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Der Tempel der vier Winde - 8

Der Tempel der vier Winde - 8

Titel: Der Tempel der vier Winde - 8 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Goodkind
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und du hast die besten Chancen auf Erfolg.
    An der Tür klopfte es. Verna öffnete sie einen Spaltbreit und spähte hinaus, während Warren den Anruf eines Postens nachahmte, sie sollten sich zu erkennen geben.
    »Zwei Sklavinnen seiner Exzellenz, Schwester Janet und Schwester Amelia.«
    Verna riß die Tür auf, packte das Gewand der einen, zerrte erst sie, dann die andere herein. Sie drückte die beiden Frauen flach an die Wand, damit sie von den Fenstern aus nicht gesehen werden konnten.
    »Dem Schöpfer sei Dank«, seufzte Verna. »Ich dachte, schon, ihr beide würdet es nicht bis hierher schaffen.«
    Die beiden Frauen standen da, die Augen aufgerissen, und zitterten wie verängstigte Kaninchen. Schwester Amelias Gesicht war voller blauer Flecke, Platzwunden und Schwellungen.
    Warren stellte sich dicht neben Verna. Sie nahm seine Hand, während sie von einem bleichen Gesicht zum anderen blickte. Es tat ihr in der Seele weh, zu sehen, daß Amelia ganz offensichtlich Schmerzen litt. Aber von ihren Augen war noch mehr abzulesen: blankes Entsetzen.
    »Was ist passiert?« fragte sie.
    »Ihr habt uns angelogen«, stieß Janet in gequältem Flüstern hervor.
    »Wovon redest du?«
    »Von den Banden. Die Bande, die uns vor seiner Exzellenz beschützen. Ich habe es Amelia erklärt. Sie hat den Eid auf Richard geschworen, wie Ihr es mir erklärt habt.«
    Verna runzelte die Stirn und beugte sich vor. »Was im Namen der Schöpfung redest du da? Ich habe dir doch erklärt, er wird Jagang daran hindern, in deinen Verstand einzudringen.«
    Janet schüttelte langsam den Kopf. »Nein, Verna, das wird er nicht. Es wird ihn weder daran hindern, in meinen Verstand, noch in Amelias … Warrens oder … in Euren einzudringen.«
    Verna legte Janet tröstend eine Hand auf den Arm und versuchte, die völlig verängstigte Frau zu beruhigen. »Doch, das wird er. Du mußt nur glauben, und du wirst Schutz finden.«
    Abermals schüttelte Janet langsam den Kopf. »Jagang war in meinem Verstand, bevor ich den Eid auf Richard geschworen habe. Er kannte meine Gedanken. Er wußte, was Ihr mir erzählt hattet. Er wußte alles.«
    Verna schlug entsetzt die Hände vor den Mund. Diese Möglichkeit hatte sie nicht bedacht.
    »Aber du hast den Eid geschworen. Das schützt dich jetzt.«
    Janet schüttelte erneut langsam den Kopf. »So war es auch, am ersten Tag. Vor vier Tagen aber, in der Nacht des Vollmondes, ist Seine Exzellenz in meinen Verstand zurückgekehrt. Ich habe es überhaupt nicht bemerkt. Ich erzählte Amelia von dem Eid. Sie schwor ihn, genau wie ich. Wir wähnten uns in Sicherheit. Wir dachten, wir würden mit Euch fliehen, wenn Ihr zurückkämt.«
    »Das werdet ihr auch«, versicherte ihr Verna. »Wir werden alle auf der Stelle fliehen.«
    »Niemand wird fliehen, Verna. Jagang hat sich deiner bemächtigt. Und Warrens auch. Er erzählte uns, er sei in der ersten Nacht nach dem Vollmond, während ihr schlieft, in die Zwischenräume Eures Verstandes eingedrungen.« Tränen traten ihr in die Augen. »Es tut mir leid, Verna. Ihr hättet niemals kommen dürfen, um mich zu retten. Das hat Euch beide die Freiheit gekostet.«
    Trotz wachsender Panik lächelte Verna. »Das ist ganz ausgeschlossen, Janet. Die Bande beschützen dich.«
    »Das würden sie«, meinte Janet, plötzlich in einem barschen, drohenden Tonfall, »wenn Richard Rahl noch lebte. Aber vor vier Nächten, in der Vollmondnacht, hat Richard Rahl die Welt des Lebendigen verlassen.«
    Janet brach in schallendes, aus ihrem tiefsten Innern kommendes Lachen aus, obwohl ihr dabei die Tränen übers Gesicht liefen.
    Verna verschlug es den Atem. »Richard … ist … tot?«
    Warren drückte sich die Hände an die Schläfen und stieß einen gequälten Schrei aus. »Nein! Nein!«
    Verna hielt ihn fest, als er auf dem Boden zusammenbrach. »Warren, was ist?«
    »Seine Exzellenz … Seine Exzellenz hat Aufgaben für mich.«
    »Aufgaben? Was ist mit dir, Warren? Was ist passiert?«
    »Seine Exzellenz hat einen neuen Propheten!« rief Warren. »Bitte, mach, daß die Schmerzen aufhören! Ich werde dienen! Ich tue alles, was man mir befiehlt!«
    Verna kauerte über ihm. »Warren!«
    Es war, als bohrte sich ein weißglühendes Eisen durch ihren Schädel. Verna schrie auf und preßte die Hände an den Kopf. Nichts in ihrem einhundertsechsundfünfzigjährigen Leben hatte sie auf den Quell des Schmerzes vorbereitet, der jetzt in ihrem Verstand aufbrach. Ihre Arme und Beine zuckten wild hin und

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