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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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erinnert.«
    »Zuzeiten jedoch kann ich mich an bestimmte Dinge gar nicht erinnern«, wandte Kahlan ein.
    »Ebenso ergeht es mir. Ich kann mich nicht erinnern, was aus dem Vogel wurde, den meine Mutter immer rief, als ich noch ganz klein war. Ich weiß noch, wie er auf ihrem Finger saß, während sie ihm leise, zärtliche Worte zuflüsterte. Ist er gestorben oder fortgeflogen?
    Andere Ereignisse, wie der Tod eines geliebten Menschen, sind mir dagegen sehr lebhaft in Erinnerung geblieben. So sehe ich genau das Kleid vor mir, das meine Mutter am Tag ihres Todes trug. Noch heute könnte ich Euch die Länge des losen Fadens an ihrem Ärmel angeben.«
    »Verstehe.« Kahlan starrte in ihren Tee. »Ich kann mich auch sehr gut an den Tag erinnern, an dem meine Mutter starb. An jede schreckliche Einzelheit, und dabei würde ich das alles gerne vergessen.«
    Shota stützte ihre Ellenbogen auf den Tisch und schlang ihre Finger ineinander. »So geht es mir mit der Zukunft. Nicht immer kann ich die erfreulichen Ereignisse in der Zukunft sehen, die ich sehen möchte, und manchmal kann ich nicht verhindern, daß ich Dinge erblicke, die mir zuwider sind. Einige Ereignisse habe ich ganz deutlich vor Augen, andere dagegen, ganz gleich, wie sehr ich sie mir klarer wünsche, bleiben nebelhafte Schatten.«
    »Wie verhält es sich mit den Winden, die Jagd auf Richard machen?«
    Shota schüttelte geistesabwesend den Kopf. »Das war beunruhigend. Es war, als werde mir die Erinnerung eines anderen aufgezwungen. So als benutzte mich jemand, um eine Nachricht weiterzugeben.«
    »War es eine Nachricht oder eher eine Warnung?«
    Shota runzelte nachdenklich die Stirn. »Das habe ich mich auch gefragt. Die Antwort darauf kenne ich nicht. Ich habe sie durch Nadine weitergegeben, weil ich dachte, Richard sollte in jedem Fall davon erfahren.«
    Kahlan fuhr sich mit der Hand über die Stirn. »Shota, als die Pest ausbrach, brach sie bei Kindern aus, die ein Spiel gespielt oder dabei zugesehen hatten.«
    »Ja’La.«
    »Ja, richtig. Kaiser Jagang –«
    »Der Traumwandler.«
    Kahlan sah auf. »Ihr habt von ihm gehört?«
    »Gelegentlich sucht er meine Erinnerungen an die Zukunft heim. Er bedient sich gewisser Tricks und versucht, in meine Träume einzudringen. Das lasse ich nicht zu.«
    »Haltet Ihr es für möglich, daß es der Traumwandler war, der Euch diese Nachricht über die Winde, die Jagd auf Richard machen, eingegeben hat?«
    »Nein. Ich kenne seine Tricks. Mein Wort darauf, es war keine Botschaft von Jagang. Wie war das mit der Pest und diesem Spiel, Ja’La?«
    »Nun, Jagang hat seine Fähigkeit als Traumwandler dazu benutzt, in den Geist eines Zauberers zu schlüpfen, den er losschickte, um Richard zu ermorden. Er war bei der Ja’La-Partie anwesend. Der Zauberer, meine ich. Der Kaiser hat das Spiel durch die Augen des Zauberers verfolgt.
    Er war erzürnt, weil Richard die Regeln geändert hatte, damit alle Kinder mitspielen konnten. Unter diesen Kindern brach die Pest aus. Das ist einer der Gründe, weshalb wir glauben, Jagang sei dafür verantwortlich.
    Das erste Kind, das wir aufsuchten, lag bereits im Sterben.« Kahlan legte die Fingerspitzen auf die geschlossenen Augen, als sie daran dachte. Sie atmete tief durch, um sich wieder zu fassen. »Es starb, während Richard und ich neben ihm knieten. Er war noch ein kleiner Junge. Ein unschuldiger Junge. Wegen der Pest war sein ganzer Körper von Fäulnis befallen. Er hat ein unvorstellbares Leid durchgemacht. Vor unseren Augen hauchte er sein Leben aus.«
    »Das tut mir leid«, flüsterte Shota.
    Kahlan sammelte sich, dann sah sie auf. »Nachdem er bereits gestorben war, hob er noch einmal die Hand und packte Richards Hemd. Seine Lungen füllten sich mit Luft, er zog Richard heran und sagte: ›Die Winde machen Jagd auf dich.‹«
    Von der anderen Seite des Tisches kam ein gequältes Seufzen. »Dann hatte ich recht. Es war keine Einbildung, sondern tatsächlich eine Nachricht, die durch mich übermittelt wurde.«
    »Richard glaubt, der Tempel der Winde mache Jagd auf ihn, Shota. Er ist im Besitz des Tagebuches eines Mannes, der während des Großen Krieges vor dreitausend Jahren lebte. Darin wird berichtet, wie die Zauberer aus jener Zeit Gegenstände von großem Wert und großer Gefährlichkeit in dem Tempel unterbrachten und diesen dann fortschickten.«
    Shota beugte sich stirnrunzelnd vor. »Fort? Wohin denn?«
    »Das wissen wir nicht. Der Tempel der Winde stand früher auf dem Gipfel

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