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Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition)

Titel: Der Tanz der besseren Gesellschaft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eberhard Feuchtenbeiner
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dringend.
    Schnell griff er nach den Alben und schlug die passenden Bilder auf. Nr. 5 entpuppte sich als die geile Bankierstochter. „Die gibt wahrscheinlich vor, zu ganz züchtigen Literaturstunden zu gehen“, dachte er bei sich. „Wenn ihre Eltern wüssten, was ihr Früchtchen hinter ihrem Rücken so alles treibt! Na die wäre ein echter Leckerbissen für mich.“
    Nr. 7 von der geheimen Kollektion kam hingegen nicht infrage: Auf dem Foto lächelte die dicke Fleischermeistersgattin ein wulstiges Lächeln. Hermann fand sie abstoßend, griff wieder zum großen Album und blätterte rasch zur Nr. 28.
    Der Anblick elektrisierte ihn schlagartig. „Teufel noch eins! Was für ein überirdisches Geschöpf! Die hat mir der Johann doch tatsächlich verschwiegen! Diese Augen, einfach wunderschön. Und sie ist – wie alt? – fünfundzwanzig, sechsundzwanzig Jahre vielleicht. Also einfach im perfekten Alter, schön wie der junge Morgen und doch längst kein kicherndes Gänschen mehr. Reizend, also wirklich, das ist die Richtige für heute!“
    Angestrengt starrte er noch eine ganze Weile auf das Bildnis der hinreißend anziehenden jungen Frau, deren engelhaftes Gesicht auf eine natürliche, unverbrauchte Art Verlockungen der sündhaftesten Art versprach. Nach einer Weile gab er es auf, in seinem Gedächtnis zu forschen – diese anmutige, liebreizende Gestalt war ihm tatsächlich völlig fremd, er hatte sie noch nie zuvor gesehen. Daran würde er sich gewisslich erinnern.
    Als ob die wachsende Begierde nur darauf gewartet hatte, endlich ein Ziel vor Augen zu bekommen, brach sie nun mit ungehemmter Macht hervor. Hermann wollte wissen, wer dieses Weib war, er wollte sie nehmen, er wollte sie besitzen. Er wollte sie lieben und von ihr wiedergeliebt werden.
    Er sprang auf und riss heftig an der Klingel. Ungeduldig auf und ab gehend erwartete er das Kommen des Zimmerkellners.
    „Johann! Endlich! Sag, rasch, wer ist das?“
    Johann folgte dem Zeigefinger des Barons und nickte wissend. „Nr. 28“, sagte er lächelnd.
    „Spann mich nicht auf die Folter, Kerl!“ rief P. „Sag mir wer das ist; Nr. 28, das sehe ich selbst.“
    Johann begann verlegen zu stammeln: „Ach, Herr Baron, die Dame gehört eigentlich gar nicht richtig zur Runde, das ist … etwas Privateres. Eine Art kleiner Nebenverdienst von mir, Sie verstehen …“
    Hermann verstand ausgezeichnet. „Ach so ist das. Nun denn …“ Damit griff er zu seinem Portemonnaie und entnahm ihm einen Hunderter, den er dem Kellner vor die Füße warf.
    „Nein, nein, Herr Baron missverstehen mich“, versuchte Johann die Situation zu klären. „So war das nicht gemeint. Der Herr Baron ist mir ja bestens als ein nobler und großzügiger Herr bekannt, von dem ich niemals etwas im Voraus verlangen würde. Da Ihnen die Dame offenbar so sehr zusagt, werde ich ein Treffen arrangieren. Es wird mir eine persönliche Ehre sein, Sie zufriedenzustellen.“
    „Wie das?“, erkundigte sich Hermann.
    „Nun, euer Gnaden, es verhält sich so, dass diese Frau wohl das Glanzstück meiner ,Sammlung' darstellt, weshalb ich sie nur ganz besonderen, ausgewählten und bewährten Kunden präsentiere. Für gewöhnlich ist ihre Fotografie nicht Teil des Albums; aber heute, weil Sie es sind, habe ich das Bild hinzugefügt, bevor ich Ihnen die Kollektionen zur Ansicht übergab.“
    „Du weckst meine Neugierde mehr und mehr. Wer ist denn nun dieses Prachtweib?“
    Johann senkte den Blick und sagte: „Diese Frau – nun, sie ist – Herr Baron seien bitte nicht schockiert – diese Dame ist – meine Frau!“
    Hermann wich zurück, als hätte er einen Schlag ins Gesicht erhalten.
    „Deine Frau?!“, entfuhr es ihm. „Und du – verkaufst sie?“
    Johann hob abwehrend die Hände. „Sie ist eine sehr leidenschaftliche Frau und macht es selbst sehr gerne. Sie hat ein so großes Verlangen, dass es mir, offen gesagt, unmöglich ist, es zu ihrer vollständigen Zufriedenheit zu stillen. Und mir ist es eine echte Freude, hohen Herren zu Diensten sein zu können. Wenn Ihr Euch also nicht daran stößt, es mit der einfachen Frau eines Bediensteten zu tun, wäre ich glücklich, ein Treffen zu vereinbaren. Sie käme, wann immer es Euch beliebt.“
    Hermann wandte sich ab und sah nachdenklich aus dem Fenster. Die Bankierstochter, überlegte er, wäre wohl die pikantere Wahl, aber andererseits hatte er von den höheren Töchtern langsam genug. Und die Frau des Kellners war eine wahre Augenweide. Er wandte sich

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