Der Tempel
Mörderbande, das Nash ihm gezeigt hatte.
Nash warf Race einen scharfen Blick zu und seine Züge verfinsterten sich.
»Professor, bitte …«
»Wer ist Romano?«
»Entschuldigen Sie mich«, entgegnete Nash und machte, Race hart a nr empelnd, auf dem Absatz kehrt.
Kopfschüttelnd folgte Race ihm in einiger Entfernung und setzte sich schließlich auf die breiten Steinstufen an der Vorderseite des Tempels.
Er war furchtbar müde und sein Kopf fühlte sich an wie Matsch. Es war jetzt kurz nach neun und nach einer Reise von beinahe zwölf Stunden war er völlig ausgelaugt.
Er lehnte sich an die Stufen des Tempels und zog den Army-Parka eng um sich. Eine jähe, überwältigende Erschöpfung hatte ihn überkommen. Er legte den Kopf auf die kalten Steinstufen und schloss die Augen.
Da vernahm er ein Geräusch.
Ein seltsames Geräusch. Ein scharfes Kratzen.
Ein rasches, beharrliches, fast ungeduldiges, doch merkwürdig gedämpftes Scharren. Es schien aus dem Innern des Tempels zu kommen.
Race runzelte die Stirn.
Es hörte sich an wie Klauen, die über einen Stein kratzten.
Sogleich richtete er sich auf und sah zu Nash und den anderen hinüber.
Er wollte ihnen von dem Geräusch berichten, erhielt dazu allerdings keine Gelegenheit mehr, weil genau in diesem Moment falkengleich zwei Kampfhubschrauber mit knatternden Rotoren und aus allen Rohren feuernd durch den Regenschleier über dem Felsenturm hervorstürzten und die Turmspitze mit mächtigen Scheinwerfern in ein gleißendes Licht tauchten.
Gleichzeitig ertönte ohrenbetäubendes automatisches Gewehrfeuer und eine Reihe von Geschossen schlug nur Zentimeter über Race’ Kopf in die Steinmauer. Er tauchte um die Ecke des Tempels in Deckung und sah sich um. Eine kleine Armee schattenhafter Gestalten stürmte aus dem Saum der Lichtung hervor. Aus den Mündungen ihrer Gewehre zuckten lange Feuerzungen. Schwarze Geister der Nacht.
Dritte
Konfrontation
Montag, 4. Januar, 21.10 Uhr
Race legte die Hände über den Kopf, als unmittelbar neben ihm erneut eine Geschosssalve in die Steinmauer schlug.
Dann explodierte plötzlich und erschreckend laut in allernächster Nähe weiteres Gewehrfeuer.
Race öffnete die Augen und merkte, dass er direkt in den Scheinwerfer eines der Hubschrauber starrte. Er schloss die Lider und sah, hervorgerufen durch das blendende Licht, Punkte.
Er legte den Unterarm über die Augen und langsam kehrte seine Sehfähigkeit zurück. Da wurde ihm klar, dass die Quelle dieses neuen Gewehrfeuers jemand war, der über ihm stand und zu den Scheinwerfern hinauf feuerte.
Es war Van Lewen. Sein Leibwächter.
Der ihn mit seinem M-16 verteidigte.
Einer der Kampfhelikopter flog mit gewaltigem Getöse über sie hinweg. Seine Rotorblätter knatterten laut und das weiße Scheinwerferlicht spielte über die Spitze des Felsenturms. Er durchlöcherte den schlammigen Boden vor Van Lewen mit einer Salve aus seinen seitlich montierten Geschützen. Der unglaubliche Krach übertönte das knallende Maschinengewehrfeuer auf der Turmspitze.
Verzweifelte Stimmen ertönten in Race’ Kopfhörer.
»… sehe nicht, wo sie …«
»… sind zu viele! «
Dann vernahm er auf einmal Nashs Stimme: »Van Lewen! Feuer einstellen! Feuer einstellen! «
Eine Sekunde später hörte Van Lewen auf zu feuern und damit endete zugleich der Gewehrkampf. In der darauf folgenden, unheimlichen Stille, die in dem harten weißen Licht eines der beiden Kampfhubschrauber gebadet war, der die Turmspitze umkreiste, sah Race, dass er und sein Begleiter von wenigstens zwanzig Männern umzingelt waren. Sie waren in Schwarz gekleidet und mit automatischen Maschinengewehren bewaffnet.
Die beiden Kampfhubschrauber schwebten über der Lichtung vor dem Tempel und erleuchteten sie mit den mächtigen Scheinwerfern. Es waren in Amerika hergestellte AH-64 »Apache«-Kampfhubschrauber – dürre, bösartig aussehende Raubvögel.
Langsam traten die Schattengestalten aus dem Laubwerk am Rand der Lichtung. Alle waren schwer bewaffnet. Einige hielten kompakte, in Deutschland hergestellte MP-5 in den Händen, andere ultramoderne Steyr-AUG-Sturmgewehre.
Race war von seinen Kenntnissen über die Waffenkollektion vor sich überrascht.
Er hatte sie Marty zu verdanken.
Abgesehen davon, dass sein Bruder Konstrukteur bei der DARPA sowie der lästigste Elvis-Presley-Fan der Welt war (alle seine Geheimnummern und Computer-Passworte lauteten gleich: 53310761, die Army-Nummer des Kings), war Marty darüber
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