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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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diese Auskünfte weiterzugeben.« Es war sechs Monate her, seit Harald in den Orden eingetreten war, folglich hatte ihm ein erster Besuch zugestanden.
Dusburg nickte. »Es wurde ihm tatsächlich befohlen.«
»Herr, dann finde ich, er sollte dazu beglückwünscht werden, eine Prüfung bestanden zu haben.«
»Aber diese Auskünfte waren falsch, Radu. Er wusste, dass sie unrichtig waren. Er belog seinen eigenen Vater, und wir haben Beweise, dass sein Vater sich täuschen ließ. Ist er nicht ein widerwärtiges Schandmaul, ein undankbarer Balg, ein unflätiger Lügner?«
»Herr, er hat seine Sache noch besser gemacht, als ich dachte. Besonders wenn dieser Vater nur annähernd wie mein eigener Vater war, der ein äußerst argwöhnischer und scharfsinniger alter Mann ist.«
Die harten Augen des Bannerherrn funkelten. Seine Stimme blieb eiskalt. »Dann billigst du seine Falschheit also?«
»Herr. Mit ganzem Herzen.«
»Dann erwäge die folgende Mission. Der Abt braucht einen Mann, der vorgibt, die Bruderschaft zu verlassen und ins Laientum zurückzukehren. Er wird Lügen erzählen müssen, um zu erklären, weshalb er angeblich abtrünnig geworden ist. Außerdem wird es erforderlich sein, dass er einen Meineid leistet, indem er einem Außenstehenden die Gefolgstreue schwört, und zwar mit dem festen Vorsatz, jenen Eid in jeder Weise zu verraten, die seine übergeordnete Treuepflicht gegenüber dem Orden erfordert. Ferner wird er gewisse Vorgänge ausführen müssen, die zum Tod anderer und bestimmt zu seinem eigenen führen könnten, falls er dabei ertappt wird. Es wird eine einsame und gefährliche Mission, die in den Augen der Welt gänzlich außerhalb der üblichen Grenzen der Ehre verläuft. Was würdest du zu einer solchen Mission sagen?«
Radu war übel, wofür er sich schämte. Ein Krieger tut, was immer nötig ist, um zu siegen. »Herr! Ich würde mich geehrt fühlen, mit einer solchen Mission beauftragt zu werden.« Geehrt, aber entsetzt. Sie würden doch wohl keinem Jungspund wie Harald eine solche Folter auferlegen?
»Warum?«
»Herr. Weil eine einsame Mission immer eine Ehre ist, und eine derart anspruchsvolle würde zudem bedeuten, dass der Rat großes Vertrauen in mich setzt, einen Mann, der erst seit weniger als einem Monat ein Ritter ist. Weil ich außerdem weiß, dass die Bruderschaft nicht grundlos Tod herbeiführt, muss diese Mission wichtig für unser aller Wohlergehen sein. Herr.«
Dusburg überlegte einen Augenblick. »Der Meineid würde dir keine Gewissensbisse bereiten? Der Verrat?«
»Nicht, wenn ich dabei Befehlen gehorche, Herr.«
»Und wenn deine Befehle lauteten, um jeden Preis zu vermeiden, entdeckt zu werden, wärst du dann bereit, die Regeln unseres Ordens zu brechen? Würdest du stehlen, morden und falls nötig sogar Unzucht treiben?«
»Herr. Ich werde jedem Befehl gehorchen, wie ich es am Tag meiner Aufnahme geschworen habe.« An jenem Tag waren ihm die drei Grundvoraussetzungen der Bruderschaft mitgeteilt worden – Gehorsam, Gehorsam und nochmals Gehorsam.
Der Bannerherr nickte. »Der Novize darf sich erheben.« Harald stand auf.
»Rühr dich. Der Novize darf seinen Bruder begrüßen.«
Harald drehte sich und blickte mit einem wagenbreiten Grinsen auf Radu herab. »Herr! Bitte um Erlaubnis, Euch zur Gürtung beglückwünschen zu dürfen!«
»Erlaubnis erteilt«, sagte Radu. »Und Glückwunsch auch an den Novizen! Wenn er dem alten Mann wirklich Sand in die Augen streuen konnte, ist er ein besserer Mann, als ich je zu werden hoffen darf.« Damit umarmte er seinen Bruder und wünschte sogleich, er hätte es nicht getan. Die Hälfte seiner Rippen fühlte sich gebrochen an.
»Der Novize wird sich freuen zu hören«, meldete sich Dusburg zu Wort, »dass seine Beförderung zum Knappen beim Mittagsmahl verkündet wird.«
Harald sog heftig die Luft ein und schaute Radu voll ungläubiger Freude an. Dann tappte er in die uralte Falle und griff nach oben, um sich die Kapuze aufzusetzen.
»Die Beförderung wird erst mit der Ankündigung wirksam.«
»Herr!« Harald sank wieder auf die Knie. Sein Nacken aber leuchtete vor Erregung rosa.
Radu hoffte, dass seine Gefühle Erstaunen und kein Neid waren. Knappe in sechs Monaten? Unglaublich! So etwas kam gewiss nicht jedes Jahrhundert vor, oder?
»Der Novize wird die Fensterläden öffnen und berichten, was er sieht.« Dusburg ergriff seine Papiere, als wollte er durchlesen, was er geschrieben hatte.
Harald sprang auf, um zu gehorchen. »Herr. Nur

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