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Der tausendfältige Gedanke

Der tausendfältige Gedanke

Titel: Der tausendfältige Gedanke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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sagt sie ihm, er schlage sie nur deshalb, weil sie mit Kellhus tue, was er mit Kellhus’ Vater getrieben habe. Sie versucht, sich die Kehle durchzuschneiden.
    Verwirrt und vernichtet wandert Cnaiür ziellos durchs Lager. In tiefer Nacht, als die Männer des Stoßzahns ihren Sieg feiern, findet Kellhus ihn an der Küste des Meneanor-Meers, wo er gegen die Brecher anschreit. Cnaiür hält Kellhus für Moënghus und bittet ihn, seinem Elend ein Ende zu bereiten, doch der Dûnyain weigert sich.
    Während des furchtbaren Marsches durch die Wüste und während der Belagerung von Caraskand hat der Wahnsinn Cnaiür im Griff. Erst als die Stadt fällt, wird er sich wieder ähnlich. Als bei den Hohen Herren zunehmend Widerstand gegen Kellhus aufkommt, wenden sie sich an Cnaiür und hoffen, er könne Gerüchte bestätigen, denen zufolge Kellhus gar kein Prinz aus Atrithau sei. Die Entfremdung zwischen Kellhus und Cnaiür ist kein Geheimnis. Da er denkt, der Heilige Krieg stehe vor dem Untergang, beschließt Cnaiür, jede Entschädigung zu nehmen, die er kriegen kann, und nennt Kellhus einen »Fürst ohne Land«.
    Erst als Serwë von Sarcellus ermordet wird, erkennt Cnaiür die Folgen seines Verrats. Als Kellhus verhaftet wird, bezeichnet er Sarcellus mit Blick auf Cnaiür als »Fleisch gewordene Lüge« und sagt: »Die Jagd muss noch nicht zu Ende sein.« Cnaiür flieht und ritzt sich in einem Moment erneut aufflackernden Irrsinns ein Swazond an die Kehle.
    Die letzten Worte des Dûnyain verfolgen ihn. Als der Ordensmann der Mandati den Befehlshabern des Heiligen Kriegs den Kopf eines Hautkundschafters der Rathgeber präsentiert, begreift er endlich, was sie bedeuten. Er folgt Sarcellus, der von der Versammlung der Hohen Herren zum Tempelbezirk eilt, wo seine Tempelritter den an den Bronzering gebundenen Kellhus bewachen. Da Cnaiür weiß, dass Sarcellus den Dûnyain töten will, fängt er ihn ab, und es kommt vor der hungernden Menge, die sich um den sterbenden Kriegerpropheten versammelt hat, zum Zweikampf. Doch der Hautkundschafter ist zu rasch und zu geschickt. Cnaiür wäre ihm unterlegen, hätte Gotian, der Hochmeister der Tempelritter, Sarcellus nicht mit der Frage abgelenkt, wie er so kämpfen gelernt habe. So aber kann er den falschen Tempelritter mit letzten Kräften enthaupten.
    Er hält den abgetrennten Kopf in die Höhe, um dem Heiligen Krieg das wahre Gesicht des Mannes zu zeigen, der der Widersacher des Kriegerpropheten gewesen ist. Die Jagd nach Moënghus muss noch nicht enden.
     
     
    Anasûrimbor Kellhus braucht dreierlei, um gegen seinen Vater in Shimeh gewappnet zu sein: militärische Kenntnisse, Fertigkeiten in der Hexenkunst und die Kontrolle über den Heiligen Krieg.
    Von Anfang an nutzt er seinen angemaßten Adel, um sich Zugang zu den Versammlungen von Proyas und den anderen Hohen Herren zu verschaffen. Dort geht er behutsam vor und legt geduldig die Basis seiner späteren Herrschaft. Den heiligen Schriften der Inrithi entnimmt er, was die Männer des Stoßzahns von einem Propheten erwarten, und geht daran, all diese Charakteristika bestmöglich zu kopieren. Er wird ein Seelenlotse und lenkt die Eindrücke, die seine Umgebung von ihm hat, durch beinahe unmerkliche Schattierungen in Wortwahl, Tonfall und mimischem Ausdruck. Bald begegnen ihm fast alle, die ihn kennen, mit Ehrfurcht. Überall im Heiligen Krieg flüstern die Inrithi, ein Prophet wandle unter ihnen.
    Gleichzeitig bearbeitet Kellhus Achamian mit besonderer Sorgfalt. Während er ihn über das Gebiet der Drei Meere aushorcht, flößt er ihm unauffällig Leidenschaften und Überzeugungen ein, die Achamian schließlich dazu bringen, das Unmögliche zu tun und Kellhus in die Gnosis einzuweihen, die tödliche Hexenkunst des Alten Nordens.
    Bei seinen Beobachtungen entdeckt Kellhus Dutzende von Hautkundschaftern, die an die Stelle von Männern in verschiedenen Machtpositionen getreten sind. Und er erkennt, dass sie nun wissen, dass er sie sehen kann. Einer von ihnen – ein hoher Tempelritter namens Sarcellus – versucht, ihn nach Einzelheiten auszuforschen. Kellhus nutzt die Gelegenheit, sich zu einem noch größeren Rätsel zu machen, das die Rathgeber kaum werden zerstören wollen, ehe sie es gelöst haben. Solange er für sie nur ein harmloses Geheimnis darstellt, werden sie, wie er erkennt, nicht gegen ihn vorgehen.
    Er braucht Zeit, um seine Position zu festigen. Solange er den Heiligen Krieg nicht unter Kontrolle hat, kann er keine offene

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