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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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die Reihen der ihnen entgegentretenden Inkakrieger.
    Während ich miterlebte, wie die Konquistadoren die Inka töteten und niedertrampelten, erkannte ich zwei der Reiter nahe der Spitze des Heeres. Der erste war der Capitano, Hernando Pizarro, der Bruder des Gouverneurs, ein äußerst grausamer Mann. Sein charakteristischer schwarzer Schnurrbart sowie ein ungepflegter, wolliger Vollbart waren sogar von meinem Standpunkt aus sichtbar, vierhundert Schritt weit entfernt.
    Der zweite Reiter war ein Mann, den ich mit einer gewissen Furcht wiedererkannte – in der Tat mit so viel Furcht, dass ich einen zweiten Blick auf ihn warf. Aber meine schlimmsten Befürchtungen wurden bestätigt.
    Es war Castino.
    Der ungeschlachte Chanca, der zusammen mit Renco auf der San Vincente gewesen war. Nur dass er jetzt ohne Handschellen und frei neben Hernando einherritt.
    Da begriff ich.
    Castino musste mein Gespräch mit Renco belauscht haben. Er führte Hernando zu dem Gewölbe innerhalb des Coricancha.
    Auch Renco erkannte dies. »Bei den Göttern«, sagte er und wandte sich hastig an seinen Bruder. »Ich muss los. Ich muss sofort los.«
    »Dann eile, Bruder«, erwiderte Manco.
    Renco nickte dem Sapa Inka höflich zu, wandte sich daraufhin an mich und sagte auf Spanisch: »Komm! Wir müssen uns beeilen!«
    Wir verließen den Sapa Inka und hasteten zur südlichen Seite der Stadt, jener Seite, die am weitesten von Sacsayhuaman entfernt lag. Währenddessen sah ich Hernando und seine Reiter durch das nördliche Stadttor jagen.
    »Wohin gehen wir?«, wollte ich wissen, während wir eilig durch die zornbebende Menge schritten.
    »Zum unteren Fluss«, war alles, was mein Gefährte zur Antwort gab.
    Schließlich erreichten wir den Fluss, der neben der Südmauer der Stadt dahinströmte. Ich blickte an der Mauer auf der anderen Seite hoch und sah die spanischen Soldaten, die, mit Musketen und Schwertern bewaffnet, auf der Brustwehr patrouillierten, als Silhouette vor dem orangefarbenen Schein der hinter ihnen brennenden Feuer.
    Renco schritt zielstrebig auf den Fluss zu und trat zu meiner großen Überraschung in Stiefeln und Kleidung ins Wasser.
    »Warte!«, rief ich. »Wohin gehst du?«
    »Da hinab«, erwiderte er und zeigte auf das Wasser.
    »Aber ich … ich kann das nicht. Ich kann nicht mitkommen.«
    Renco packte mich am Arm. » Mein Freund Alberto, ich danke dir aus tiefstem Herzen für das, was du getan hast, was du riskiert hast, damit ich meine Mission vollenden kann. Aber jetzt muss ich mich beeilen, wenn ich sie erfolgreich zum Abschluss bringen will. Begleite mich, Alberto. Bleibe bei mir. Vollende zusammen mit mir meine Mission. Sieh dir all diese Menschen an! Wenn du bei mir bleibst, bist du für sie ein Held. Wenn nicht, bist du nur ein weiterer Goldesser, der getötet werden muss. Und jetzt muss ich gehen. Wenn du hier bleibst, kann ich dir nicht mehr helfen. Komm mit, Alberto. Wage zu leben!«
    Ich sah die Inkakrieger hinter mir an. Selbst mit ihren primitiven Stöcken und Keulen wirkten sie noch immer grimmig und gefährlich genug. Mein Blick fiel auf den Kopf eines spanischen Soldaten auf einem Pfahl in der Nähe. Sein Mund stand in einem grotesken Gähnen offen.
    » Ich komme mit dir«, sagte ich, wandte mich um und trat in das brusttiefe Wasser neben Renco.
    »Gut. Dann hol tief Luft! Und folge mir.«
    Mit diesen Worten hielt Renco den Atem an und verschwand unter Wasser. Ich schüttelte den Kopf, atmete widerwillig tief ein und folgte ihm unter die Oberfläche.

    ***

    Stille.
    Die Jubelrufe der Inka waren verstummt.
    Ich schwamm durch die Dunkelheit, Rencos Füße nicht aus den Augen lassend, in eine runde, steinerne Röhre hinein, die in die unter Wasser liegenden Teile der Stadtmauer eingelassen war.
    Es fiel mir schwer, mich durch den runden Tunnel zu ziehen, denn er war eng und scheinbar eine Ewigkeit lang. Aber als ich schon den Eindruck hatte, meine Lungen wollten bersten, erblickte ich das Ende der Röhre sowie die sich kräuselnden Wellen dahinter und schwamm mit verstärkter Anstrengung durch das Wasser darauf zu.
    Kurz danach tauchte ich in einem unterirdischen Abwasserkanal auf, der von flackernden Fackeln in der Mauer erhellt wurde. Ich stand hüfttief im Wasser. Klamme Steinmauern umgaben mich. Rechteckige, steinerne Tunnel erstreckten sich in die Dunkelheit hinein. In der Luft lag der faulige Gestank menschlicher Exkremente.
    Renco watete bereits auf eine Kreuzung im Tunnelsystem zu. Rasch eilte ich ihm

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