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Der tausendfältige Gedanke

Der tausendfältige Gedanke

Titel: Der tausendfältige Gedanke Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. Scott Bakker
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Menschen den Namen J’ala Roi (»Volk des Sommers«) gegeben haben, weil sie lichterloh brennen und so rasch sterben. Die Chronik des Stoßzahns, die die Ankunft der Menschen in Eärwa beschreibt, nennt die Nichtmenschen meist Oserukki, also »die, die nicht wir sind«. Im Buch der Stämme nennt der Prophet Angeshraël sie mal »die Verfluchten«, mal »die sodomitischen Könige von Eärwa« und hetzt die Vier Völker der Menschheit dazu auf, sich der Nichtmenschen durch einen Heiligen Krieg zu entledigen. Selbst nach vier Jahrtausenden sind dem Inrithismus noch aggressiv fremdenfeindliche Überzeugungen eingeschrieben. Dem Stoßzahn zufolge sind die Nichtmenschen verflucht:
    Hört her, denn das hat Gott gesagt:
    »Diese Falschen Menschen sind mir ein Gräuel.
    Geht hin und tilgt all ihre Spuren.«
    Doch die Zivilisation der Cunuroi war schon alt, ehe diese Worte in den Stoßzahn geschnitzt wurden. Während die Halaroi – die Menschen also – noch in Felle und Häute gekleidet durch die Welt streiften und Waffen aus Stein schwangen, hatten die Cûnuroi bereits Schrift und Mathematik, Astrologie und Geometrie, Hexerei und Philosophie entwickelt. Sie höhlten ganze Berge aus, um ihre Wohnanlagen darin anzulegen, trieben Handel miteinander und zogen mitunter gegeneinander zu Felde. Sie unterwarfen ganz Eärwa und versklavten die Emwama, die weichherzigen Menschen also, die damals dort lebten.
    Ihr Niedergang war die Folge dreier katastrophaler Ereignisse. Das Erste und Schlimmste war die sogenannte Schoßplage. In der Hoffnung, unsterblich zu werden, erlaubten die Nichtmenschen (allen voran der große Cu’jara-Cinmoi) den Inchoroi, als Ärzte bei ihnen zu leben. Die Nichtmenschen gewannen tatsächlich Unsterblichkeit, und die Inchoroi zogen sich mit der Begründung, ihre Aufgabe sei erfüllt, in die Incu-Holoinas zurück. Kurz darauf brach die Schoßplage aus, der alle Frauen zum Opfer fielen, während die Männer mit knapper Not überlebten. Die Nichtmenschen nennen dieses tragische Ereignis Nasamorgas oder »Tod des Gebarens«.
    Die anschließenden Kriege der Cuno-Inchoroi schwächten die Nichtmenschen weiter, so dass sie, als die Menschen sie angriffen, einfach zu wenige waren, um die Attacke abzuwehren. Einige Historiker sagen allerdings, es habe ihnen schlicht der Wille gefehlt, sich den Angreifern zu widersetzen. Binnen weniger Generationen waren die Nichtmenschen so gut wie ausgerottet. Nur die Anlagen von Ishoriol und Cil-Aujas überstanden die Auseinandersetzungen.
    Siehe Kriege der Cuno-Inchoroi.
    Niederscheyisch – die Sprache des Kaiserreichs Nansur und Lingua franca des Gebiets der Drei Meere.
    Nil’giccas – der König der Nichtmenschen von Ishterebinth.
    NUnamesh – eine bevölkerungsreiche Nation der Ketyai am äußersten Südwestrand des Gebiets der Drei Meere, die für ihre Töpferwaren und Kräuter sowie für ihre sture Weigerung bekannt ist, ihre fremdartigen Formen des Kiünnats zugunsten von Inrithismus oder Fanimismus aufzugeben. Vor allem aus geografischen Gründen erfreuten sich die fruchtbaren Ebenen südlich der Hinayati-Berge lange kultureller und politischer Unabhängigkeit vom Gebiet der Drei Meere. Casidas bemerkte als Erster, die Nilnameshi seien »in sich gekehrte Menschen«, weil sie sich geradezu besessen mit ihrer Seelennot beschäftigen und obendrein ausländische Prinzen rundheraus verachten würden. Nur zweimal in ihrer Geschichte war das anders: zunächst in der Epoche des Alten Invishi (1023-1572), als Nilnamesh unter einer Reihe ungemein eroberungslustiger Könige vereinigt war, die in Invishi residierten, der Stadt, die längst die geistige Metropole ihres Landes ist. 1322 und 1326 brachte Anzumarapata II. den Shigeki verheerende Niederlagen bei und konnte dem stolzen Königreich am Sempis dreißig Jahre lang Tribute auferlegen. 2483 dann wurde Sarnagiri V. der eine Prinzenkoalition anführte, von Triamis dem Großen vernichtend geschlagen, und Nilnamesh musste mehr als tausend Jahre lang das Schattendasein einer – wenn auch unruhigen – Provinz fristen.
    Das Zeitalter nach dem Zusammenbruch des Ceneischen Reichs wird gemeinhin die Epoche des Neuen Invishi genannt, obwohl keiner der in der alten Stadt residierenden Könige länger als eine Generation mehr als nur einen Bruchteil von Nilnamesh in seinen Besitz hat bringen können.
    Nimeric, Anasûrimbor (2092-2135) – König des alten Aörsi vor seiner Zerstörung im Zuge der Apokalypse. Siehe

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