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Der Tag Delphi

Titel: Der Tag Delphi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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notieren?«
    Es fiel Kristen schwer, den Hörer ruhig in der Hand zu halten. »Nein, ich denke nicht. Wann mußte er eigentlich weg?«
    »Am frühen Nachmittag, glaube ich. Er hatte es plötzlich sehr eilig.« Noch eine kurze Pause. »Sind Sie sicher, daß ich Ihnen nicht …«
    Kristen legte den Hörer benommen auf die Gabel. Soweit seine Sekretärin Bescheid wußte, hatte Paul Gathers wegen eines Auftrags das Büro verlassen, bevor er Kristens Büro um vier Uhr von außerhalb des Hoover-Gebäudes angerufen hatte!
    »Ich muß noch ein paar Dinge nachprüfen … Ich werde es dir sagen, wenn wir uns treffen, wenn ich mir sicher bin.«
    Und jetzt war er verschwunden. Nicht unterwegs, nicht mit einem Auftrag beschäftigt. Einfach verschwunden.
    Wie ihr Bruder.
    Aber Gathers hatte ihr etwas hinterlassen: den Ort, von dem aus David in der Nacht zuvor angerufen hatte.
    Grand Mesa.
    Colorado.

Fünftes Kapitel
    »Ich möchte die Anzahl der Todesopfer wissen«, beharrte McCracken.
    Seine Seite schmerzte, wo die Kugel ihn gestreift hatte, und der enge Verband verschlimmerte den pochenden Schmerz noch. Seit fast zwölf Stunden warteten schmerzstillende Mittel in seiner Tasche darauf, von ihm eingenommen zu werden, doch er hatte nicht die geringste Absicht, sie zu schlucken.
    »Ich möchte wissen, wie viele Menschen verwundet wurden.«
    Captain Roy Martinez stand an der gläsernen Vorderfront seines Büros, als er sprach. »Ich dachte, wir hätten Ihnen genug Höflichkeit entgegengebracht, McCracken, indem wir Sie nicht in eine Zelle gesperrt haben.«
    »Wie viele, Captain?«
    »Warum ist das so wichtig, daß Sie das wissen?«
    »Weil ich dort war.«
    »Und vielleicht fühlen Sie sich schuldig. Vielleicht sind Sie zumindest für ein paar verantwortlich.«
    »Glauben Sie das wirklich, Captain?«
    »Glauben Sie es?«
    McCrackens Antwort war ein wissender Blick. Obwohl noch vieles von dem unklar war, was in den frühen Stunden dieses Freitagmorgens im Coconut Grove passiert war, war klar, daß McCrackens Auftauchen die ursprünglichen Absichten der Angreifer ernsthaft gestört hatte. Indem er die Aufmerksamkeit der Schützen auf sich zog und von den Gästen des Cocowalk ablenkte, hatte er zahllose Menschenleben gerettet. Aber es war nicht genug gewesen …
    Die Polizei hatte Blaine verhaftet und ihn unter schwerer Bewachung zum Mount-Sinai-Krankenhaus gebracht. Kaum hatte ein Arzt den Verband auf seiner Wunde angebracht, beförderten ihn seine Begleiter rasch zum Polizeihauptquartier, wo eine freie Zelle auf ihn wartete. Er weigerte sich, mit jemand anderem als dem befehlshabenden Beamten zu sprechen, der zu diesem Zeitpunkt vor Ort im Coconut Grove war.
    »Siebenunddreißig Tote«, sagte Captain Martinez schließlich. Sie hatten am Vormittag zweimal miteinander gesprochen, aber dies war das erste Mal, daß Martinez ihm eine Information zukommen ließ. »Mehr als dreihundert wurden verwundet. Beide Zahlen werden sich wahrscheinlich erhöhen.«
    »Das tun sie immer.«
    »Sie haben so etwas also schon erlebt.«
    »Was steht in meiner Akte?«
    »Da Sie selbst die Freigabe erteilen mußten, bevor sie uns von Washington zugänglich gemacht wurde, bin ich sicher, daß Sie es wissen.«
    McCracken erhob sich und stellte sich neben Martinez vor die Glaswand. »Die besten Sachen wurden überwiegend ausgelassen. Glauben Sie mir.«
    »Wenn die Hälfte von dem stimmt, was in der Akte steht, möchte ich wissen, was zum Teufel Sie hier in Miami gesucht haben.«
    »Darauf kommen wir noch zurück.«
    »Und wir werden noch oft darauf zurückkommen.«
    »Gewehre waren es, die mich hierher geführt haben, Captain. Dreißig Prozent des illegalen Waffenhandels in diesem Land geht von Südflorida aus, und ich hatte eine Verbindung mit dem größten Verteiler.«
    »Alvarez …«
    »Vater und Sohn, wie ich gestern nacht erfahren mußte.«
    »Der Sohn ist … ich meine, war Carlos. Der Name des Vaters ist Manuel.« Martinez trat zwei Schritte von der Glaswand zurück. »Sehen Sie, es ist nicht so, daß wir hier unten gar keine Ahnung haben, Mr. McCracken. Wir halten nur an dieser kleinen Sache fest, die sich das Prinzip der Verhältnismäßigkeit nennt – und das ist etwas, womit Sie sich meinem Gefühl nach schon lange nicht mehr abgeben.«
    »Captain, das mit der Verhältnismäßigkeit war für mich schon vorbei, bevor diese leeren Stellen in meiner Akte auftauchten.«
    »Kamen Sie her, um Alvarez umzubringen, Mr. McCracken?«
    »Vater oder

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