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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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Haus mit jemandem waren, der daran erkrankt ist.«
    »Ja.«
    »Aber die Familie des kranken Jungen hat sie nicht, und sie wohnen mit ihm unter einem Dach. Seine Mutter hat ihn gepflegt. Müßte nicht wenigstens sie sich angesteckt haben, wenn das stimmt?«
    Drefan überlegte sich sorgfältig die Worte, die er als nächstes sagte. »Ich habe mehrere Male einen einzelnen Fall der Pest gesehen. Einmal, als ich jung und noch in der Ausbildung war, begleitete ich einen Heiler nach Castaglen, einer Ortschaft, die von der Pest heimgesucht wurde. Dort habe ich vieles von dem gelernt, was ich über die Pest weiß.
    Alles begann damit, daß ein Händler mit einem Karren voller Waren in den Ort kam. Man erzählte sich, er habe bei seiner Ankunft gehustet, sich erbrochen und über quälende Kopfschmerzen geklagt. Mit anderen Worten, er war bereits von der Pest befallen, als er in Castaglen eintraf. Wir fanden nie heraus, wie er sich damit angesteckt hatte, möglicherweise jedoch hatte er vergiftetes Wasser getrunken, hatte bei einem kranken Bauern übernachtet, oder die Seelen hatten sich entschieden, ihn damit zu strafen.
    Die Bewohner des Ortes, die einem altbekannten Händler eine Freundlichkeit erweisen wollten, brachten ihn in einem Zimmer unter, wo er am nächsten Morgen starb. Eine Zeitlang blieben alle gesund, und die Leute dachten, die Gefahr sei vorüber. Wenig später hatten sie den Mann vergessen, der mitten unter ihnen gestorben war.
    Wegen der Verwirrung, die Krankheit und Tod ausgelöst hatten, waren die Berichte, die wir bei unserer Ankunft erhielten, sehr unterschiedlich. Wir konnten jedoch ermitteln, daß der erste Ortsbewohner einigen Berichten zufolge wenigstens vierzehn Tage, anderen Berichten nach sogar bis zu zwanzig Tage nach Ankunft des Händlers an der Pest erkrankte.«
    Richard kniff sich in die Unterlippe und überlegte. »Vor ein paar Tagen, während des Ja’La-Spiels, ging es Kip noch gut. Seine eigentliche Ansteckung muß demzufolge noch etwas länger zurückliegen.«
    Bei aller Trauer um den Tod des Jungen empfand Richard große Erleichterung darüber, daß seine Befürchtung nicht logisch schien. Wenn Kip die Pest lange vor dem Ja’La-Spiel bekommen hatte, dann war Jagang nicht darin verwickelt. Die Prophezeiung hatte nichts damit zu tun.
    Warum aber dann die Warnung, die Winde machten Jagd auf ihn?
    »Das bedeutet auch«, fuhr Drefan fort, »daß die Familie des toten Jungen noch erkranken kann. Im Augenblick scheinen alle gesund zu sein, sie könnten sich jedoch bereits tödlich mit der Pest infiziert haben. Genau wie die Menschen in Castaglen.«
    »Dann«, sagte Nadine, »haben wir uns womöglich alle schon angesteckt, nur weil wir mit dem Jungen in einem Zimmer waren. Dieser entsetzliche Gestank, das war seine Krankheit. Am Ende haben wir alle die Pest, weil wir ihn eingeatmet haben, nur werden wir das erst in ein paar Wochen wissen.«
    Drefan warf ihr einen herablassenden Blick zu. »Ich kann nicht leugnen, daß diese Möglichkeit besteht. Willst du davonlaufen, Kräuterfrau, und die nächsten zwei oder drei Wochen damit zubringen, dich auf den Tod vorzubereiten, indem du die Dinge auslebst, die du immer schon hast tun wollen?«
    Nadine reckte ihr Kinn vor. »Nein. Ich bin Heilerin. Ich habe vor zu helfen.«
    Auf diese heimlich wissende Art, die ihm eigen war, lächelte Drefan. »Also gut. Ein echter Heiler steht über den bösartigen Phantomen, denen er nachjagt.«
    »Aber sie könnte recht haben«, sagte Richard. »Wir könnten uns mit der Pest angesteckt haben.«
    Drefan wehrte diese Befürchtung mit einer Handbewegung ab. »Wir dürfen uns nicht von Angst leiten lassen. Als ich in Castaglen war, habe ich mich um viele Menschen gekümmert, die der Tod bereits, genau wie diesen kleinen Jungen, in seinen Klauen hatte. Übrigens auch der Mann, der mich dorthin mitgenommen hatte. Wir wurden nicht krank.
    Ich habe nie ein bestimmtes Erscheinungsmuster der Pest feststellen können. Wir kamen jeden Tag mit den Kranken in Berührung und haben uns niemals angesteckt. Vielleicht, weil wir soviel mit den Kranken zusammen waren, daß unser Körper sich an sie gewöhnt hatte und sich gegen ihren verderblichen Einfluß gewappnet hatte.
    Gelegentlich wurde das Familienmitglied eines Kranken von der Pest befallen und starb, und danach alle anderen, selbst die, die dem Krankenzimmer ferngeblieben waren. In anderen Häusern wurde ich Zeuge, wie eines oder mehrere Kinder an der Pest dahinsiechten, die

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