Der Tempel der vier Winde - 8
von Berg Kymermosst.«
»Den Ort kenne ich. Es gibt dort keinen Tempel, nur ein paar alte Ruinen.«
Kahlan nickte. »Möglicherweise haben die Zauberer ihre Macht dazu benutzt, die Seite des Berges wegzusprengen und den Tempel unter einem Erdrutsch zu begraben. Was immer sie getan haben, er ist verschwunden. Dem Tagebuch zufolge hält Richard es für möglich, daß der rote Mond eine Warnung des Tempels war. Des weiteren nimmt er an, der Tempel der Winde sei auch einfach unter der Bezeichnung ›die Winde‹ bekannt.«
Shota tippte mit einem Finger gegen ihre Teetasse. »Die Nachricht könnte also unmittelbar vom Tempel der Winde stammen?«
»Haltet Ihr das für möglich? Wie kann ein Ort eine Nachricht schicken?«
»Die Zauberer aus jener Zeit konnten Dinge mit ihrer Magie anstellen, über die wir heute nur staunen können. Nehmt zum Beispiel die Sliph. Soviel ich weiß, und nach allem, was Ihr mir berichtet habt, ist es Jagang vermutlich auf irgendeine Weise gelungen, einen Gegenstand von tödlicher Gefährlichkeit aus dem Tempel der Winde zu entwenden und damit die Pest auszulösen.«
Kahlan fühlte, wie eine Woge kalter Angst sie durchflutete. »Wie könnte er so etwas machen?«
»Er ist ein Traumwandler. Er hat Zugang zu unermeßlichem Wissen. Trotz seiner plumpen Ziele ist er alles andere als dumm. Ich wurde von seinem Geist im Schlaf berührt, wenn er des Nachts auf Jagd ging. Man darf ihn nicht unterschätzen.«
»Er will alle Magie vernichten, Shota.«
Shota zog eine Braue hoch. »Ich sagte bereits, ich werde alle Eure Fragen beantworten. Ihr braucht mich nicht an mein eigenes Interesse in dieser Angelegenheit zu erinnern. Jagang bedeutet für mich eine ebensogroße Bedrohung wie die Gefahr, die mir durch den Hüter droht. Er verspricht, die Magie zu vernichten, setzt aber für die Erreichung dieses Zieles selbst Magie ein.«
»Aber wie könnte er diese Pest aus dem Tempel der Winde entwendet haben? Haltet Ihr das überhaupt für möglich? Ganz ehrlich?«
»Soviel kann ich Euch verraten, die Pest ist nicht von allein ausgebrochen. Eure Vermutung ist richtig. Sie wurde mit Hilfe von Magie ausgelöst.«
»Wie können wir sie aufhalten?«
»Ich kenne kein Heilmittel gegen die Pest.« Shota trank einen Schluck Tee. Dann sah sie zu Kahlan auf. »Andererseits, wie könnte man eine Pest auslösen?«
»Mit Hilfe von Magie.« Kahlan runzelte die Stirn. »Ihr meint … Ihr meint, wenn Magie sie auslösen konnte, dann könnte Magie ihr auch Einhalt gebieten, auch wenn wir nicht wissen, wie man die eigentliche Krankheit behandelt? Wollt Ihr mir das vorschlagen?«
Shota zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht, wie man eine solche Seuche auslöst, und ebensowenig, wie man sie heilt. Ich weiß, daß Magie dabei im Spiel war. Wenn Magie dafür verantwortlich ist, dann wäre es einleuchtend, daß man ebenfalls Magie dagegen einsetzen kann.«
Kahlan richtete sich auf. »Demnach besteht Hoffnung, daß wir sie beenden und all die Menschen vor dem Tod retten können?«
»Schon möglich. Wenn wir die einzelnen Teile zusammenfügen, scheint alles auf eins hinzudeuten: Jagang hat eine Magie aus dem Tempel der Winde entwendet, um damit die Pest auszulösen, und der Tempel versucht, Richard vor dieser Schändung zu warnen.«
»Warum ausgerechnet Richard?«
»Was meint Ihr? Was unterscheidet Richard von allen anderen?«
Kahlan fühlte sich durch Shotas dünnes, schlaues Lächeln wie gelähmt.
»Er ist ein Kriegszauberer. Er besitzt Subtraktive Magie. Auf diese Weise hat er die Seele von Darken Rahl besiegt und dem Hüter Einhalt geboten. Richard verfügt als einziger über die Macht, das zu tun, was helfen könnte.«
»Vergeßt das nie«, sprach Shota leise in ihre Tasse hinein.
Plötzlich hatte Kahlan das Gefühl, einen Pfad entlang geführt zu werden. Sie wies das Gefühl von sich. Shota versuchte bloß zu helfen.
Sie nahm all ihren Mut zusammen. »Warum habt Ihr Nadine geschickt, Shota?«
»Damit sie Richard heiratet.«
»Warum ausgerechnet Nadine?«
Ein trauriges Lächeln spielte über Shotas Lippen. Auf diese Frage hatte sie gewartet.
»Weil ich mir Sorgen um ihn mache. Ich wollte, daß es jemand ist, bei dem er wenigstens ein bißchen Erfüllung findet.«
Kahlan schluckte. »Aber die findet er bei mir!«
»Ich weiß. Dennoch ist es ihm bestimmt, eine andere zu heiraten.«
»Das sagt Euch der Strom zukünftiger Ereignisse? Eure Erinnerung … an die Zukunft?« Shota nickte knapp. »Es war nicht Eure
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