesehen hast?“
    „Keine einzige“, wiederholte ich nachdrücklich. „Ach ja, ich muss dir noch etwas beichten… Ich sah mir die Fotos an.“
    „Du meinst, die Fotos?“, fragte er entsetzt, und ich nickte.
    „Um Gottes Willen, Holly, warum?“
    „Weil ich es einfach tun musste , ich konnte nicht anders!“, schluchzte ich, „ich habe die halbe Nacht gekotzt, Ryan. Es war so schrecklich, so entsetzlich… Das war ich nicht, bitte glaube mir doch! Ich weiß zwar nicht, wer ich bin und was in meiner Vergangenheit geschah, doch eins weiß ich sicher: Nie im Leben wäre ich zu so einer Tat fähig!“
    „Nein, das bist du nicht“, sagte er und küsste mir die Tränen von meinem erhitzten Gesicht ab. „Du musst mir nichts beweisen“, versicherte er mir zärtlich. „Ich weiß, dass du unschuldig bist, ich spüre es einfach, und meine Intuition hatte mich bis heute noch nie getäuscht. Jetzt müssen wir es nur noch dem Rest der Welt bewiesen, danach steht unserem Glück nichts mehr im Wege.“
    „Werden wir

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