Der tausendfältige Gedanke
Krieg wieder anzuschließen.
Zunächst fühlt sie sich in Gesellschaft der beiden befangen, doch Kellhus lehrt sie, ihre Schwermut zu verstehen, und gibt dem Wirrwarr der aufgestauten Trauer, die sie belastet, eine Form. Er bringt ihr das Lesen bei – um sie abzulenken, wie sie vermutet. Als die Wochen verstreichen und der Heilige Krieg seinen verheerenden Marsch durch die Wüste antritt, fängt sie an, sich mit Achamians Tod abzufinden.
Auch fühlt sie sich mehr und mehr zu Kellhus hingezogen.
Trotz ihrer Scham und ihrer Vorsätze häufen sich die zufälligen Vertraulichkeiten. Seine Worte scheinen sie ins Mark zu treffen und kommen Wahrheiten, die sie nicht ertragen kann, immer näher. Sie gesteht ihm ihre Affäre mit Sarcellus und all die kleinen Treuebrüche Achamian gegenüber. Schließlich beichtet sie ihm – von Scham und Trauer überwältigt – die Wahrheit über ihre Tochter: Mimara ist vor Jahren gar nicht gestorben; Esmenet hat das Mädchen vielmehr an Sklavenhändler verkauft, um dem Hungertod zu entgehen.
Am nächsten Morgen schläft sie mit Kellhus.
Das lange Leiden in der Wüste scheint ihr Verhältnis zu weihen. Alles wirkt von Grund auf verändert. Sie wirft sogar ihre Hurenmuschel weg, den Verhütungszauber, den die meisten Prostituierten einsetzen. Das hat sie während ihres Zusammenseins mit Achamian nie auch nur erwogen. Esmenet wird die zweite Frau des Kriegerpropheten. Erstmals fühlt sie sich rein.
Caraskand wird belagert und genommen. Serwë bringt den kleinen Moënghus zur Welt. Und Kellhus gibt Esmenet in der wachsenden Schar der Zaudunyani immer mehr Macht und erhebt sie sogar über seine engsten Jünger, die Nascenti. Sie wird schwanger.
Dann bricht plötzlich alles zusammen. Der Padirajah kesselt den Heiligen Krieg in Caraskand ein. Elend und Aufruhr beherrschen die Straßen. Die Hohen Herren richten Serwë hin und verurteilen Kellhus zum Tod am Bronzering. Alles scheint verloren…
Bis Achamian zurückkehrt.
Cnaiür von Skiöthas Qual nimmt zu. Obwohl ihm die Männer des Stoßzahns nichts bedeuten, sieht er darin, dass sie sich Kellhus langsam ergeben, seine eigene Vernichtung. Er allein kennt die Wahrheit über den Dunyain, weiß also, dass Kellhus ihn irgendwann um seiner unklaren Ziele willen verraten wird – genau wie den Heiligen Krieg. Beim Vormarsch der Inrithi durchs Gebiet der Fanim versucht Cnaiür, Prinz Proyas die Grundlagen der Kriegsführung der Kianene beizubringen. Als er von einem Erkundungsritt ins Lager zurückkehrt, bestraft er Serwë aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus dafür, inzwischen mit Leib und Seele Kellhus’ Geliebte zu sein, und redet sich ein, sie insgeheim zu lieben.
Im trockenen Hochland von Gedea kann er die Situation nicht länger ertragen, weigert sich, weiter mit Kellhus an einem Feuer zu sitzen, und verlangt von Serwë, die er als Beute beansprucht, sie solle ihn begleiten. Kellhus schlägt ihm diese Forderung ab. Da es unmännlich ist, sich mit Frauen abzugeben, verzichtet Cnaiür auf sie, doch Serwë beherrscht weiterhin seine Gedanken. Sein Irrsinn kommt immer klarer zum Vorschein. In manchen Nächten reitet er durch die Gegend und vergewaltigt und mordet wahllos.
Nachdem der Heilige Krieg das Nordufer des Sempis erobert hat, betrauen dessen Befehlshaber Cnaiür damit, den Angriff auf den Süden von Shigek zu planen. Seine Einsicht und Gerissenheit beeindruckt sie so, dass sie ihn zum Oberbefehlshaber der bevorstehenden Schlacht ausrufen. Kellhus bietet ihm Serwë im Tausch für die Geheimnisse des Kampfs an. Cnaiür weiß, dass sein Kriegswissen der letzte Vorteil ist, den er gegenüber dem Dûnyain besitzt, und das Einzige, was Kellhus noch von ihm benötigt, doch Serwë ist ihm wichtiger geworden als alles andere. Sie ist sein Preis, sein Beweis…
Also erklärt er sich einverstanden. Widerstrebend führt er Kellhus in die Grundlagen der Kriegskunst ein.
All seinen Bemühungen zum Trotz überlistet Skauras ihn auf dem Schlachtfeld; nur Entschlossenheit und viel Glück bewahren den Heiligen Krieg vor der Niederlage. Etwas zerbricht in Cnaiür. Mitten in der Schlacht verlässt er Kellhus und die anderen und gibt sein Kommando auf, um seinen Preis zu holen. Doch als er Serwë entdeckt, schlägt ein anderer Kellhus auf sie ein und fordert Auskünfte von ihr. Er sticht diesen anderen Kellhus in die Schulter. Der Mann flüchtet, doch Cnaiür sieht sein Gesicht aufspringen. Er packt Serwë und will sie in sein Zelt zerren. Wütend
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