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Der Talisman

Der Talisman

Titel: Der Talisman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King und Peter Straub
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dir wieder besser«, sagte Jack. Aber haben Sie dafür irgendwelche Beweise, Doktor? fragte er sich. Welche Beweise haben Sie dafür, dass er nicht regelrecht vergiftet wird? Er hatte keine. Er tröstete sich mit dem gerade erst erfundenen (gerade erst entdeckten?) Gedanken, dass Richard bei dem, was immer sich im schwarzen Hotel ereignen mochte, eine entscheidende Rolle spielte. Er brauchte Richard Sloat – und nicht nur, weil Richard Sloat Plastiksprengstoff von Beuteln mit Handelsdünger unterscheiden konnte.
    War Richard schon einmal im schwarzen Hotel gewesen? War er tatsächlich in die Nähe des Talismans vorgedrungen? Er warf einen Blick auf seinen Freund, der flach und angestrengt atmete. Richards Hand fühlte sich an wie eine Wachsplastik.
    »Ich will dieses Ding nicht mehr«, sagte Richard und schob die Uzi von seinem Schoß herunter. »Mir wird schlecht von dem Geruch.«
    »Okay«, sagte Jack und zog sie mit seiner freien Hand auf den eigenen Schoß. Einer der Bäume schlich sich in sein Gesichtsfeld und heulte vor Qual lautlos auf. Bald würden die Hundemutationen auf Nahrungssuche gehen. Jack warf einen Blick auf die Hügel zu seiner Linken - Richards Seite – und sah, wie eine menschenähnliche Gestalt zwischen den Felsen hindurchschlüpfte.
     
    11
     
    »He«, sagte er fast ungläubig. Von seinem Erschrecken unberührt, verschönerte der düsterrote Sonnenuntergang auch weiterhin das Unverschönerbare. »He, Richard.«
    »Was ist? Ist dir auch schlecht?«
    »Ich glaube, ich hab da oben jemanden gesehen. An deiner Seite.« Er blickte wieder zu den Felsen empor, bemerkte jedoch keine Bewegung.
    »Interessiert mich nicht«, sagte Richard.
    »Das sollte es aber. Sie passen genau den richtigen Zeitpunkt ab. Sie wollen über uns herfallen, wenn es gerade so dunkel ist, dass wir sie nicht mehr sehen können.«
    Richard öffnete mühsam das linke Auge und warf einen unbeteiligten Blick in die Runde. »Ich sehe niemanden.«
    »Ich im Augenblick auch nicht, aber ich bin doch froh, dass wir nach hinten gegangen sind und die Schießeisen geholt haben. Setz dich gerade hin und halt die Augen offen, wenn du lebend hier herauskommen willst.«
    »Du kannst einem ganz schön auf die Nerven gehen.« Aber Richard richtete sich auf und öffnete beide Augen. »Ich sehe da oben wirklich nichts, Jack. Es ist schon zu dunkel. Du hast dir wahrscheinlich nur eingebildet …«
    »Pst«, sagte Jack. Er glaubte, zwischen den Felsen am oberen Rand des Tales eine weitere Gestalt gesehen zu haben. »Es sind zwei. Ich frage mich, ob noch einer zum Vorschein kommt.«
    »Und ich frage mich, ob da überhaupt irgendetwas ist«, sagte Richard. »Weshalb sollte uns jemand etwas zuleide tun wollen? Ich meine, wir sind schließlich nicht …«
    Jack drehte den Kopf und ließ den Blick über die vor dem Zug liegenden Schienen wandern. Hinter dem Stamm eines der schreienden Bäume bewegte sich etwas. Etwas, das größer war als ein Hund.
    »Oh«, sagte Jack. »Ich glaube, da wartet noch einer von den Kerlen auf uns.« Einen Augenblick war er vor Angst wie gelähmt – er wusste nicht, was er tun sollte, um diese drei Angreifer abzuwehren. Sein Magen krampfte sich zusammen. Er hob die Uzi von seinem Schoß hoch, betrachtete sie benommen und fragte sich, ob er wirklich imstande sein würde, die Waffe zu benutzen. Konnte es sein, dass die Wegelagerer des Verheerten Landes auch Gewehre hatten?
    »Es tut mir leid, Richard, aber ich glaube, wir sitzen in der Tinte, und ich werde deine Hilfe brauchen.«
    »Was kann ich tun?« fragte Richard mit unsicherer Stimme.
    »Nimm deine Kanone«, sagte Jack und reichte ihm eine Uzi. »Und ich glaube, wir sollten uns hinknien, um ihnen weniger Ziel zu bieten.«
    Er ließ sich auf die Knie nieder, und Richard folgte mit langsamen Unterwasserbewegungen seinem Beispiel. Von irgendwo hinter ihnen kam ein langer Schrei, von oben ein weiterer. »Sie wissen, dass wir sie gesehen haben«, sagte Richard. »Aber wo stecken sie?«
    Die Frage wurde fast sofort beantwortet. In der dunkel purpurroten Dämmerung gerade noch sichtbar, kam ein Mann – oder etwas, das aussah wie ein Mann – aus seiner Deckung hervor und rannte den Abhang hinab auf den Zug zu. Lumpen umflatterten ihn. Er schrie wie ein Indianer und hielt etwas in den erhobenen Händen, das wie eine biegsame Stange aussah; Jack versuchte noch immer zu erraten, welche Funktion das Ding haben mochte, als er mehr hörte als sah, dass etwas Schmales an seinem Kopf

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