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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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du Hoch-D’Haran?«
    Drefan strich sich eine blonde Strähne aus der Stirn. »Nur dieses eine Wort.«
    »Wie ich hörte, bist du ihr Hohepriester. Du hast es weit gebracht, wenn du Anführer einer Gemeinschaft von Heilern geworden bist.«
    »Ich habe nie ein anderes Leben kennengelernt. Hohepriester zu sein bedeutet allerdings meist, daß die anderen jemanden haben, dem sie die Schuld zuweisen können, wenn irgend etwas schiefläuft. Wenn jemand, dem wir zu helfen versuchen, sich nicht erholt, zeigen die Heiler auf mich und sagen: ›Er ist unser Anführer. Sprecht mit ihm.‹ Hohepriester zu sein bedeutet, daß ich Berichte und Aufzeichnungen lesen muß und bestürzten Anverwandten erkläre, daß wir nur Heiler sind und den Ruf des Hüters nicht ungeschehen machen können. Klingt beeindruckender, als es in Wahrheit ist.«
    »Sicherlich übertreibst du. Ich bin stolz, daß du es so weit gebracht hast. Wer sind die Raug’Moss? Woher stammen sie?«
    »Der Legende nach wurden die Raug’Moss vor Tausenden Jahren von Zauberern gegründet, deren Gabe das Heilen war. Dann begann die Gabe auszusterben, und Zauberer, besonders jene, die für das Heilen begabt waren, wurden immer seltener.«
    Daraufhin erzählte Drefan Richard die Geschichte, wie die Gemeinschaft der Raug’Moss sich mit dem Aussterben der Zauberer zu verändern begonnen hatte. Besorgt, ihre Arbeit könnte mit ihnen aussterben, beschlossen die Zaubererheiler, Lehrlinge aufzunehmen, die nicht die Gabe besaßen. Mit der Zeit gab es immer weniger Zauberer, die die Arbeit beaufsichtigen konnten, bis vor langer Zeit schließlich der letzte Zauberer gestorben war.
    Für Richard klang das ganz so, als lese er in Kolos Tagebuch. Denn auch in der Burg der Zauberer war es vor langer Zeit anders zugegangen. Damals war sie noch von Zauberern und ihren Familien bevölkert gewesen.
    »Jetzt gibt es bei uns niemanden mehr mit der Gabe«, berichtete Drefan. »Die Raug’Moss haben viele Schlüsselbegriffe der Gesundheit und des Heilens gelernt, aber wir verfügen nicht annähernd über die Fähigkeiten der Zauberer von damals. Wir besitzen keine Magie, die uns hilft. Mit dem Wissen, das uns die wahren Heiler aus alter Zeit überliefert haben, tun wir, was wir können, aber unsere Möglichkeiten sind begrenzt. Es ist ein einfaches Leben, ein hartes Leben, aber es schenkt uns Belohnungen und Annehmlichkeiten, die weltlicher Besitz nicht bietet.«
    »Verstehe. Es ist sicher ein nicht zu überbietendes Gefühl, Menschen zu helfen.«
    Drefans Gesicht bekam einen neugierigen Ausdruck. »Und was ist mit dir? Mit deinen Fähigkeiten?«
    Richard wich Drefans Blick aus. Seine Hand umfaßte das Heft seines Schwertes fester.
    »Ich wurde als Kriegszauberer geboren«, sagte er leise. »Ich wurde zum fuer grissa ost drauka ernannt, das ist Hoch-D’Haran für ›Bringer des Todes‹.«
    Im Zimmer kehrte Stille ein.
    Richard räusperte sich. »Anfangs war ich darüber ziemlich bestürzt, aber seitdem habe ich begriffen, daß ein Kriegszauberer auch nur anderen helfen soll, indem er sie vor jenen beschützt, die Tyrannei verbreiten wollen. Vor Menschen wie unserem Bastardvater – Darken Rahl.«
    »Ja«, sagte Drefan in die beklemmende Stille hinein. »Manchmal ist das Töten die beste Verwendung für unsere Fähigkeiten – um auf diese Weise ein Leben zu beenden, das keine Hoffnung kennt, nur Schmerz, oder um ein Leben zu beenden, das anderen nichts anderes bringt als Leid.«
    Richard rieb mit dem Daumen über die Symbole auf dem silbernen Band an seinem Handgelenk. »Ja, jetzt verstehe ich, was du meinst. Ich glaube, früher war das bei mir anders. Wir sind beide gezwungen, Dinge zu tun, die uns nicht gefallen, die aber getan werden müssen.«
    Drefan lächelte dünn. »Im Gegensatz zu meinen Heilern haben das nicht viele je begriffen. Ich bin froh, daß du zu letzteren gehörst. Manchmal ist das Töten ein Akt größter Nächstenliebe. Ich bin sehr vorsichtig, wem gegenüber ich diese Worte ausspreche. Gut zu wissen, daß mein Bruder sie versteht.«
    »Das gilt für mich genauso, Drefan.«
    Bevor Richard weitere Fragen stellen konnte, wurden sie von einem Klopfen unterbrochen. Raina streckte den Kopf zur Tür herein. Ihr langer, dunkler Zopf fiel nach vorn über ihre Schulter.
    »Was gibt’s, Raina?«
    Raina verdrehte die Augen und deutete auf jemanden hinter ihr.
    »Nadine wünscht Euch zu sprechen. Irgend etwas scheint sie ganz aus der Fassung gebracht zu haben, und sie will nur

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