Der Tempel der vier Winde - 8
die Angelegenheit des Generals, aber es ist meine. Ich werde mich nicht noch einmal von einem Bruder täuschen lassen. Nach deinen eigenen Worten und dem, was andere mir gesagt haben, scharwenzeln die Frauen im Palast bereits um ihn herum. Wenn er sich bei diesen Huren irgend etwas fängt und die jungen Frauen hier damit ansteckt … dann geht mich das sehr wohl etwas an.
Ich werde nicht zulassen, daß mein Bruder unschuldige Frauen, die ihm vertrauen, weil er mein Bruder ist, mit Krankheiten ansteckt.«
Sarah, jene Frau, die Richard den Tee hatte bringen wollen, war jung und vertrauensselig. Sie gehörte zu den Frauen, die Drefan in seinen Bann gezogen hatte.
Kahlan strich ihm über den Rücken. »Verstehe. Wenn du mir versprichst, dich ein wenig schlafen zu legen, gehe ich und spreche mit den Abgesandten. Du wirst mit ihnen reden, sobald du Zeit hast. Es wird ihnen nichts anderes übrigbleiben, als zu warten. Du bist Lord Rahl.«
Richard beugte sich vor und gab ihr einen Kuß auf die Wange. »Ich liebe dich.«
»Dann heirate mich.«
»Bald. Wir werden die Sliph bald wecken.«
»Sieh dich vor, Richard. Marlin sagte, diese Schwester der Finsternis – ich habe ihren Namen vergessen – habe Aydindril verlassen und sei zu Jagang zurückgekehrt, doch vielleicht hat er gelogen. Sie könnte noch immer dort draußen herumlaufen.«
»Schwester Amelia. Ich erinnere mich an sie, weißt du. Als ich das erste Mal in den Palast der Propheten kam, war sie eine von Vernas Freundinnen, die uns begrüßt haben: die Schwestern Phoebe, Janet und Amelia. Ich kann mich noch gut an Schwester Amelias Freudentränen erinnern, als sie Verna nach all den Jahren wiedersah.«
»Jetzt ist sie bei Jagang.«
Er nickte. »Verna muß untröstlich sein, daß ihre Freundin sich in der Hand des Traumwandlers befindet, und schlimmer noch, daß sie eine Schwester der Finsternis ist. Vorausgesetzt, Verna weiß das überhaupt.«
»Sieh dich vor. Was immer Jagang behauptet, es ist möglich, daß er sich noch in Aydindril herumdrückt.«
»Das bezweifele ich zwar, dennoch werde ich mich vorsehen.«
Er drehte sich um und gab Cara ein Zeichen. Sie kam angelaufen.
»Cara, bitte begleitet Kahlan. Berdine soll sich ein wenig ausruhen. Ich werde Raina, Ulic und Egan mitnehmen.«
»Ja, Lord Rahl. Ich werde für ihre Sicherheit sorgen.«
Richard mußte schmunzeln. »Das weiß ich, Cara, aber damit entgeht Ihr Eurer Strafe nicht.«
Die Mord-Sith zeigte keinerlei Regung. »Ja, Lord Rahl.«
»Welcher Strafe?« fragte Kahlan, als sie außer Hörweite waren.
»Eine höchst ungerechte Strafe, Mutter Konfessor.«
»So schlimm? Was denn?«
»Ich muß Streifenhörnchen füttern.«
Kahlan unterdrückte ein Schmunzeln. »Das klingt nicht so schrecklich, Cara.«
Cara ließ ihren Strafer in die Faust schnellen.
»Deswegen ist es ja auch so ungerecht, Mutter Konfessor.«
26. Kapitel
Kahlan saß alleine in dem reich geschmückten Sessel der Mutter Konfessor, dem höchsten auf dem halbkreisförmigen Podium, unter dem reich geschmückten Fresko von Magda Searus, der ersten Mutter Konfessor, und ihrem Zauberer Merritt. Die beiden waren unter die Kuppel gemalt, die den gewaltigen Ratssaal krönte. Kahlan verfolgte, wie die Abgesandten sich ihr über die weite Marmorfläche näherten.
Magda Searus war von ihrem Ehrenplatz aus Zeuge jener langen Geschichte geworden, die der Bund der Midlands hinter sich gebracht hatte. Sie war auch Zeuge gewesen, als Richard ihn zerschlagen hatte. Kahlan betete, daß Magda Searus’ Seele dies verstand und seine Beweggründe guthieß. Sie waren wohlmeinend, ungeachtet dessen, wie sein Handeln auf manche wirken mußte.
Cara stand hinter Kahlans rechter Schulter. Kahlan hatte geschwind eine Reihe von Verwaltern zusammengerufen, die sich um Staatsangelegenheiten wie die Unterzeichnung der Kapitulationsdokumente und Handelsverordnungen kümmern sollten, dazu mehrere d’Haranische Offiziere, die die Kommandoangelegenheiten überwachten. Sie alle warteten links hinter ihr.
Kahlan versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was sie sagen und tun mußte. Nach Richards Bemerkungen über den Tempel der Winde fiel es ihr allerdings schwer, an etwas anderes zu denken. Er war der Ansicht, der Tempel der Winde sei zu Empfindungen fähig. Die Winde machten Jagd auf Richard. Ja, der Tempel der Winde selbst jagte ihn. Diese Drohung erfüllte jeden dunklen Winkel ihres Herzens.
Die Schritte der Abgesandten und die Stiefeltritte der sie
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