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Der Tempel zu Jerusalem

Der Tempel zu Jerusalem

Titel: Der Tempel zu Jerusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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empfahl ein anderer Schüler. «Sie sind arglistig.»
    «Salomo will
Frieden, und wir wollen ihm helfen.»
    «Wie denn?»
    «Indem wir
ihm einen Baumeister schicken, der fähig ist, Jahwe einen Tempel zu bauen»,
erwiderte der Pharao.
    «Unmöglich.
Unsere Geheimnisse müssen in Ägypten bleiben.»
    «Davon soll
auch nichts preisgegeben werden», bekräftigte Siamun. «Die werden in der
Konstruktion verborgen. Die Form wird so, wie Salomo sie haben will.»
    Der Herr im
Haus des Lebens wandte sich an den Pharao.
    «Da dein
Beschluß feststeht, Majestät, möchten wir wissen, auf wen von uns deine Wahl
gefallen ist?»
    Siamun, der
es gewohnt war, seine Gefühle im Griff zu haben, hielt den Atem an.
    «Horemheb, den Sohn des
Horus.»
    Die Blicke
fielen auf einen Schüler von dreißig Jahren mit hoher Stirn und kräftigen
Muskeln. Der war mit zwölf Lehrling geworden und hatte seine Jugend auf der
Baustelle von Karnak verbracht. Vor drei Jahren war er Oberbaumeister geworden
und wollte sein Wissen durch das Studium der Schriften Imhoteps, des
allergrößten Baumeisters, erweitern, die in den Archiven im Haus des Lebens
aufbewahrt wurden.
    Horemheb war
nicht gerade der Gesprächigste, er äußerte sich nicht dazu.
    «Ich weiß,
welches Opfer ich von dir verlange», sagte Siamun. «Ägypten zu verlassen ist
eine Prüfung, die nur wenige von uns bestehen. Wenn du meinen Entschluß als
ungerecht empfindest, kannst du dich weigern.»
    Horemheb verbeugte sich vor
dem Pharao.
    Der Herr im
Haus des Lebens stand auf.
    «Der König
und ich selbst haben lange beraten, ehe wir zu der Einstellung gekommen sind,
die wir heute einnehmen. Vielleicht irren wir uns. Vielleicht verbergen Salomo
und die Hebräer nur ihre Kriegslust. Unser Baumeister muß nicht unbedingt
Erfolg haben. Aber wenn es ihm gelingt, in Jerusalem einen Tempel zu bauen,
wird die Weisheit unserer Vorfahren an ein anderes Volk weitergegeben, das sie
seinerseits an künftige Generationen weiterreichen kann. Dieses Unternehmen
ruht auf den Schultern eines einzigen Mannes. Er möge in sich gehen und sich
vorbereiten. Lassen wir ihn allein.»
    Siamun trat
als letzter aus dem Ratssaal. Er wandte sich an Horemheb, der sich nicht vom
Fleck gerührt hatte.
    «Heute
abend», sagte er zu ihm, «brechen wir nach Memphis auf.»
    In der klaren
Nacht wirkte die große Pyramide des Königs Cheops, deren Blendsteinverkleidung
aus weißem Kalkstein in der Finsternis strahlte, wie ein riesiges Gebirge.
    Siamun und
der Oberbaumeister betraten das Innere, nachdem sie durch die stillen Alleen
des oberen Tempels geschritten waren. Horemheb kannte den Plan des prächtigen
Bauwerks, mit dem es noch kein Baumeister hatte aufnehmen können. Der Pharao
befahl ihm, in den unterirdischen Saal hinabzusteigen und die rituellen
Gegenstände zu holen, die man dort zum Wohle folgender Jahrhunderte aufbewahrt
hatte.
    Der
Oberbaumeister ging in die Hocke und ließ sich durch die enge Öffnung gleiten,
die in die Eingeweide der Erde führte.
    Als er mit
seiner kostbaren Bürde beladen wieder hochstieg, umarmte ihn der Pharao.
    «Von jetzt
an», so sagte er, «heißt du Hiram.»

 
    Kapitel 12
     
     
     
    Nagsara,
Pharao Siamuns Tochter, war entgeistert.
Sie zählte siebzehn Lenze und hatte Ägypten und den königlichen Hof noch nie
verlassen, wo sie in wohligem Luxus fern der äußeren Welt und ihrer
schrecklichen Wirklichkeit gelebt hatte. Da sie nicht zur Königin bestimmt war,
hatte Nagsara die Freuden genossen, die den Frauen des Adels erlaubt waren:
Dichtkunst, Tanz, Musik, Teilnahme an den Riten der Göttin Hathor, Dienst im
Tempel, Spazierfahrten auf dem Land und dem Nil, üppige Festmähler. Die Tochter
des Pharaos war mit prächtigen Lustbarkeiten und Festen groß geworden. Und sie
hatte beschlossen, einen Mann zu heiraten, den sie liebte, und ihm zwei Kinder
zu schenken, einen Jungen und ein Mädchen. Ein Freudentag folgte dem anderen,
und alle verrannen im Rhythmus der Jahreszeiten unter dem Schutz der göttlichen
Sonne.
    Die
Glücksträume der jungen Prinzessin zerplatzten jäh, als ihr Vater sie ganz
offiziell in den Palast bestellte, wo auch seine Ratgeber zugegen waren. Er
hatte ihr seinen Beschluß mitgeteilt: Um den Interessen Ägyptens zu dienen,
würde Nagsara nach Jerusalem aufbrechen, wo sie die Gemahlin König Salomos
werden und damit das Bündnis besiegeln würde, das eine Ära des Friedens und der
Freundschaft einleiten sollte.
    Die junge
Frau war verstört und fand nicht mehr

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