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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Kraft.
    Er lenkte sie um Trümmer herum und um die Hitze der Brände. Er hielt ihre Hand fest, wenn sie über Geröll stolperte. Stundenlang, endlos schienen sie durch die Ruinen dieser Stadt zu laufen.
    Gelegentlich blieben sie stehen, und sie verlor den Kontakt zu seiner Hand, während sie still und alleine in ihrer Welt der Stille stand. Sie konnte weder sehen noch hören, daher kannte sie den genauen Grund für den Halt nicht, sie vermutete jedoch, daß Nathan gezwungen war, sich herauszureden. Manchmal schien ein solcher Halt kein Ende zu nehmen, und ihr Herz raste bei dem Gedanken an die unsichtbaren Gefahren, die Nathan vielleicht gerade abwendete. Manchmal legte er ihr dann plötzlich den Arm um die Hüfte und drängte sie zum Rennen.
    Sie fühlte sich in seiner Obhut sicher und auch ermutigt.
    Ihre Hüftgelenke schmerzten vom Gehen, und ihre müden Füße pochten. Schließlich legte er ihr beide Hände auf die Schultern, drehte sie herum und half ihr sich zu setzen. Sie spürte kühles Gras unter sich.
    Plötzlich kehrte ihr Sehvermögen zurück, zusammen mit ihrem Gehör und dem Geruchssinn.
    Vor ihr breiteten sich weite, niedrige grüne Hügel aus. Sie blickte sich um und sah nur Landschaft. Nirgendwo waren Menschen. Die Stadt Renwold war nicht zu entdecken.
    Sie faßte Mut und gab sich dem aufkeimenden warmen Gefühl der Erleichterung darüber hin, daß sie nicht nur dem Gemetzel entronnen war, sondern auch ihrem alten Leben.
    Das Grauen hatte sich so tief in ihre Seele eingebrannt, daß sie glaubte, in einem Glutofen der Angst neu geformt worden zu sein, und herausgekommen war ein neuer, glänzender Barren, der gehärtet war für das, was vor ihnen lag.
    Was immer ihr bevorstand, es konnte nicht schlimmer sein als das, was ihr bevorgestanden hätte, wäre sie geblieben. Hätte sie sich entschieden zu bleiben, wäre das eine Abkehr davon gewesen, anderen und sich selbst zu helfen.
    Sie wußte nicht, was er von ihr verlangen würde, aber jeder Tag in Freiheit war ein Tag, den sie ohne den Propheten nicht erlebt hätte. »Danke, Nathan, daß Ihr mich ausgesucht habt.« Er blickte gedankenversunken in die Ferne und schien sie nicht zu hören.

23. Kapitel
    Schwester Verna drehte sich nach dem Durcheinander um und sah einen Späher von seinem schweißbedeckten Pferd herunterspringen, noch bevor es in der fast völligen Dunkelheit zum Stillstand kam. Der Späher keuchte und versuchte, gleichzeitig wieder zu Atem zu kommen und dem General Bericht zu erstatten. Die sichtlich gespannte Körperhaltung des Generals lockerte sich, als er den Bericht entgegennahm. Mit einer munteren Geste forderte er seine Offiziere auf, ihre Besorgnis ebenfalls aufzugeben.
    Sie konnte den Bericht des Spähers nicht hören, wußte jedoch, was er besagte. Sie brauchte keine Prophetin zu sein, um zu wissen, was der Kundschafter gesehen hatte.
    Diese Narren. Sie hätte ihm dasselbe erzählen können.
    Der lächelnde General Reibisch kam auf sie zu, die buschigen Brauen gutgelaunt hochgezogen. Als er in den Lichtkreis des Lagerfeuers trat, entdeckten seine gräulich-grünen Augen sie.
    »Prälatin! Hier seid Ihr. Es gibt gute Neuigkeiten!«
    Verna, in Gedanken bei anderen, wichtigeren Dingen, lockerte das Tuch über ihren Schultern.
    »Verratet es mir nicht, General: Meine Schwestern und ich müssen nicht die ganze Nacht nervöse Soldaten beruhigen und Banne aussprechen, die Euch verraten, wo in Panik geratene Männer sich versteckt haben, um das Ende der Welt abzuwarten.«
    Er kratzte sich am rostfarbenen Bart. »Nun, ich weiß Eure Hilfe zu schätzen, Prälatin, aber nein, das müßt Ihr nicht. Ihr hattet wie gewöhnlich recht.«
    Sie schnaubte, als wollte sie sagen: »Hab’ ich es Euch nicht gleich gesagt.«
    Der Späher hatte oben auf einem Hügel Ausschau gehalten und von dort aus das Aufgehen des Mondes früher sehen können als jeder unten im Tal.
    »Mein Mann sagt, der Mond sei heute nacht nicht rot aufgegangen. Ich weiß, das hattet Ihr mir schon mitgeteilt, und auch, daß es nicht mehr als drei Nächte lang dauern würde, dennoch bin ich überaus erleichtert, daß alles wieder seinen gewohnten Gang geht, Prälatin.«
    Seinen gewohnten Gang geht! Das wohl kaum.
    »Freut mich, General, daß wir alle zur Abwechslung mal eine ganze Nacht lang werden durchschlafen können. Ich hoffe außerdem, daß Eure Männer etwas gelernt haben und in Zukunft, wenn ich ihnen erkläre, daß die Unterwelt nicht im Begriff steht, uns zu

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