Der Tempel
getrieben.
Neben ihm schob der ungewöhnlich hässliche Nazi, den Race inzwischen in Gedanken »Kratergesicht« nannte, gleichzeitig Renée weiter.
Kaum hatte Kratergesicht ihn und die Deutsche vorhin am Bug überwältigt, da rief der große Nazi seinen Kameraden am anderen Ende der Steuerbordpassage auch schon zu, sie sollten das Feuer einstellen. Jetzt trieb er seine beiden Gefangenen den Gang hinab zum Heliport am Heck, wo der makellos weiße Bell-Jet-Ranger-Helikopter gerade abheben wollte.
Als Anistase sie erblickte, trat er die Seitentür des Helikopters auf.
»Bringt sie her!«, rief er.
Van Lewen raste vor der übrig gebliebenen Flotte über den Fluss.
Er saß an der Pinne des Skarabäus und nur das hintere Drittel des geschossförmigen Rumpfs berührte das Wasser. Die Zwillingsmotoren mit ihren 450 PS dröhnten ihm in den Ohren.
Er drehte sich im Sitz um und sah den weißen Bell Jet Ranger vom Achterdeck des Kommandoschiffs abheben.
»Verdammt«, fluchte er.
Karl Schröder befand sich in einer hoffnungslosen Lage.
Sein Rigid Raider schoss ziemlich am Flottenende zwischen den letzten beiden Nazi-Pibbers, die ihn mit ihrem unablässigen Feuer durchsiebten, über den Fluss.
Verzweifelt versuchte Schröder, ihren Kugeln auszuweichen, aber sie waren zu nahe, zu rasch.
Plötzlich – Klatsch-Klatsch-Klatsch – durchschlug eine Anzahl von Kugeln seinen Rigid Raider. Die Geschosse fuhren ihm ins rechte Bein und rissen drei ausgefranste rote Löcher in seinen Oberschenkel.
Er stürzte, biss die Zähne zusammen und unterdrückte einen Schrei.
Irgendwie brachte er es fertig, auf ein Knie zu kommen und das Boot weiterzusteuern, aber es war sinnlos. Die Nazi-Pibbers hatten ihn.
Er blickte nach vorn und erfasste mit einem Blick, was von der Flotte noch übrig war: das Kommandoschiff, der Skarabäus, die Goose und einer der Helikopterträger. Dieser Rest jagte gut einhundert Meter vor ihm in die Ferne davon.
Auch er sah den weißen Bell-Jet-Ranger-Helikopter vom Kommandoschiff abheben. Nur Minuten zuvor waren Race und Renée hineingeworfen worden.
Da traf ein weiterer Hagel von Geschossen Schröders Boot, durchschlug seine kugelsichere Weste, als bestünde sie aus Seidenpapier, und riss ihm eine Reihe von Löchern in den Rücken.
In diesem Augenblick wusste er, dass er sterben würde.
Seine Wunden brannten, seine Nervenenden kreischten und sein ganzer Körper stand kurz vor einem Schock. Karl Schröder sah sich verzweifelt nach etwas um, das er dazu benutzen konnte, so viele Nazis wie möglich mit in den Tod zu nehmen.
Sein Blick fiel auf die Kevlarschachtel, die er zuvor schon auf dem Boden des Rigid Raiders gesehen hatte. Erst jetzt jedoch fielen ihm die auf der Seite aufgeprägten englischen Wörter auf.
Mühsam las Schröder, was dort stand.
Und bekam große Augen.
Schröders Rigid Raider verlor gegenüber den kärglichen Resten der Flotte immer mehr an Boden und die beiden Nazi-Pibbers schoben sich weiterhin auf beiden Seiten dicht an ihn heran.
Schröder lag jetzt auf dem Rücken und blickte zu den Gewitterwolken auf, die sich über ihm dahinwälzten und den spätnachmittäglichen Himmel verdunkelten. Langsam wich das Leben aus seinem Körper.
Plötzlich hatte er das Gesicht eines ziemlich finster dreinschauenden Nazis im Blickfeld und Schröder wurde klar, dass einer der Pibbers neben ihm festgemacht hatte.
Aber das war ihm gleichgültig.
Als der Nazi ruhig das AK-47 hob, blickte Schröder auf den Gewehrlauf und ergab sich in sein Schicksal.
Dann lächelte er seltsamerweise.
Der Nazi zögerte.
Er sah ein wenig zur Seite – auf die Kevlarschachtel, die links neben Schröder lag.
Der Deckel der Schachtel stand offen.
Im Innern erkannte der Nazi fünf kleine Phiolen aus Chrom und Plastik, jede mit einer kleinen Menge bernsteinfarben schimmernder Flüssigkeit gefüllt. Sie lagen in einer mit Schaumstoff ausgelegten Tasche.
Der Nazi wusste, worum es sich dabei handelte.
M-22-Isotopengranaten.
Aber da befand sich eine sechste mit Schaumstoff ausgelegte Tasche in der Schachtel.
Und die war leer.
Der Blick des Nazis fuhr nach links, wo er die sechste Phiole in Schröders blutverschmierten Händen sah.
Schröder hatte bereits das Gummisiegel auf der Granate erbrochen und die rote Sicherheitslasche geöffnet, die den Zündmechanismus bedeckte.
Jetzt hielt er den Daumen auf dem Zündknopf. Er drückte ihn hinab, während er ruhig vor sich hin schaute.
Vor Entsetzen wurden die Augen
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