Der Tempel der vier Winde - 8
Süden von D’Hara, befinden wir uns möglicherweise in einer besseren Stellung, um zu reagieren. Ich kenne das Land dort. Sollte die Imperiale Ordnung versuchen, durch D’Hara in die Neue Welt vorzudringen, auf dem einfachen Weg durch das Tal des Kern, dann sind wir zur Stelle, um sie aufzuhalten. In dem unwegsameren Gelände dort kommen uns die Bedingungen entgegen. Nur weil man mehr Leute hat, bedeutet das nicht, daß man sie auch alle einsetzen kann. Ein Tal hat nur eine gewisse Breite.«
»Und wenn sie sich auf ihrem Zug nach Norden weiter westlich halten, die Berge umgehen und dann weiter durch die Wildnis ziehen?«
»Dann haben wir diese Armee hier, mit der wir uns rasch hinter sie setzen können, während unsere anderen Streitkräfte nach Süden ziehen und ihnen entgegentreten. Der Feind wäre gezwungen, seine Streitkräfte aufzuteilen und an zwei Fronten gegen uns zu kämpfen. Hinzu kommt noch, daß es ihre Möglichkeiten begrenzen würde, denn es würde schwierig für sie werden, sich frei zu bewegen.«
Verna dachte über seine Worte nach. Sie hatte in den alten Büchern über Schlachten gelesen und verstand, worauf seine Strategie abzielte. Offenbar war sie klüger, als sie anfangs gedacht hatte. Der Mann war kühn, dabei jedoch kein Narr.
»Sobald unsere Truppen an einem strategischen Punkt stehen«, fuhr er fort, »können wir Boten nach Aydindril und in den Palast des Volkes in D’Hara entsenden. Sowohl aus D’Hara als auch aus den Ländern der Midlands können wir Verstärkung bekommen, und Lord Rahl kann uns seine Anweisungen übermitteln. Marschiert die Imperiale Ordnung ein, nun, dann sind wir bereits vor Ort.«
»Richard gefällt es möglicherweise nicht, daß ihr Euch hier festsetzt, anstatt umzukehren und Aydindril zu beschützen.«
»Lord Rahl ist ein vernünftiger Mann –«
Verna unterbrach ihn mit einem schallenden Lachen. »Richard und vernünftig? Ihr strapaziert meine Bereitwilligkeit, Euch zu glauben, General.«
Er sah sie mißbilligend an. »Wie gesagt, Lord Rahl ist ein vernünftiger Mann. Er erklärte mir, er will, daß ich mich laut und deutlich zu Wort melde, wenn ich etwas zu sagen habe und der Ansicht bin, es sei wichtig. Ich denke, es ist wichtig. In Angelegenheiten des Krieges hört er auf meinen Rat. Die Boten sind bereits mit meinem Brief unterwegs. Wenn ihm mein Vorschlag nicht gefällt, kann er mir das mitteilen und mir befehlen, nach Norden zu ziehen, und ich werde es tun. Aber solange ich nicht sicher weiß, ob dies sein Wunsch ist, sollten wir, glaube ich, unsere Arbeit tun und die Neue Welt vor der Imperialen Ordnung schützen.
Ich habe Euch um Rat gefragt, Prälatin, weil Ihr über Magie verfügt. Von Magie verstehe ich nichts. Wenn Ihr Schwestern des Lichts etwas zu sagen habt, das für unseren Kampf wichtig ist, dann höre ich auf Euch. Wir stehen auf derselben Seite, müßt Ihr wissen.«
Verna ließ sich erweichen. »Verzeiht, General. Wahrscheinlich vergesse ich das manchmal.« Sie lächelte ihn an. »Die Ereignisse der letzten Monate haben mein Leben auf den Kopf gestellt.«
»Lord Rahl hat die gesamte Welt auf den Kopf gestellt. Er hat allem eine Ordnung wiedergegeben.«
Sie lächelte in sich hinein. »Das hat er allerdings.« Sie blickte dem General wieder in seine graugrünen Augen. »Euer Plan erscheint mir sinnvoll – im ungünstigsten Fall hält er die Imperiale Ordnung auf –, trotzdem würde ich vorher gerne noch mit Warren sprechen. Manchmal beweist er überraschenden … Scharfblick. So sind Zauberer eben.«
Der General nickte. »Magie ist nicht meine Sache. Dafür ist Lord Rahl zuständig. Und natürlich Ihr.«
Beim Gedanken daran, daß Richard derjenige war, der bei diesen Menschen für die Magie zuständig war, mußte Verna ein Lachen unterdrücken. Was Magie anbetraf, schaffte es der Junge kaum, sich nicht selbst im Weg zu stehen.
Nein, ganz stimmte das nicht. Richard vollbrachte oft überraschende Dinge mit seiner Magie. Das Problem war, daß er sich gewöhnlich selbst damit überraschte. Immerhin war er ein Kriegszauberer, der einzige, der in den letzten dreitausend Jahren geboren worden war, und ihrer aller Hoffnungen in diesem Krieg gegen die Imperiale Ordnung hingen an seiner Führung.
Richards Herz und damit seine Entschlossenheit saßen am rechten Fleck. Er würde sein Bestes geben. Es war die Sache der anderen, ihn dabei zu unterstützen und ihn am Leben zu erhalten.
Der General trat von einem Bein aufs andere und kratzte
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