Der Tempel der vier Winde - 8
Verteidiger zu besiegen. Statt dessen treiben die verschiedenen Völker der Wildnis jetzt Handel mit uns, und mit Renwold ist in der östlichen Wildnis der Midlands ein Handelszentrum entstanden, das von allen respektiert wird, die uns einst erobern wollten.«
Kahlan beugte sich vor. »Die Imperiale Ordnung ist nicht irgendein Stamm der Wildnis, Botschafter. Sie wird Euch vernichten. Besitzt der Rat der Sieben nicht genug Verstand, das zu erkennen?«
Botschafter Seidon lächelte nachsichtig. »Ich verstehe Eure Sorge, Mutter Konfessor, aber wie ich schon sagte, die Mauern von Renwold leisteten uns gute Dienste. Seid versichert, Renwold wird nicht an die Imperiale Ordnung fallen.« Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich. »Es wird auch nicht an diesen neuen Bund fallen, den Ihr zusammen mit D’Hara bildet.
Große Zahlen bedeuten nicht viel gegen einen Felsbuckel in der Wildnis. Ein Eroberer wird es schnell leid werden, sich die Zähne an einem so winzigen Brocken auszubeißen. Unsere geringe Größe, unsere Lage und unsere Mauern sorgen dafür, daß sich die Mühe nicht einmal ansatzweise lohnt. Schlössen wir uns Euch an, wären wir verwundbar, denn dann stünden wir für Widerstand.
Unsere Neutralität bedeutet keinerlei feindselige Absicht. Wir sind bereit, mit Eurem Bund Handel zu treiben, so wie wir bereit sind, mit der Imperialen Ordnung Handel zu treiben. Wir wünschen niemandem etwas Schlechtes, aber verteidigen werden wir uns selbst.«
»Botschafter Seidon, Eure Frau und Eure Kinder befinden sich in Renwold. Begreift Ihr nicht, in welcher Gefahr Eure Familie schwebt?«
»Meine geliebte Frau und die Kinder sind hinter den Mauern von Renwold in Sicherheit, Mutter Konfessor. Ich habe keine Angst um sie.«
»Werden Eure Mauern auch gegen Magie standhalten? Die Imperiale Ordnung setzt Zauberer ein! Oder hat Euch die Vergangenheit so trunken gemacht, daß Ihr die Bedrohung Eurer Zukunft nicht erkennt?«
Sein Gesicht hatte sich gerötet. »Der Beschluß des Rates der Sieben ist endgültig. Wir haben keine Angst um unsere Sicherheit. Auch bei uns gibt es Menschen, die über Magie verfügen und die die Mauern vor Magie schützen. Neutralität hat nichts Bedrohliches. Vielleicht solltet Ihr die Guten Seelen um Gnade bitten, schließlich seid Ihr es, die den Krieg will. Nach den Gesetzen der Gewalt zu leben, heißt sie herausfordern.«
Kahlan trommelte mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte, während alles auf ihre Entgegnung wartete. Sie wußte, selbst wenn sie diesen Mann überzeugen konnte, würde dies nichts nützen. Der Rat der Sieben hatte seinen Beschluß gefaßt, und dieser Mann konnte ihn nicht abändern, selbst wenn er wollte.
»Botschafter Seidon, Ihr werdet Aydindril bis zum Ende des heutigen Tages verlassen haben. Ihr werdet zum Rat der Sieben in Renwold zurückkehren und ihm erklären, daß D’Hara Neutralität nicht anerkennt. In diesem Kampf geht es um unsere Welt – darum, ob sie im Licht gedeihen oder im Schatten der Tyrannei verdorren wird. Lord Rahl hat verfügt, daß niemand neutral bleiben kann. Ich habe verfügt, daß es für die Imperiale Ordnung keine Gnade geben wird. In diesem Punkt sind wir einer Meinung.
Ihr entscheidet Euch entweder für uns oder gegen uns. Die Imperiale Ordnung sieht das ebenso.
Erklärt dem Rat der Sieben, daß Mardovia von nun an gegen uns steht. Einer von uns beiden, entweder D’Hara oder die Imperiale Ordnung, wird Mardovia erobern. Weist den Rat an, zu den Guten Seelen zu beten und sie zu bitten, daß wir es sind, die Euch erobern und Renwold einnehmen, und nicht die Imperiale Ordnung. Wir werden für Euren Widerstand harte Sanktionen verhängen, doch Euer Volk wird überleben. Sollte die Imperiale Ordnung als erste über Euch herfallen, dann werden sie Eure Verteidiger vernichtend schlagen und Euer Volk versklaven. Mardovia wird nur noch Vergangenheit sein.«
Sein nachsichtiges Lächeln wurde breiter. »Seid unbesorgt, Mutter Konfessor. Renwold wird gegen jedes Land standhalten, selbst gegen die Imperiale Ordnung.«
Kahlan betrachtete ihn mit kalter Wut. »Ich habe mitten unter den Toten in den Mauern von Ebinissia gestanden. Ich habe mit angesehen, welches Gemetzel die Imperiale Ordnung angerichtet hat. Und mir entging nicht, was sie davor mit den Lebenden gemacht haben. Ich bete für die armen Menschen, die unter den Selbsttäuschungen des Rates der Sieben zu leiden haben werden.«
Verärgert gab Kahlan den Wachen ein Handzeichen, sie möchten
Weitere Kostenlose Bücher