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Der Tempel

Der Tempel

Titel: Der Tempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Reilly
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hinaus ein wandelndes Waffenlexikon.
    Seit ihrer Kindheit und bis zu ihrer letzten Begegnung vor neun Jahren war Marty imstande gewesen, jede Marke, jedes Modell und jeden Waffenhersteller zu benennen, wenn sie ein Geschäft für Jagdbedarf betraten. Das merkwürdige Ergebnis dieser Fähigkeit war, dass Race sie dank Marty gleichfalls alle identifizieren konnte.
    Blinzelnd kehrte er in die Gegenwart zurück und sah wieder die Phalanx bewaffneter Soldaten vor sich.
    Alle waren vollkommen in Schwarz gekleidet – pechschwarze Kampfmonturen, Gurte, Handschuhe und Stiefel.
    Das verblüffendste Merkmal ihrer Uniformen war jedoch eine mit Holzkohle geschwärzte Maske, die alles bis auf die Augen des Trägers verbarg. Dadurch wirkten die Soldaten kalt und unmenschlich, beinahe roboterhaft.
    Einer der Maskierten eilte zu Van Lewen hinüber, riss ihm das M-16 aus der Hand und nahm ihm hastig die übrigen Waffen ab.
    Daraufhin beugte sich der Mann in Schwarz zu Race herab und lächelte durch die bedrohliche Maske.
    »Guten Abend«, sagte er sarkastisch auf Deutsch, ehe er ihn brutal hochriss.

    ***

    Der Regen fiel unablässig.
    Nash, Copeland und Lauren standen am Portal, die Hände fest hinter dem Kopf verschränkt, neben sich die entwaffneten Green Berets.
    Walter Chambers starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die maskierten Soldaten, die sie umzingelten. Gaby Lopez dagegen betrachtete sie kühl.
    Van Lewen und Race wurden neben die anderen gestoßen.
    Race blickte die Männer mit den schwarzen Masken voller Furcht an. Er hatte solche Masken schon gesehen. Südamerikanische Polizisten trugen sie bei gewalttätigen Protestversammlungen, um die Gesichter vor Steinen und anderen Wurfobjekten zu schützen.
    Alles in allem zählte er zwanzig Soldaten.
    In der Dunkelheit dahinter stand eine weitere Gruppe von Leuten – Männer und Frauen. Sie trugen weder Uniform noch Maske, sondern Zivilkleidung. Wanderkleidung, nicht unähnlich der von Lauren.
    Wissenschaftler , dachte Race. Deutsche Wissenschaftler, die das Thyrium-Götzenbild suchen.
    Er warf einen Blick zum Portal hinüber, zu dem riesigen Felsen, der in der Tür verkeilt war. Auf allen Seiten standen Drähte heraus – der sanft explodierende C-2-Sprengstoff.
    In diesem Moment trat einer der Soldaten vor und griff nach seiner Maske, um sie herunterzunehmen.
    Race spannte alle Muskeln an – er erwartete, die kalten, harten Züge von Hei nr ich Anistase zu erblicken, dem ehemaligen Stasi-Agenten, der die deutschen Killer bei dem blutigen Gemetzel in der Abtei angeführt hatte.
    Der Soldat zog die Maske herab.
    Race runzelte die Stirn. Ein Unbekannter.
    Es war nicht Anistase.
    Es war vielmehr ein stämmiger, älterer Mann mit einem runden, runzligen Gesicht und einem buschigen grauen Schnurrbart.
    Race wusste nicht so recht, ob er erleichtert oder entsetzt sein sollte.
    Der deutsche Kommandeur sprach kein Wort, als er ungestüm an Race vorübereilte und sich vor das Portal hockte.
    Er untersuchte die miteinander verbundenen Drähte, die von dem Felsen wegführten, und schnaubte. Daraufhin ließ er sie fallen und schritt zu Frank Nash hinüber.
    Gebieterisch, die Nase rümpfend, starrte er herrisch auf den pensionierten Army Colonel hinab.
    Dann fuhr er plötzlich herum und brüllte seinen Männern auf Deutsch Befehle zu, die Race für sich im Kopf übersetzte: »Feldwebel Dietrich, bringen Sie die Leute ins Dorf und sperren Sie sie ein! Hauptmann von Dirksen, bereiten Sie alles zum Öffnen des Tempels vor!«

    Angeführt von dem deutschen Feldwebel namens Dietrich und eskortiert von sechs maskierten Deutschen, wurden die zehn Amerikaner unzeremoniell über die Hängebrücke und den spiralförmig verlaufenden Pfad zurückgebracht.
    Unten angekommen, führte man sie durch den schmalen Spalt in dem Plateau zum Uferpfad. Nach etwa zwanzig Minuten Marsch trafen sie wieder im Dorf ein.
    Aber das Dorf hatte sich verändert.
    Zwei gewaltige Halogenscheinwerfer erleuchteten die Hauptstraße, badeten sie in künstlichem Licht. Die beiden Apache-Helikopter, die Race oben an der Turmspitze gesehen hatte, standen jetzt still mitten auf der Straße. Am Ufer starrte etwa ein Dutzend deutscher Soldaten über den Fluss hinaus.
    Race folgte ihrem Blick und sah die zerstörten Hueys am Flussufer liegen. Im Vergleich zu den beiden schlanken Apaches wirkten Frank Nashs Hueys alt und klobig.
    Erst da ging Race auf, wohin die Deutschen eigentlich schauten.
    Auf etwas, das jenseits der beiden

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