Der Tempel der Ewigkeit
eifrig den Tamariskenschößling aus, den Ramses am Tag zuvor eingepflanzt hatte. Die Schnauze im feuchten Erdreich, scharrte er mit den Vorderläufen ein Loch, und da er dies mit solcher Inbrunst tat, brachte die Königin es nicht über sich, ihn daran zu hindern.
Plötzlich hielt er inne und lief zum Eingang des Gartens. Mit Freudengebell und wilden Sprüngen begrüßte er die Ankunft seines Herrn.
Schon an Ramses’ Schritt erkannte Nefertari, daß er tief bedrückt war. Sie erhob sich und trat vor den König hin.
«Sollte Moses etwa…»
«Nein, ich bin sicher, daß er lebt.»
«Ist… ist etwas mit deiner Mutter?»
«Tuja geht es gut.»
«Was ist dann der Grund für deinen Kummer?»
«Ägypten, Nefertari. Der Traum zerbricht… der Traum von einem frohen Land, das in Frieden gedeiht und jeden Tag sein Glück genießt.»
Die Königin schloß die Augen.
«Krieg…»
«Er scheint mir unausweichlich.»
«Also gehst du fort.»
«Wer sollte sonst die Armee befehligen, wenn nicht ich? Die Hethiter weiter vordringen zu lassen hieße, Ägypten zum Tode zu verurteilen.»
Der kleine Kha warf einen flüchtigen Blick auf das eng umschlungene Paar, dann vertiefte er sich wieder in seine Erzählung, Merit-Amun schlief ruhig weiter, und Wächter scharrte von neuem an seinem Loch.
Inmitten dieses friedlichen Gartens schmiegte Nefertari sich an Ramses. In der Ferne erhob sich ein großer weißer Ibis aus dem Fruchtland.
«Der Krieg wird uns trennen, Ramses. Woher soll ich die Kraft schöpfen, um diese Prüfung zu bestehen?»
«Aus der Liebe, die uns eint und immer einen wird, was auch kommen mag. Während meiner Abwesenheit wirst du, die große königliche Gemahlin, über meine Hauptstadt und über Ägypten herrschen.»
Nefertari richtete ihren Blick auf den Horizont.
«Du hast recht», sagte sie. «Mit dem Bösen darf man nicht verhandeln.»
Der große weiße Ibis flog über das Königspaar hinweg, das die untergehende Sonne mit ihrem Licht umhüllte.
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