Der Tag an dem ich erwachte
brauchte. Mich vergötterte. Als es vorbei war, legte ich mich neben ihn und massierte ganz zart sein erschlafftes Glied. Es entfuhr ihm ein eigenartig helles Geräusch, etwas zwischen Lachen und Schluchzen, bevor er erneut heftig erbebte. „Es tut mir leid, Ryan“, flüsterte ich und küsste ihn auf den Mund.
„Es gibt nichts, wofür du dich entschuldigen musst, Liebling“, sagte er ernst, bevor er meinen Kuss erwiderte, so zärtlich und intensiv, dass mir der Atem stockte. „Ich kann nicht mehr ohne dich leben“, stellte er fest und klang dabei so hilflos, dass ich mich plötzlich stark und machtvoll fühlte. Von wegen, armes Ding ohne Namen, dachte ich zufrieden, als ich neben ihm einschlief.
8. Einige Jahre zuvor
Ich wache auf und strecke mich genüsslich auf meinem bequemen Bett. Lausche dem lieblichen Vogelgezwitscher, das aus dem Garten kommt, der sich direkt unter meinem Fenster befindet und zu dieser Jahreszeit prächtig blüht. Ich schlafe gern bei halboffenem Fenster, sodass die herrlichen Düfte der Blumen schon beim Aufwachen meine Nase kitzeln. Ich schließe meine Augen und atme sie tief ein, dabei lächele ich glücklich. Ich bin so glücklich, dass ich es kaum in Worte fassen kann. Der Mann, den ich liebe, tadelt mich immer wieder, weil ich ihm nicht erlaube, einen Gärtner einzustellen, da ich mich selbst um unseren schönen Garten kümmern will. Er meint es natürlich nicht ernst, er möchte mich bloß nach Strich und Faden verwöhnen. Ab und zu ergreift er meine Hände, betrachtet sie eingehend und schüttelt missbilligend den Kopf. „So sehen die Hände einer Prinzessin nicht aus!“, stellt er mit gespieltem Ärger fest, bevor er jeden meiner Finger küsst, obwohl meine Fingernägel oft schwarze Ränder haben, ein hartnäckiges Überbleibsel der Gartenarbeit, durch keine Seife und Bürste wegzukriegen. Aber ich weiß, dass er insgeheim stolz darauf ist, was ich alles in unserem Garten zustande gebracht habe. Ich habe sogar Obst und Gemüse eingepflanzt, und ein Kräuterbeet mit vielen unterschiedlichen Kräutern. Ich bin eine Kräuterhexe, sage ich immer wieder zu meinem Liebsten, es gibt nichts, was ich nicht zum Wachsen und Gedeihen bringen kann. Ich habe einen grünen Daumen. Ich liebe es, frische Zutaten für das Essen zu verwenden, das ich meinem Mann jeden Abend koche, mindestens drei Gänge, alles nur vom Feinsten. Ich liebe es, ihn dabei zu beobachten, wie er mein liebevoll zubereitetes Essen voller Genuss verschlingt. Wie seine Augen dabei stolz glänzen. Ich liebe es, seine Frau zu sein. Jeden Morgen, bevor ich endgültig wach werde, bleibe ich ein Weilchen im Bett liegen, kuschele mich in die weiche, seidige, frisch duftende Bettwäsche ein und denke darüber nach, was für eine glückliche Frau ich bin. Mein Mann ist bereits fort, er bemüht sich, beim Aufstehen ganz leise zu sein, um mich ja nicht aufzuwecken. Sobald sein Wecker klingelt, schaltet er ihn sofort aus, sodass ich es meistens gar nicht wahrnehme. Eines Abends stellte auch ich mir den Wecker, um ihn mit einem schönen Frühstück zu überraschen. Um ihm eine kleine Freude zu machen. Er zeigte sich dankbar, doch danach machte er mir ausdrücklich und unmissverständlich klar, dass er keinen Wert darauf legte, dass ich so früh aufstand. „Du bist meine Prinzessin, Liebling, und Prinzessinnen schlafen lange und verbringen den halben Vormittag im Bett.“ Ich liebe es, seine Prinzessin zu sein. Dabei war ich ein ganz einfaches Mädchen, bevor ich diesen wunderbaren Mann kennen lernte, der sich aus irgendeinem unerschwinglichen Grund in mich verliebt und eine Prinzessin aus mir gemacht hatte. Ich wurde in einem englischen Kaff namens Bedford geboren, das sich circa fünfzig Kilometer von London entfernt befindet. Ich war ein Einzelkind, und es war auch gut so, denn mein Vater hatte uns verlassen, als ich noch ein Kleinkind war. Meine Mutter, Gott hab sie selig, hatte Doppelschichten in einer Fabrik geschoben, um für uns beide zu sorgen, derweil passte Tante Abigail auf mich auf, die in der gleichen Fabrik wie meine Mutter arbeitete. Sie wechselten sich ab: Während Tante Abigail (die nicht meine richtige Tante, sondern nur unsere Nachbarin war) arbeiten ging, passte meine Mutter auf mich und Abigails Tochter auf. Sie hieß Ava und war meine beste Freundin, seitdem ich denken konnte. Ava war genauso alt wie ich, und als wir in das Schulalter kamen, gingen wir in dieselbe Klasse. Wir waren die einzigen Mädchen,
Weitere Kostenlose Bücher