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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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Thyrium.«

    ***

    Im weichen Licht der Morgendämmerung fanden am Fuß der Berge die Vorbereitungen zu einem Festmahl statt.
    Nach seinem Sieg über den Kaiman hatte sich Race höflich von den jubelnden Indios verabschiedet und darum gebeten, sich zur Ruhe begeben zu dürfen. Daraufhin war ein gesunder Schlaf gefolgt – meine Güte, er hatte ihn bitter nötig gehabt! Immerhin waren fast 36 Stunden vergangen, seit er zuletzt geschlafen hatte, und dementsprechend erwachte er erst kurz vor der Morgendämmerung.
    Die Tafel, die für ihn angerichtet worden war, wäre eines Königs würdig gewesen. Eine Vielzahl roher Dschungelgerichte, gereicht auf großen grünen Blättern: Wurzeln, Beeren, Mais, sogar etwas rohes Kaimanfleisch. Ein leichter Regen fiel, doch das schien niemanden zu stören.
    Race und die Leute von der Army saßen in einem weiten Kreis vor dem Schrein im Dorf und aßen unter dem wachsamen Blick des echten Götzenbildes, das stolz in seiner reich geschmückten hölzernen Nische saß.
    Obgleich ihnen die Eingeborenen die Waffen zurückgegeben hatten, lag noch immer eine leichte Aura des Argwohns in der Luft. Etwa ein Dutzend mit Pfeil und Bogen bewaffneter Indiokrieger stand bedrohlich außerhalb des Kreises und beobachtete Nash und seine Leute argwöhnisch – wie sie es die ganze Nacht über getan hatten.
    Race saß mit dem Oberhaupt des Stammes und dem Anthropologen, Miguel Moros Marquez, zusammen an der Tafel.
    »Häuptling Roa würde Ihnen gern seine Dankbarkeit für Ihr Kommen aussprechen«, übersetzte Marquez die Worte des alten Mannes.
    Race lächelte. »Aus Dieben in der Nacht sind willkommene Gäste geworden.«
    »Haben Sie eine Ahnung«, erwiderte Marquez. »Wenn Sie die Konfrontation mit dem Kaiman nicht überlebt hätten, wären Ihre Freunde den Rapas geopfert worden. Jetzt sonnen sie sich in Ihrem Ruhm.«
    »Es sind nicht wirklich meine Freunde«, sagte Race.
    Gaby Lopez saß dem kleinen Anthropologen gegenüber und ihre Aufregung darüber, eine lebendige Legende vor sich zu haben, war deutlich zu erkennen. Schließlich war es neun Jahre her, hatte sie Race an ihrem ersten Tag in Peru erzählt, dass Marquez zum Studium primitiver Amazonas-Stämme in den Dschungel gegangen und nie zurückgekehrt war. »Dr. Marquez«, sagte sie, »erzählen Sie uns doch bitte von diesem Stamm. Ihre Erlebnisse hier müssen faszinierend gewesen sein.«
    Marquez lächelte. » Allerdings. Diese Indios sind wirklich bemerkenswerte Leute. Dies ist einer der letzten von der Zivilisation unberührten Stämme in ganz Südamerika. Obgleich sie mir erzählt haben, dass sie seit Jahrhunderten dieses Dorf bewohnen, sind sie wie die meisten anderen Stämme dieser Region Nomaden. Oft zieht das ganze Dorf für sechs Monate oder gar ein ganzes Jahr woandershin – auf der Suche nach Nahrung oder einem wärmeren Klima. Aber sie kehren stets hierher zurück. Sie sagen, sie hätten eine Verbindung zu diesem Gebiet – zu dem Tempel im Krater und den darin lebenden Katzengöttern.«
    » Wie sind sie in den Besitz des ›Geistes des Volkes‹ gekommen?«, warf Race ein.
    »Bitte, ich verstehe nicht ganz?«
    »Dem Santiago-Manuskript zufolge«, sagte Race, »hat Renco Capac mit Hilfe des Götzenbilds die Rapas wieder im Tempel eingeschlossen. Ist allerdings selbst auch darin geblieben. Haben diese Indios irgendwann den Tempel betreten und das Götzenbild herausgeholt?«
    Marquez übersetzte dem Indiohäuptling Race’ Frage. Das Stammesoberhaupt schüttelte den Kopf und sagte rasch einige Worte auf Quechua.
    »Häuptling Roa sagt, dass Prinz Renco ein sehr schlauer und tapferer Mann gewesen ist, wie man vom Auserwählten erwarten sollte. Er sagt gleichfalls, dass die Mitglieder dieses Stammes besonders stolz darauf sind, seine direkten Nachkommen zu sein.«
    » Seine direkten Nachkommen«, meinte Race. »Aber das würde bedeuten, dass Renco den Tempel wieder verlassen hat …«
    » Genau«, erwiderte Marquez rätselhaft, die Worte des Häuptlings übersetzend.
    »Aber wie?«, fragte Race. »Wie kam er heraus?«
    Da bellte der Häuptling einem seiner Indiokrieger einen Befehl zu und der Krieger eilte in eine nahe gelegene Hütte. Augenblicke später kehrte er mit etwas Kleinem in den Händen zurück.
    Als der Krieger an der Seite seines Häuptlings eintraf, sah Race, dass der Gegenstand ein kleines, ledergebundenes Notizbuch war. Der Einband wirkte wahrhaft uralt, die Seiten waren jedoch unzerknittert, unberührt.
    Das

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