Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
Vom Netzwerk:
wir Nathan finden, desto eher nehme ich dir den Rada’Han ab. Natürlich möchte ich dich nicht über diesen Ring wie einen Gefangenen halten. Aber in Anbetracht der fürchterlichen Folgen, wenn es mir nicht gelingt, Nathan in die Finger zu bekommen, tue ich, was mir mein Gefühl vorschreibt.«
    Zedd deutete mit dem Daumen über die Schulter. »Und das gefällt mir auch nicht.«
    Ann sah gar nicht hin. Sie wußte, worauf er zeigte. »Was hat ein roter Mond mit Nathan zu tun?«
    »Ich behaupte nicht, daß er etwas mit Nathan zu tun hat. Er gefällt mir einfach nicht.«
    Unter der dichten Wolkendecke waren sie während der vergangenen Tage nachts nur mühsam vorangekommen, zum einen wegen der Dunkelheit, zum anderen auch, weil die Spürwolke schwer zu erkennen war, die Zedd Nathan angehängt hatte. Zum Glück waren sie so nahe gewesen, daß sie die magische Verbindung spürten, ohne die Wolke sehen zu müssen. Sie diente ohnehin lediglich dazu, den Verfolger so dicht heranzuführen, daß er diese Verbindung fühlte.
    Zedd wußte, daß sie sich Nathan sehr weit genähert hatten – bis auf wenige hundert Fuß. So dicht am Ziel, verwirrte die Magie der Verbindung Zedds Sinne, behinderte seine magische Urteilskraft und seine Möglichkeiten, über seine Gabe Zugang zu seinen vertrauten Fähigkeiten zu finden. So nah am Ziel benahm sich die Magie wie ein Bluthund, der Witterung aufgenommen hatte und so sehr auf das Objekt seiner Suche fixiert war, daß er außer der Fährte nichts mehr sah. Es war eine unangenehme Form der Blindheit und ein weiterer Grund für dieses unbehagliche Gefühl.
    Er könnte die Verbindung unterbrechen, aber das wäre riskant, solange sie Nathan noch nicht tatsächlich gefunden hatten. Einmal unterbrochen, ließe sie sich nicht ohne Körperkontakt wiederherstellen.
    Die heftigen Schneefälle der letzten paar Tage hatten sie aufgehalten und die Reise kalt und beschwerlich gemacht. Vorhin war es wenigstens aufgeklart, allerdings blies noch immer ein bitterkalter, schneidender Wind. Sie hatten sich auf den Mondaufgang gefreut, auf das Licht, während sie Nathan immer näher kamen.
    Stumm vor Staunen, hatten die beiden mitangesehen, wie der Mond am Horizont aufgestiegen war. Er war rot gewesen.
    Zuerst dachten sie, es läge vielleicht am Dunst, doch als der Mond hoch über ihren Köpfen stand, wußte Zedd, daß kein harmloses atmosphärisches Ereignis dafür verantwortlich war. Schlimmer noch, wegen der Wolkendecke während der letzten Tage wußte er nicht, wann der Mond sich zum erstenmal rot verfärbt hatte.
    »Zedd«, brach Ann schließlich das beklemmende Schweigen, »hast du eine Ahnung, was das bedeutet?«
    Der Zauberer sah zur Seite und tat, als lasse er den Blick prüfend über die Schatten wandern. »Du vielleicht? Du bist viel älter als ich. Du mußt doch über solche Zeichen etwas wissen.«
    Er hörte, wie sie nervös an ihrem wollenen Gewand herumzupfte. »Du bist ein Zauberer der Ersten Ordnung. Ich unterwerfe mich in diesen Dingen deinem sachkundigen Urteil.«
    »Plötzlich findest du mein Urteil interessant?«
    »Zedd, wir wollen nicht darüber streiten. Ein solches Zeichen ist meines Wissens beispiellos, trotzdem erinnere ich mich an einen Hinweis auf einen roten Mond in einem alten Text, einem Text aus der Zeit des Großen Krieges. Im Buch stand nicht, was es bedeutet, nur daß das Phänomen damals große Aufregung verursachte.«
    Zedd kauerte sich in den Schatten des Gebäudes, hinter dem sie sich versteckten. Er lehnte sich mit dem Rücken an die Schindeln und winkte Ann zu sich. Sie setzte sich neben ihn.
    »In der Burg der Zauberer gibt es Dutzende von Bibliotheken, riesige Bibliotheken, von denen die meisten wenigstens so groß sind wie die Gewölbekeller mit den Büchern im Palast der Propheten, viele sogar erheblich größer. Dort stehen auch zahlreiche Bücher mit Prophezeiungen.«
    Es gab Bücher mit Prophezeiungen in der Burg der Zauberer, die als so gefährlich galten, daß sie hinter mächtigen Schilden aufbewahrt wurden, die den privaten Bereich des Obersten Zauberers sicherten. Nicht einmal den Zauberern von früher, die in der Burg lebten, als Zedd noch jünger war, war es gestattet, diese Prophezeiungen zu lesen. Zedd hatte zwar Zugang zu ihnen, nachdem er Oberster Zauberer geworden war, trotzdem hatte er längst nicht alle gelesen. Die, die er gelesen hatte, hatten ihm schlaflose Nächte und Schweißausbrüche bereitet.
    »Gütige Seelen«, setzte er hinzu, »in der

Weitere Kostenlose Bücher