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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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emporzublicken und einen Arm zu heben, um die Augen vor dem Licht abzuschirmen. Ketten rasselten. Entsetzt stellte Ringwald fest, dass der Gefangene nur eine Decke und Stroh als Liegestatt, jedoch keine Kleider zu haben schien. Dem Aussehen nach konnte er ebenso gut Haralds Bruder wie der jedes anderen sein. Vermutlich hätte seine eigene Mutter ein derart übel zugerichtetes Gesicht nicht mehr erkannt.
»Hoheit?«, krächzte er. »Ihr seid in Sicherheit?«
»Bislang noch. Es tut mir Leid, was ich über deinen Vater erfahren habe. Er war ein sehr netter Mann.«
Eine Pause folgte, dann murmelte der Gefangene: »Danke.« An einem solchen Ort wirkte das Wort gänzlich fehl am Platz, ja fast schon verboten.
»Mir wurde gesagt, du warst derjenige, der Voica und meinen Sohn verschleppt hat.«
»Es tut mir Leid.«
»Auf wessen Befehl?«
»Auf den meiner Vorgesetzten.«
»Bitte erzähl mir davon. Ich will meinen Sohn zurück.«
»Ich musste Gefolgstreue schwören, Euer Gnaden.« Radu besaß eine bemerkenswert melodische Stimme, einen klaren Tenor, der in krassem Gegensatz zu seinem übel zugerichteten Erscheinungsbild stand. Er musste in seinem Kerker bis auf die Knochen frieren.
»Also trifft dich keine Schuld. Ich verstehe. Aber ich flehe dich an, erzähl mir von meinem Sohn.«
»Mir wurde gesagt, Ihr wärt nicht mehr in Krupina, hättet Euren Sohn irgendwo zurückgelassen, wahrscheinlich in Brikov. Ich wurde gefragt, ob ich wüsste, wohin Ihr ihn gebracht haben könntet, und da fiel mir Voica ein … Wenn ich reden soll, brauche ich Wasser.«
Wasser wurde geordert. Einer der Diener eilte davon. Das Licht seiner Laterne entfernte sich den Tunnel entlang.
»Öffnet dieses Tor!«, forderte Glockmann. »Ich gehe da hinunter.«
»Was für ein Narr«, knurrte János, aber er öffnete einen Teil der Absperrung. Glockmann und Ringwald senkten die Leiter in die Grube, sorgsam darauf bedacht, nicht den Gefangenen mit ihr zu verletzen. Glockmann nahm eine Laterne mit und stieg hinab. Ein paar Mal würgte er.
Das Licht offenbarte, dass Radus Arme und Schultern schwarz vor Blutergüssen und Striemen waren. Sein Haar war kurz geschoren, sein Bart kaum länger. Beides mochte einst golden wie bei Harald gewesen sein, nun war es jedoch zu sehr mit Blut und Dreck verkrustet, um es mit Sicherheit zu sagen. Ein Eisenkragen um seinen Hals war mit einer Kette an einer Klammer in der Wand befestigt. Er versuchte, sich aufzusetzen, doch selbst mit Glockmanns Hilfe war die Anstrengung zu viel für ihn, und er sank zurück auf das Stroh.
»Wer hat dir befohlen, nach Frederik zu suchen?«, fragte die Herzogin.
»Der Probst, Fürst Volpe.«
Das Wasser traf ein und wurde hinabgereicht. Glockmann hielt es an Radus geschundenen Mund.
Der Gefangene fuhr mit seiner Geschichte fort, wobei er jedes einzelne Wort schmerzlich zwischen gebrochenen Zähnen und geschwollenen Lippen hervorpresste. »Fürst Volpe meinte, Euer Sohn schwebte in schlimmerer Gefahr, als Ihr wüsstet, und er könnte einen sicheren Ort finden, um ihn zu verstecken. Ich sollte den Knaben finden und Volpe mitteilen, wo dieser sich aufhielt. Er sagte, ihm sei klar, dass dies nicht nach einer ehrenwerten Tat aussähe. Es gefiel mir ganz und gar nicht, Hoheit, aber ich musste ihm gehorchen, genau wie er dem Abt gehorchen muss und der wiederum Seiner Hoheit. Der Probst hat gesagt, Seine Hoheit hätte dies angeordnet. Ich antwortete, dass ich gehorchen würde.«
»Und hast du die Männer geführt, die meine Schwester und meinen Sohn verschleppten?«
»Ich habe ihnen den Weg gewiesen, Hoheit«, murmelte er.
»Ich sagte Eurer Schwester, dass sie mit uns kommen und den Jungen mitnehmen müsste.«
»Oder?«
»Oder wir würden Gewalt anwenden.«
»Und wohin habt ihr sie gebracht?«
»Nach Vamky, Euer Gnaden. Wohin sie von dort aus weiterreisten, weiß ich nicht.« Wieder trank er einen Schluck.
»Radu, ich fürchte, ich habe weitere schlechte Neuigkeiten für dich. Ich bin fast sicher, dass dein Bruder Harald tot ist.«
Es war unmöglich, den Ausdruck im Gesicht des Gefangenen zu deuten. »Ist er einen guten Tod gestorben?«
»Das weiß ich nicht. Wie es scheint, hat er versucht, mich zu töten. Könnte er dazu in der Lage gewesen sein?«
»Wenn es ihm befohlen wurde.«
»Also leistete er einen Meineid, als er dem Baron Gefolgstreue schwor?«
»Wenn ihm aufgetragen wurde, einen Meineid zu leisten, hätte er es getan. Der Eid kennt keine Einschränkungen.«
»Und als du dem Grafen vor einer Woche

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