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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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über Salomos Gelassenheit. Er hatte eine heftige Reaktion
erwartet, die er dazu nutzen konnte, den Schwung eines zu jungen Herrschers zu
bremsen. Doch der versuchte, entweder aus Schwäche oder aus Vernunftgründen,
nicht einmal, sich zu wehren.
    «Zadok, nimm die Würfel, die
du aufbewahrst.»
    «Die Würfel,
aber…»
    «Ehe du sie
auf den Fliesen dieses Saales auswirfst, beweise mir, daß du im Namen Gottes
sprichst, und sage mir die Zahlen, die gerollt kommen.»
    «Gebieter,
das ist eine Legende, mehr nicht, und…»
    «Die Fünf und
die Sieben, Zadok. Die Fünf für den Mann und die Sieben für die Frau. Wenn
meine Vorhersage zutrifft, segnet Gott meine Ehe mit der Tochter des
ägyptischen Königs. Wirf die Würfel, Hohepriester.»
    Noch immer
zögernd, holte Zadok die Würfel aus dem Lederbeutel. Er schloß die rechte Hand
um sie und warf. Sie rollten lange und klapperten über die Steinfliesen.
    Salomo
bewegte sich nicht.
    Zadok rührte
sich, und die goldenen Schellen an seiner Amtsrobe bimmelten. Ihr metallisches
Geklingel hallte ihm teuflisch in den Ohren, als er die Zahlen erblickte, die
der Zufall gewählt hatte.
    Die Fünf und
die Sieben.

 
    Kapitel 1 3
     
     
     
    Nagsara,
die Pharaonentocher , war sich gewiß, daß
man sie mit allen Ehren empfangen würde, die ihr aufgrund ihrer hohen Geburt
zustanden. Und das mindeste darunter war die Anwesenheit ihres künftigen
Gemahls, des Königs Salomo.
    Als der Wagen
vor einem grauen Gebäude neben dem Palast hielt, half ihr ein schmerbäuchiger
Mann mit Schlüssel und Schärpe auf der Schulter beim Aussteigen.
    «Ich bin der
Oberhofmeister», stellte er sich freundlich vor. «Willkommen in Israel.»
    Nagsara sagte entrüstet:
    «Wo ist der
König?»
    «Er kommt
bald. Die Hochzeitsvorbereitungen haben ihn aufgehalten.»
    «Das ist eine schwere
Beleidigung! Ich bin doch keine Dienerin.»
    Der
Oberhofmeister war beeindruckt von der Heftigkeit dieser ziemlich kleinen und
nicht übermäßig schönen jungen Frau. Wie er vorausgesehen hatte, würde die
Tochter des Pharaos am israelitischen Hof schon bald Auseinandersetzungen und
Skandale auslösen.
    «Wenn du mir
folgen möchtest, Majestät. Es gehört zu meinem Amt, dir zu zeigen, wo du wohnen
wirst.»
    Nagsara
blickte sich um. Die ägyptischen Soldaten waren in der Minderzahl. Salomos
Leibwache konnte sie mit Leichtigkeit erledigen, falls sie aufmuckten. Die
Tochter des Pharaos hatte augenblicklich nichts in der Hand, womit sie sich
gegen die Mißachtung hätte wehren können, der man sie aussetzte.
    Sie folgte
dem Oberhofmeister. Ihre Enttäuschung war riesengroß. Die Unterkunft mit den
rauhen Wänden, in die man sie führte, war noch bescheidener als das
bescheidenste Haus in Theben. Kein Innenhof mit Grün, kein Springbrunnen, kein
Säulensaal. Viereckige Steine bar jeglicher Eleganz und nicht verziert, das war
einer königlichen Hoheit unwürdig. Die blanke Wut packte Nagsara, als sie
Lachen hörte. Zwei junge Frauen in kurzen Kleidern schoben einen Vorhang
beiseite, traten aus einem Schlafgemach und liefen an der Ägypterin vorbei.
Eine dritte, ältere, folgte ihnen. Spöttisch starrte sie Nagsara an wie ein
seltsames Tier, dann verzog sie sich in ein anderes Schlafgemach, aus dem
würzige Düfte drangen.
    «Wer ist
das?»
    «Die anderen
Gemahlinnen Salomos», erwiderte der Oberhofmeister. «Sie haben früher seinem
Vater David gehört. Er hat an die zwanzig gehabt… Moabiterinnen, Edomiterinnen,
Sidonesinnen und sogar Hethiterinnen. Die, die du gesehen hast, ist
Ammoniterin. Sie kommt aus der Stadt Ammons, die die Straße von Jerusalem nach
Damaskus kontrolliert. Das ist eine wichtige strategische Lage, und daher hat
diese zweite Gemahlin einen herausragenden Platz unter den Nebenfrauen. Ihr
Pech, daß sie so alt ist… Salomo braucht eine neue, sehr junge Königin…»
    «Und das soll
ich…»
    Nagsara
traute sich nicht, ihren Satz zu beenden. Hatte dieser abartige König
beschlossen, sie zur Sklavin zu machen, sie seinen niedrigsten Instinkten zu
unterwerfen? Der Pharao hatte eine politische Ehe vorgesehen, was auf ein
abgeschiedenes Leben hinauslief. Dieses elende Los erschien Nagsara herrlich im
Vergleich zu dem, was ihr jetzt drohte.
    «Ich weigere
mich, die Hündin deines Königs zu sein», teilte sie dem Oberhofmeister mit.
«Wenn er mich anrührt, bedeutet das Krieg. Mein Vater ist nie im Leben damit
einverstanden, wie man mich behandelt. Ich werde hier nicht wohnen, zusammen
mit diesen

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