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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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alle fortgelaufen sind?«
    Sie zuckte die Achseln. »Einige von ihnen haben Kinder und hatten Angst um sie. Ich nehme ihnen ihre Angst nicht übel, aber wir waren hier immer sicher. Silas war stets anständig zu mir. Woanders bin ich schon verprügelt worden, hier jedoch nicht. Es war nicht Silas’ Fehler, daß ein Wahnsinniger das verbrochen hat. Silas hat unsere Wünsche immer respektiert, wenn wir gesagt haben, daß wir einen Mann nicht mehr empfangen wollten.«
    Richard spürte, wie sich ihm der Magen zusammenschnürte. »Aber Drefan war bei dir?«
    »Klar. Er war bei allen Mädchen.«
    »Bei allen Mädchen«, wiederholte Richard. Er hatte Mühe, seinen Zorn im Zaum zu halten.
    »Na, sicher. Er war bei allen von uns. Nur bei Rose nicht. Sie hatte noch keine Gelegenheit, schließlich war sie erst…«
    »Und Drefan hatte keine Lieblingsdame?« Richard hatte gehofft, sein Halbbruder hätte sich auf eine Frau beschränkt, die er mochte, eine Frau, die gesund war.
    Bridget legte die Stirn in Falten und machte ein fragendes Gesicht. »Wie kann ein Heiler eine Lieblingsdame haben?«
    »Na ja, gab es eine, die er vorzog, oder nahm er einfach die, die gerade frei war?«
    Die Frau bohrte einen Finger in ihren roten Schopf und kratzte sich am Kopf.
    »Ich glaube, Ihr habt ein falsches Bild von Drefan, Lord Rahl. Er hat uns niemals angefaßt … nicht so. Er kam nur her, um seine Arbeit zu verrichten.«
    »Um zu heilen?«
    »Ja«, sagte Bridget. Silas bestätigte dies mit einem Nicken. »Die Hälfte der Mädchen hatte ständig irgendein Wehwehchen.
    Hautausschläge und Entzündungen und so weiter. Die meisten Leute, die Kräuter und Heilmittel verkaufen, wollen mit uns nichts zu tun haben, also müssen wir mit unseren Wehwehchen leben.
    Drefan erklärte uns, wie wir uns waschen sollen. Er gab uns Kräuter und Salben, die wir auf die entzündeten Stellen streichen sollten. Er war schon zweimal hier, richtig spät, als wir mit der Arbeit fertig waren, um uns nicht in die Quere zu kommen, während wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Er sah auch nach den Kindern. Zu ihnen war Drefan besonders nett. Eines hatte einen schlimmen Husten, und es ging ihm viel besser, nachdem Drefan ihm etwas zum Einnehmen gegeben hatte.
    Heute früh war er wieder hier. Erst hat er eins der Mädchen untersucht, dann ging er nach oben zu Roses Zimmer, um nach ihr zu sehen. Dabei hat er sie gefunden. Hals über Kopf ist er aus dem Zimmer gestürzt und hat gebrüllt und« – sie zeigte auf den Boden zu Richards Füßen – »sich erbrochen. Wir sind alle auf den Flur rausgelaufen und haben gesehen, wie er sich dort auf den Knien die Seele aus dem Leib kotzte.«
    »Er kam also nicht her, um … um … und er hat nie –«
    Bridget prustete los. »Ich hab’s ihm angeboten – umsonst, schließlich hatte er mir und all den anderen so wundervoll geholfen. Er erwiderte nur, aus dem Grund sei er nicht hier. Er wolle nur helfen, weil er ein Heiler sei.
    Ich hab’s ihm angeboten, stellt Euch vor, und ich kann sehr überzeugend sein,« – dabei zwinkerte sie – »aber er hat abgelehnt. Er kann richtig nett lächeln, wirklich. Genau wie Ihr, Lord Rahl.«
    »Herein«, kam die Antwort auf Richards Klopfen.
    Drefan kniete vor seiner Ansammlung von Kerzen, die auf dem Tisch an der Wand standen. Er hielt den Kopf gesenkt und hatte die Hände zum Gebet gefaltet.
    »Hoffentlich störe ich nicht«, sagte Richard.
    Drefan sah über die Schulter und erhob sich. Seine Augen erinnerten Richard an Darken Rahl. Er hatte die gleichen blauen Augen, denselben unbestimmbar eigenartigen, verwirrenden Blick. Richard konnte nicht anders, diese Augen beunruhigten ihn. Manchmal hatte er das Gefühl, Darken Rahl selbst starre ihn aus ihnen an.
    Menschen, die in der Furcht vor Darken Rahl gelebt hatten, bekamen es wahrscheinlich auch mit der Angst zu tun, wenn sie Richard in die Augen sahen.
    »Was tust du?« wollte Richard wissen.
    »Ich bete zu den Guten Seelen, damit sie über die Seele eines bestimmten Menschen wachen.«
    »Über wessen Seele?«
    Drefan seufzte. Er wirkte müde und verdrossen.
    »Die Seele einer Frau, die niemand mochte.«
    »Eine Frau mit Namen Rose?«
    Drefan nickte. »Woher weißt du von ihr?« Er tat seine eigene Frage mit einer Handbewegung ab. »Entschuldige – das war unüberlegt. Du bist Lord Rahl. Vermutlich berichtet man dir solche Dinge.«
    »Ja, nun, solche Dinge kommen mir tatsächlich zu Ohren.« Richard entdeckte im Zimmer einen Gegenstand,

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