Der Tempel
feuerte.
Die Kugel durchschlug die Leine unmittelbar oberhalb des Ankers und sogleich fiel das schwere Teil aus rostfreiem Stahl klappernd auf das Deck.
Daraufhin riss Race seine Yankee-Kappe herab und schob sie sich fest zwischen die Zähne.
Der erste Nazi tauchte im Ruderhaus auf, hob seine Beretta und schoss.
Race wich der Kugel aus, rutschte unter die Ankerleine in seiner Hand und wälzte sich dann, ohne sich sein Vorhaben ein zweites Mal zu überlegen, rasch über das Vordeck zum Bug.
Währenddessen explodierten überall auf dem stählernen Vordeck Einschusslöcher, aber die Kugeln verfehlten ihr Ziel.
Denn als die vier Nazis im Ruderhaus des Pibbers auftauchten, wälzte sich William Race vom Bug des Patrouillenboots und fiel in das dahinjagende Wasser.
***
Race schlug hart mit dem Rücken auf der Wasseroberfläche auf.
Er erzeugte eine spektakuläre Gischt, während er unkontrolliert auf dem Wasser auf und nieder sprang, rasend schnell darüber wegrutschte und verzweifelt versuchte, die Ankerleine nicht aus dem Griff zu verlieren. Hin und wieder prallte er von einer Welle ab und knallte seitlich an den Bug des Pibbers, der das Wasser neben ihm wie ein Messer durchschnitt.
Race biss heftig auf den Rand seiner Kappe und hielt die Leine so fest, wie er konnte.
Es war ein rauer Ritt, der sich anfühlte, als ob ihm jemand eine Tracht Prügel versetzte. Aber Race wusste, dass es noch wesentlich schlimmer kommen würde, wenn er sich nicht etwas einfallen ließ.
Über sich auf dem Vordeck vernahm er das schwere Bumm-Bumm-Bumm von den Stiefeln der Nazis. Falls sie ihn am Bug herabhängen sähen, wäre er mit Sicherheit ein toter Mann. Sie würden ihn sofort erschießen.
Tu’s, Will!
Na gut, dachte er. Tun wir’s!
Race wappnete sich gegen den Aufprall der dahinjagenden Wellen, kniff die Augen vor der Gischt zusammen, die ihm ins Gesicht peitschte, fasste die Ankerleine seinem Vorhaben entsprechend und spannte alle Muskeln an.
Dann ließ er sich in das Wasser sinken, unter den Bug des Pibbers!
Zuerst tauchten die Beine unter.
Dann kam das Becken, der Bauch, die Brust.
Langsam folgten die Schultern, der Hals.
Als Letztes brachte Race mit einem tiefen Atemzug den Kopf unter die Oberfläche.
Eine unheimliche Stille.
Das Geknatter der Außenbordmotoren, das Dröhnen der Hubschrauber, das Knallen automatischen Gewehrfeuers war verstummt. Race hörte lediglich noch das stetige vibrierende Summen der Bootsmotoren, das im Wasser hallte.
Der steil abfallende graue Rumpf des Pibbers füllte Race’ Blickfeld aus. Kleine Funken von irgendetwas sausten mit Millionen Kilometern pro Stunde an seinem Gesicht vorüber und verschwanden in der schlammigen grünen Düsternis jenseits seiner Füße.
Langsam und zielstrebig ließ er sich Hand über Hand an der Ankerleine herab und glitt heckwärts am Rumpf des Pibbers entlang, wobei er verzweifelt den Atem anhielt – und noch immer fest mit den Zähnen auf seine Kappe biss.
Er hatte etwa ein Drittel der Strecke zurückgelegt, da materialisierte sich die erste Reptiliengestalt in der grünen Finsternis.
Ein Kaiman.
Er schoss heran, öffnete den Rachen unmittelbar neben Race’ tretenden Füßen und schnappte blitzschnell wie eine zuschlagende Klapperschlange gierig nach Race’ Turnschuhen.
Race zog die Beine gerade in dem Augenblick zurück, da die Kieferknochen des Kaimans sich knirschend schlossen, und so bekamen sie lediglich Wasser zu fassen. Das große Reptil, außerstande, mit dem dahinjagenden Pibber Schritt zu halten, schrumpfte beutelos in der dunstigen grünen Finsternis zusammen.
Verzweifelt schrie Race’ Körper nach Luft. Seine Lungen brannten. Galle kroch ihm in die Kehle hinauf.
Er zog sich rascher die Leine entlang, bis er das Gesuchte schließlich fand.
Die Taucherluke.
Großartig!
Rasch versetzte Race der Luke einen Fausthieb und öffnete dadurch den inneren Verschluss. Dann schob er den Kopf hindurch.
Sein Kopf durchbrach die Wasseroberfläche – in der unteren Kabine des Pibbers!
Race spuckte die Yankee-Kappe aus und sog jede Unze Luft ein, die er bekommen konnte.
Anschließend zog er sich durch die kistenförmige Luke hinauf und sackte auf dem Fußboden der Kabine in sich zusammen – zerschrammt, zerschlagen und völlig außer Atem, aber unendlich froh, noch am Leben zu sein.
***
Doogie Kennedy rannte über das offene Deck des letzten Helikopterträgers. Ein Hagel von Geschossen folgte ihm, die Funken aus dem metallenen
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