Der Tempel der vier Winde - 8
Das habe ich Euch doch schon erklärt.«
»Ich weiß.« Kahlan spielte an einem kleinen Stein herum, der in einer Ritze des Fußbodens klemmte. »Aber angenommen, es passiert etwas, und es stellt sich heraus, daß Ihr diejenige seid, die … die ihn heiraten wird, dann will ich sicher sein, daß ihr ihm so etwas nie wieder antut.
Ich möchte aus Eurem Mund hören, daß Ihr Richard nie wieder verletzen werdet. Niemals.«
Nadine sah Kahlan kurz in den Augen, dann blickte sie rasch zur Seite.
»Wenn ich Richard bekäme, dann würde ich ihn zum glücklichsten Mann auf der Welt machen. Ich würde mich um ihn bemühen, wie sich noch keine Frau um einen Mann bemüht hat. Ich würde ihn mehr lieben als – also, ich würde alles tun, um ihn glücklich zu sehen.«
Kahlan spürte den vertrauten, nagenden Schmerz in ihrem Innern. »Schwört Ihr, daß das die Wahrheit ist?«
»Ja.«
Kahlan wandte den Blick ab und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Danke, Nadine. Das war es, was ich wissen wollte.«
»Warum stellt Ihr solche Fragen?«
Kahlan räusperte sich. »Wie gesagt mache ich mir Sorgen, ich könnte ebenfalls die Pest bekommen. Sollte mir irgend etwas zustoßen, könnte ich es leichter ertragen, wenn ich wüßte, daß jemand sich um Richard kümmert.«
»Soviel ich weiß, kümmert Richard sich meist um sich selbst. Wißt Ihr, daß der Mann besser kochen kann als ich?«
Kahlan mußte lachen, und Nadine fiel mit ein.
»Ist es nicht so?« meinte Kahlan. »Was Richard anbelangt, kann eine Frau höchstens darauf hoffen, ihn auf seinem Weg zu begleiten.«
»Lord Rahl!«
Richard drehte sich um und sah, daß General Kerson nach ihm rief. Er ließ Kahlans Hand los. Cara kam abrupt hinter der Mutter Konfessor zum Stehen.
»Ja, was ist, General?«
Der General blieb, einen Brief schwenkend, stehen, ihm folgten ein staubüberzogener, erschöpft wirkender Soldat und seine übliche Eskorte.
»Eine Nachricht von General Reibisch und seiner Armee im Süden.« Der General deutete mit dem Daumen nach hinten. »Grissom hier ist eben erst eingetroffen.«
Richard sah kurz zu dem jungen Soldaten hinüber, der immer noch keuchte und um Atem rang. Er roch nach Pferd. Richard überlegte, daß auch er viel lieber wie ein Pferd riechen und draußen herumstreifen würde, als Tag für Tag in einem winzigen Zimmer zu hocken und diesen unsinnigen Bericht über eine Verhandlung und eine Hinrichtung zu übersetzen. Dann würde er sich vermutlich anders fühlen.
Er erbrach das Siegel und öffnete den Brief. Nachdem er ihn durchgelesen hatte, reichte er ihn an Kahlan weiter.
»Sieh dir das an.« Während Kahlan die Nachricht las, wandte er sich an den Boten. »Wie steht es um eure Armee im Süden?«
»Als ich sie verließ, sehr gut, Lord Rahl«, antwortete Grissom. »Die Schwestern des Lichts haben uns eingeholt, wie Ihr es ihnen befohlen habt. Sie befinden sich alle bei uns. Wir erwarten Eure Befehle.«
Im Brief stand im großen und ganzen das gleiche. Nachdem Kahlan ihn gelesen hatte, nahm Richard ihn und gab ihn General Kerson. Der kratzte sich müßig das graue Haar, während er die Botschaft las. Schließlich sah er auf.
»Was denkt Ihr darüber, Lord Rahl?«
»Für mich ergibt das Sinn. Ich glaube nicht, daß wir zur Zeit alle Männer nach Norden zurückbringen sollten. Wie General Reibisch sagt, stehen sie in einer Stellung, die es ihnen zu erkennen erlaubt, ob die Imperiale Ordnung weit in die Neue Welt vordringt. Was meint Ihr?« fragte Richard, während er den Brief nach hinten an Cara weiterreichte.
Der General zog seine Hosen hoch. »Ich bin mit Reibisch einer Meinung. An seiner Stelle würde ich dasselbe tun. Er steht bereits dort unten, warum sollte man ihn also nicht mit einer vernünftigen Aufgabe betrauen? Wie er anmerkt, wäre es das beste, wenn man wüßte, was die Imperiale Ordnung plant. Sollte der Feind dann tatsächlich nach Norden marschieren, ist er in der Lage, ihm gehörig in den Arsch zu treten.« Er zuckte erschrocken zusammen. »Verzeihung, Mutter Konfessor.«
Kahlan lächelte. »Mein Vater war Krieger, bevor er König wurde, General. Das ruft Erinnerungen wach.« Ob es sich um gute Erinnerungen handelte, verschwieg sie. »Ich bin ebenfalls der Ansicht, es wäre strategisch von Vorteil, dort eine Armee stehen zu haben.«
Cara gab Richard den Brief zurück. »In dem anderen Punkt hat er ebenfalls recht. Wenn er seine Stellung verläßt und die Imperiale Ordnung nach Nordosten marschiert, könnte
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