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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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einfach, nur weil jemand sie darum bat. Das Vergehen selbst fiel ebenso ins Gewicht, und es gab Vergehen, die zu schwer wogen, als daß man sie vergeben konnte.
    Die Entschuldigung hatte ohnehin nicht Kahlan gegolten, sondern Richard. Wie ein Kind, das man ausgeschimpft hatte, legte Nadine jetzt ihr bestes Betragen an den Tag und versuchte ihn damit zu beeindrucken, wie artig sie sein konnte.
    Obwohl sie ihn verletzt hatte, fand ein Teil von ihm es tröstlich, Nadine um sich zu haben. Sie erinnerte ihn an sein Zuhause, an seine glückliche Kindheit. Sie war ein vertrautes Gesicht aus einer sorgenfreien Zeit. Andererseits war er über den tatsächlichen Grund ihres Kommens besorgt. Wie immer sie darüber dachte, sie hatte diesen Entschluß nicht selbst gefaßt. Jemand oder etwas hatte ihrem Tun Vorschub geleistet. Und doch – trotzdem hätte er ihr am liebsten bei lebendigem Leib das Fell über die Ohren gezogen.
    Nachdem sie Bert verlassen hatten, führte sie Yonick eine gepflasterte Gasse hinunter zu einem Innenhof hinter der Wohnung von Darby Andersons Familie. In dem kleinen Hof, dessen matschiger Boden mit Holzspänen durchmengt war, standen Stapel unbehauenen Holzes, das von Persennings geschützt wurde, alte, rostige Zwei-Mann-Zugsägen, zwei Holzwerkbänke sowie aufgeworfene, gesplitterte oder verzogene Bretter, die seitlich an den Gebäuden lehnten.
    Darby erkannte Richard und Kahlan vom Ja’La-Spiel wieder. Er war erstaunt, daß sie ihn zu Hause besuchten. Daß sie gekommen waren, um sich ein Ja’La-Spiel anzusehen, war ein Grund, sehr stolz zu sein, aber daß sie hier bei ihm erschienen, überstieg sein Fassungsvermögen. Hektisch bürstete er sich das Sägemehl aus dem kurzen braunen Haar und von seiner schmutzigen Arbeitskleidung.
    Yonick hatte Richard erzählt, die gesamte Familie Anderson – Darby, seine zwei Schwestern, seine Eltern, die Eltern seines Vaters und eine Tante – lebe über ihrer kleinen Werkstatt. Clive Anderson, Darbys Vater, und Erling, sein Großvater, stellten Stühle her. Die beiden Männer hatten die Unruhe gehört, waren an die breite Doppeltür getreten und verbeugten sich.
    »Verzeiht uns, Mutter Konfessor, Lord Rahl«, sagte Clive, nachdem Darby seinen Vater vorgestellt hatte, »aber wir wußten nicht, daß Ihr kommt, sonst hätten wir etwas vorbereitet – ich hätte meiner Frau gesagt, sie solle Tee kochen oder so. Wir sind leider nur einfache Leute.«
    »Bitte macht Euch deswegen keine Gedanken, Meister Anderson«, sagte Richard. »Wir sind hier, weil wir um Euren Sohn besorgt sind.«
    Erling, der Großvater, machte einen strengen Schritt auf Darby zu. »Was hat der Junge angestellt?«
    »Nichts, wirklich nichts«, beruhigte ihn Richard. »Ihr habt einen wunderbaren Enkelsohn. Wir haben ihn vor ein paar Tagen Ja’La spielen sehen. Einer der anderen Jungen ist krank. Schlimmer noch, zwei weitere sind gestorben.«
    Darby riß die Augen auf. »Gestorben? Wer denn?«
    »Kip«, sagte Yonick mit erstickender Stimme.
    »Und Sidney«, setzte Richard hinzu. »Bert ist ebenfalls sehr krank.«
    Darby war schockiert. Sein Großvater legte dem Jungen tröstend die Hand auf die Schulter.
    »Mein Bruder Drefan« – Richard deutete auf ihn – »ist Heiler. Wir sehen uns sämtliche Jungen aus der Ja’La-Mannschaft an. Ob Drefan helfen kann, wissen wir nicht, aber er möchte es gerne versuchen.« »Mir geht es gut«, stellte Darby mit bebender Stimme fest.
    Erling, ein unrasierter, knochiger Mann, hatte so schiefe Zähne, daß Richard sich fragte, wie er es schaffte, sein Essen zu kauen. Er sah Kahlans weißes Kleid und Richards goldenes Cape, das sich im schneidenden Wind aufblähte, und zeigte auf die Werkstatt.
    »Bitte, wollt Ihr nicht eintreten? Heute geht ein kalter Wind. Drinnen ist es wärmer und geschützter. Wie es aussieht, werden wir heute abend etwas Schnee bekommen.«
    Ulic und Egan bezogen beim hinteren Tor Posten. In der Gasse wimmelte es von Soldaten. Richard, Kahlan, Nadine und Drefan gingen in die Werkstatt. Cara und Raina folgten ihnen wie ein Schatten, blieben jedoch in der Nähe der Tür.
    An Pflöcken in den staubigen Wänden hingen alte Stühle und Schablonen. In sämtlichen Ecken hatten Spinnweben, auf denen sich im Wald der Tau gesammelt hätte, gewaltige Mengen Sägemehl eingefangen. Auf der Werkbank lagen Stuhlteile, die verleimt wurden, eine feine Säge, eine Reihe kleiner Fein- und Rundhobel sowie eine Anzahl von Stemmeisen. Mehrere Rauh- und

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