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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Dutzend leerer Wasserkannen stand an der Wand neben einem Stapel Putzlumpen.
    Der Mann sah unter einer verwirrt in Falten gelegten Stirn auf. »Ja. Wer seid Ihr? Ihr kommt mir bekannt vor.«
    »Ich bin Richard Rahl. Vielleicht erkennst du die Ähnlichkeit mit meinem Bruder Drefan.«
    »Drefan.« Der Mann riß die Augen auf. »Lord Rahl.« Sein Stuhl scharrte geräuschvoll über den Dielenboden, als er ihn zurückschob und sich erhob, um sich zu verbeugen. »Verzeiht mir. Ich habe Euch nicht erkannt. Ich habe Euch noch nie gesehen. Ich wußte gar nicht, daß der Heiler Euer Bruder ist. Ich bitte Lord Rahl um Vergebung…«
    Jetzt erst bemerkte Silas die dunkelhaarige Mord-Sith an Richards einer Seite, den muskulösen General auf der anderen, Richards zwei hünenhafte Leibwächter, die hinter ihm in die Höhe ragten, und die geschlossenen Reihen der Soldaten, die von der Straße hereindrängten. Er fuhr sich mit den Fingern durch das fettige schwarze Haar und nahm eine aufrechte Haltung ein.
    »Zeig mir das Zimmer, wo … wo die Frau ermordet wurde«, sagte Richard.
    Silas Latherton verbeugte sich zweimal, bevor er die Stufen hinaufeilte und sich dabei das Hemd in die Hose stopfte. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, daß Richard ihm folgte, und er nahm stets zwei Stufen auf einmal. Die Treppe protestierte ächzend und stöhnend unter seinem Gewicht.
    Schließlich blieb er auf dem oberen Flur vor einer Tür stehen. Da die Wände rot gestrichen waren, lieferten die Kerzen zu beiden Enden des Flures nur wenig Helligkeit. Es stank.
    »Hier herein, Lord Rahl«, sagte Silas.
    Als er sich anschickte, die Tür zu öffnen, packte ihn Raina und stieß ihn beiseite. Mit einem finsteren Blick, der eine Gewitterwolke nachdenklich gemacht hätte, wies sie ihn an seinen Platz.
    Sie öffnete die Tür und trat, den Strafer in der Hand, vor Richard ins Zimmer. Richard wartete einen Augenblick, während Raina das Zimmer nach Gefahren absuchte. Das war einfacher, als zu widersprechen. Silas hielt den Blick starr zu Boden gerichtet, während Richard und General Kerson in das kleine Zimmer hineingingen. Ulic und Egan bezogen neben der Tür Posten und verschränkten die massigen Arme vor der Brust.
    Viel zu sehen gab es nicht: ein Bett, daneben eine kleine Kieferntruhe und einen Waschtisch. Ein dunkler Fleck verfärbte die ungehobelten Bodendielen aus Fichtenholz. Der Blutfleck reichte bis unters Bett und bedeckte nahezu den gesamten Fußboden.
    Die Größe überraschte ihn nicht. Der General hatte ihm erzählt, was man der Frau angetan hatte.
    Das Wasser im Waschbecken schien wenigstens zur Hälfte aus Blut zu bestehen. Der Lappen, der über der Seite hing, war durch und durch rot. Der Mörder hatte sich das Blut abgewaschen, bevor er gegangen war. Entweder war er reinlich, oder er hatte nicht blutüberströmt an Silas vorbei das Haus verlassen wollen.
    Richard öffnete die Kieferntruhe. Sie enthielt ordentlich gestapelte Kleider und sonst nichts. Er ließ den Deckel wieder fallen.
    Mit der Hand stützte er sich an den Türpfosten. »Eine Frau wird so verstümmelt, man schneidet ihr die Brüste ab und sticht hundertmal auf sie ein, und niemand hat auch nur das Geringste gehört?«
    Er bemerkte, wie die Erschöpfung seiner Stimme eine gewisse Schärfe verlieh. Seine schlechte Laune war vermutlich auch nicht gerade hilfreich.
    Silas schluckte. »Sie wurde geknebelt, Lord Rahl. Ihre Hände waren ebenfalls gefesselt.«
    Richard setzte eine finstere Miene auf. »Sie muß mit den Füßen um sich getreten haben. Hat niemand gehört, wie sie um sich getreten hat? Wenn ich in Stücke geschnitten würde, wenn ich geknebelt wäre und man mir die Hände gefesselt hätte, hätte ich wenigstens den Waschtisch umgetreten. Sie muß mit den Füßen um sich getreten und versucht haben, jemand auf sich aufmerksam zu machen.«
    »Wenn, dann hab’ ich nichts davon gehört. Von den anderen Frauen hat auch keine was gehört. Wenigstens haben sie nichts davon erwähnt, und ich glaube, sie hätten mich geholt, wenn sie etwas mitbekommen hätten. Wenn es Ärger gibt, sind sie immer sofort bei mir. Immer. Sie wissen, daß ich nicht gerade zimperlich bin, wenn es darum geht, sie zu beschützen.«
    Richard rieb sich die Augen. Die Prophezeiung ließ ihm keine Ruhe. Er hatte Kopfschmerzen.
    »Schaff die anderen Frauen her. Ich will mit ihnen sprechen.«
    »Sie haben mich verlassen, als –« Er machte eine unbestimmte Handbewegung. »Bis auf

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