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Der Tanz Der Klingen

Der Tanz Der Klingen

Titel: Der Tanz Der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dave Duncan
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gesagt hast, dass du Vamky verlassen willst? Hast du da auch gelogen?«
Der Gefangene wollte mit den Schultern zucken und keuchte ob der Schmerzen, die ihm der Versuch bereitete. »Nein, das habe ich aufrichtig gemeint. Es war töricht von mir zu erwarten, er würde mir glauben.«
»Warum solltest du diesen unwiderruflichen Eid brechen?«
»Weil ich den Großherzog in einem Verlies in Vamky gesehen habe. Der Probst hat einen Vertrauensbruch begangen. Er ist ein Verräter.«
»Graf János hat dich abgewiesen. Willst du stattdessen mir die Gefolgstreue schwören? Aufrichtig?«
»Mit Freuden. Aufrichtig. Obwohl ich fürchte, meine Dienste werden von kurzer Dauer sein.«
Ringwald war klar, dass er soeben einen Beweis seltenen Mutes bezeugte. Die Grausamkeiten des Grafen hätten die meisten Menschen gebrochen. Radu hingegen war anscheinend immer noch in der Lage zu scherzen.
»Du wirst nicht sterben, jedenfalls nicht morgen. Der Eid, den ich verlange, gilt ein Leben lang. Schwörst du ihn mir?«
»Ich schwöre. Mit ganzem Herzen.«
»Du musst mir helfen, meinen Gemahl zu retten.«
»Hoheit!«, platzte Ringwald heraus und hörte, wie Raunzer gleichzeitig einen wüsten Fluch ausstieß.
»Schweigt still! Schwester Trudy?«
»Der Gefangene sagt die Wahrheit, Euer Gnaden.«
»Ihr wärt wahnsinnig, ihm zu vertrauen«, hallte János’ Stimme donnergleich wider. »Wie kann er einen unwiderruflichen Eid brechen und zugleich erwarten, dass Ihr ihm vertraut?«
»Ich vertraue ihm einfach«, gab Johanna müde zurück. »Ich nehme dich in meine Dienste auf, Radu, wenn du eine Prüfung bestehst. Offenbare mir ein Geheimnis … Wie erschaffen die Brüder Schattenherren?«
Kurz schien es so, als wollte der Abtrünnige nicht antworten. Dann schauderte er und sprach: »Mit einem Floh, Hoheit. Einem verzauberten Floh. Ein einziger genügt, um den Tod jenseits des Todes auszulösen.«
»Trudy?«
Ringwald hatte Tru japsen gehört und wusste bereits, was sie antworten würde.
»Es ist wahr.«
»Sehr gut. Graf János, schafft diesen Mann hier heraus. Sorgt dafür, dass er gepflegt und für eine Heilung zum Oktogramm gebracht wird. Ihr werdet ihn nicht hängen. Morgen wird er uns einiges verraten, das wir wissen müssen.«
8
    Radu schritt den dunklen Gang entlang. Er ging schnell, rannte aber nicht, denn der Ruf hatte dringend und nicht unverzüglich gelautet. Käme er außer Atem an, konnte er gemaßregelt werden, weil er Befehle übertrieben ausgeführt hatte. Er verspürte immer noch das leicht zittrige, hohle Gefühl, das daher rührte, mitten in der Nacht wachgerüttelt worden zu sein, doch in Vamky gewöhnte man sich daran. Die Kapuze hatte er aufgesetzt, das Schwert an seiner Seite hing an einem brandneuen, braunen Schwertgurt. Er war ein gegürteter Ritter, was sich überaus gut anfühlte.
    Tatsächlich bestimmte er die Richtung nach den Sternen, denn vor ihm erstreckten sich endlose ebene oder geneigte Gänge, nur vereinzelt an Gabelungen von Laternen erhellt, die hoch oben angebracht waren, damit ihr Schein nicht von irgendwelchen Leuten versperrt werden konnte. Um diese Stunde waren kaum andere Menschen unterwegs. Ab und an hielt er inne, um mit den Fingern über die Zahlen an einer Tür zu streichen und sich zu vergewissern, dass er sich nicht verirrt hatte.
    Als er die Tür fand, zu der er musste, holte er tief Luft, dann hämmerte er drei Mal mit dem Schwertknauf dagegen. Bumm, bumm, bumm. Wo Generationen von Schwertern dasselbe getan hatten, war das Holz zersplittert.
Nur etwa eine Minute verstrich, bevor ihn eine Stimme zum Eintreten aufforderte. Er schloss die schwere Tür hinter sich, ging zwei Schritte auf den schlichten Bohlentisch zu, warf die Kapuze zurück und wartete, bis ihm Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Ohne die Augen zu bewegen, konnte er sehen, dass die Zelle weder größer noch aufwändiger eingerichtet war als andere. Gemäß der üblichen Ausstattung enthielt sie ein Bett, einen Tisch und einen Stuhl sowie ein Regal, auf dem sämtliche persönliche Habseligkeiten frei sichtbar liegen mussten. Besonderheiten waren lediglich die Dokumententruhe, ein Zeichen hohen Ranges in der Bruderschaft, und die beiden Öllampen, die für Radu alles taghell wirken ließen.
    Der Bewohner der Zelle steckte den Federkiel in das Tintenfass und schaute von seinen Papieren auf. Er schob die Kapuze zurück und offenbarte ein hartes, zernarbtes Gesicht mit einem graumelierten Bart.
    Radu salutierte. »Herr! Jungritter Radu meldet sich

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