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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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sie sich Nathans Anweisungen entsprechend zu benehmen hatte. Sie strich den schweren, blauen Samt an ihren Hüften glatt.
    »Es sitzt nicht ganz perfekt –«
    Die Zunge des Damenschneiders schnellte zwischen seinen Lippen hervor. »Nun ja, meine Dame, hätte ich gewußt, daß Ihr mein Geschäft beehrt, oder hättet Ihr Eure Maße vorab geschickt, dann hätte ich gewiß die nötigen Änderungen vorgenommen.« Er warf einen Blick zu Nathan hinüber. Seine Zunge zuckte abermals hervor. »Seid versichert, meine Dame, ich bin in der Lage, das auch jetzt jederzeit zu tun.«
    Der Mann verbeugte sich vor Nathan. »Was meint Ihr, mein Herr? Immer vorausgesetzt, es würde Euren Wünschen entsprechend geändert, meine ich.«
    Nathan verschränkte die Arme und betrachtete Clarissa wie ein Bildhauer sein unfertiges Werk. Er kniff die Augen zusammen und überlegte, rollte seine Zunge in der Wange und gab kehlige Laute von sich, als könne er sich nicht recht entscheiden. Der Schneider spielte nervös mit den Enden des Maßbandes.
    »Wie die Dame bereits sagte, um die Hüfte sitzt es ein wenig salopp.«
    »Seid unbesorgt, mein Herr.« Der Damenschneider war im Nu hinter ihr und zupfte beherzt am Stoff herum. »Seht Ihr, hier? Ich brauche nur ein, zwei Abnäher zu machen. Die verehrte Dame ist mit einer vortrefflichen Figur gesegnet. Ich habe es hier selten mit Damen von so elegantem Körperbau zu tun, trotzdem kann ich das Kleid in wenigen Stunden ändern lassen. Es wäre mir die größte Ehre, die Arbeit noch heute abend zu erledigen und es Euch liefern zu lassen in das – in das – wo logiert Ihr doch gleich, mein Herr?«
    Nathan machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich werde noch eine angemessene Unterkunft suchen müssen. Gibt es ein Haus, das Ihr guten Gewissens empfehlen könnt?«
    Der Damenschneider verneigte sich erneut. »Haus Wildrose wäre das eleganteste Gasthaus in Taniumura, mein Herr. Wenn Ihr wollt, schicke ich rasch meinen Gehilfen hinüber und lasse die entsprechenden Vorbereitungen für Euch und … die Dame treffen.«
    Nathan richtete sich im Sessel auf und fischte eine Goldmünze aus seiner Tasche. Er schnippte dem Mann die Münze zu, gefolgt von einer zweiten und schließlich einer dritten.
    »Ja, danke, das wäre sehr freundlich von Euch.« Er runzelte nachdenklich die Stirn, dann warf er dem Mann eine vierte zu. »Es ist schon spät, aber ich bin sicher, Ihr könnt sie überreden, den Gastraum bis zu unserem Eintreffen geöffnet zu lassen. Wir waren den ganzen Tag unterwegs und könnten eine anständige Mahlzeit gebrauchen.« Er drohte dem Mann mit dem Zeigefinger. »Die besten Zimmer, wohlgemerkt. Ich werde nicht zulassen, daß man mich in irgendeinem engen Stall unterbringt!«
    »Ich versichere Euch, mein Herr, die Wildrose hat kein einziges Zimmer, das man auch nur im entferntesten als Stall bezeichnen könnte, nicht einmal ein Herr wie Ihr. Und wie lange wünscht Ihr dort zu verweilen – nur damit mein Gehilfe es ausrichten kann?«
    Nathan strich über die Rüschen an seiner Hemdbrust. »Bis Kaiser Jagang nach mir verlangt, natürlich.«
    »Selbstverständlich, mein Herr. Und möchtet Ihr das Kleid, mein Herr?«
    Nathan hakte einen Daumen in die kleine Tasche an der Vorderseite seiner grünen Weste und ließ seine Hand herabhängen. »Für den Alltag wird es genügen müssen. Was hättet Ihr an ein wenig eleganteren Modellen?«
    Der Damenschneider verneigte sich lächelnd. »Erlaubt, daß ich Euch einige andere zur Ansicht bringe. Die werte Dame kann dann diejenigen anprobieren, die Euch zusagen.«
    »Ja«, erwiderte Nathan. »Ja, das wäre wohl das beste. Ich verfüge über beträchtliche Erfahrung und einen ausgeprägten Geschmack. Ich bin Besseres gewöhnt. Bringt etwas, das mir Bewunderung entlockt.«
    »Selbstverständlich, mein Herr.« Er verbeugte sich zweimal und eilte davon.
    Nachdem der Mann verschwunden war, schmunzelte Clarissa verwundert. »Nathan! Das ist das eleganteste Kleid, das ich je zu Gesicht bekommen habe, und Ihr verlangt, daß er uns noch etwas Besseres zeigt?«
    Nathan sah sie mit gespieltem Erstaunen an. »Nichts ist zu gut für die Konkubine des Kaisers, die Frau, die das Kind des Herrschers in sich trägt.«
    Ihr Herz schlug schneller, als der Prophet zum wiederholten Male davon sprach. Wenn sie in seine himmelblauen Augen blickte, glaubte sie dort manchmal etwas Eigentümliches zu erkennen, das bei ihr ein leichtes, unbestimmtes Gefühl auslöste, wenngleich nur für

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