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Der tausendfältige Gedanke

Der tausendfältige Gedanke

Titel: Der tausendfältige Gedanke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Auseinandersetzung riskieren.
    Darum erzählt er Achamian auch nichts von seiner Entdeckung. Er weiß, dass der Ordensmann der Mandati ihn für den Vorboten der Zweiten Apokalypse hält und es nur einen Grund gibt, warum er dies seinen Ordensoberen verheimlicht: der Tod seines früheren Schülers Inrau, der eine Folge ihrer Machenschaften war. Wenn Achamian aber erführe, dass Kellhus die Kundschafter der Rathgeber zu sehen vermag, würde er den Mandati diese Neuigkeit sicher nicht vorenthalten. Und das, obwohl er selbst zugegeben hat, dass sie sich Kellhus’ eher bemächtigen würden, als dass sie auf die Idee kämen, ihn ebenbürtig zu behandeln.
    Als der Heilige Krieg sich Shigek einverleibt, schiebt Kellhus sich vermittels seiner Unterweisungen am Fuße der Ziggurats mehr und mehr in den Vordergrund. Obwohl ihn nun viele offen als Kriegerpropheten bezeichnen, besteht er weiter darauf, ein Mensch wie jeder andere zu sein. Im Wissen, dass Achamian ihm erlegen ist und ihn für die einzige Hoffnung der Welt hält, bittet er den Ordensmann schließlich, ihn die Gnosis zu lehren. Doch als Achamian zur Sareotischen Bibliothek reist, um über diese Bitte nachzudenken, wird er von den Scharlachspitzen entführt.
    In der Annahme, Achamian werde nicht zurückkehren, wendet Kellhus sich Esmenet zu, und zwar nicht, weil er sie begehrt, sondern weil ihre ungewöhnliche Intelligenz sie als Untergebene wie als mögliche Gattin empfiehlt. Die Unterschiede zwischen den Dunyain und normalen Menschen machen seine Abstammung unschätzbar wertvoll. Er weiß, dass all seine Söhne sich als mächtige Werkzeuge erweisen werden – erst recht, wenn ihre Mutter so klug ist wie Esmenet.
    Also beginnt er sie zu verführen, indem er ihr das Lesen beibringt, ihr die verborgenen Wahrheiten ihres Herzens offenbart und sie stets weiter in seine Macht- und Einflusssphäre zieht. Der Verlust Achamians ist dabei kein Hindernis, sondern erleichtert seinen Plan sogar, da er Esmenet verletzlicher gemacht hat und sie empfänglicher für Beeinflussungen hat werden lassen. Als der Heilige Krieg die Wüste erreicht, ist sie längst froh darüber, sich den Kriegerpropheten mit Serwë teilen zu können.
    In der großen Not des Zugs durch die Wüste bieten sich Kellhus viele Gelegenheiten, seine übermenschlichen Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Er schart die Männer des Stoßzahns durch Demonstrationen seines unerschütterlichen Willens und Mutes um sich. Er rettet sie sogar, indem er mit seinen übernatürlichen Fähigkeiten unter dem Sand Quellen aufspürt. Als die Reste des Heiligen Kriegs Caraskand einnehmen, bejubeln ihn Abertausende als Kriegerpropheten. Schließlich nimmt er den Titel an.
    Er nennt seine Anhänger Zaudunyani, den Stamm der Wahrheit.
    Aber nun sieht er sich einer weiteren Gefahr gegenüber. Je größer die Zahl der Zaudunyani wird, desto größer werden die Befürchtungen der Hohen Herren. Den Weisungen eines lebenden und nicht eines seit langem toten Propheten zu folgen, geht vielen von ihnen schlicht zu weit. Ikurei Conphas wird faktisch Anführer der Orthodoxen, jener Männer des Stoßzahns also, die Kellhus und seine Veränderungen des Inrithismus zurückweisen. Selbst Proyas ist zunehmend besorgt.
    Auch die Rathgeber haben Kellhus mit wachsender Beklommenheit beobachtet. Im Durcheinander der Eroberung von Caraskand führt Sarcellus mehrere Männer, die wie er Hautkundschafter sind, bei einem Mordversuch an, der Kellhus fast das Leben kostet. Da es sich als nützlich erweisen könnte, bewahrt Kellhus einen der Köpfe seiner Angreifer auf.
    Kurz nach diesem Anschlag nimmt endlich ein Bote seines Vaters – ein Cishaurim, der vor den Scharlachspitzen flieht – mit ihm Kontakt auf und sagt ihm, Kellhus folge dem Kürzesten Weg und werde bald etwas verstehen, das sich Tausendfältiger Gedanke nenne. Kellhus hat zahllose Fragen, doch es ist zu spät: Die Scharlachspitzen kommen. Um sich nicht zu kompromittieren, enthauptet er den Boten.
    Als der Padirajah den Heiligen Krieg in Caraskand einschließt, wird die Lage immer verzweifelter. Laut Conphas und den Orthodoxen bestraft Gott die Männer des Stoßzahns dafür, einem falschen Propheten gefolgt zu sein. Um die Gefahr zu beseitigen, plant Kellhus, Conphas und Sarcellus zu ermorden, doch beide Versuche scheitern, und General Martemus – der engste Berater von Conphas – wird getötet.
    Das Dilemma, dem Kellhus sich nun gegenübersieht, ist beinahe unlösbar. Der Heilige Krieg

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