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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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dachte Philippos, während er sorgfältig das gekrümmte Kupferrohr mit Fett einrieb.
    Samu, gestern noch geächtet und verachtet, war zur Heldin geworden. Die Priesterin hatte Kleopatra das Leben gerettet. Der erste Eunuch hatte einem Hund von der Schminke zu fressen gegeben, um zu überprüfen, ob die Behauptung der Priesterin stimmte, daß die Augenschminke, die Buphagos von Geschenken für den König unterschlagen hatte, tatsächlich vergiftet war. Der Hund war innerhalb einer halben Stunde jämmerlich verreckt!
    Die Erkenntnis, daß die Schminke, die den Mundschenk und Thais das Leben gekostet hatte, eigentlich für ihn bestimmt gewesen war, hatte Ptolemaios einigermaßen aus der Fassung gebracht. Der König hatte sein Treffen mit dem Megabyzos kurzfristig absagen lassen. Den ganzen Abend über hatte er sich mit Potheinos beraten, und heute morgen schließlich ging es ihm so schlecht, daß er nicht einmal Einwände erhoben hatte, als Philippos vorschlug, ihm einen Katheder zu legen, um auf radikale Art gegen seine Verstopfung vorzugehen.
    Der Arzt schüttelte den Kopf. Ein Mann, der sich freiwillig darauf einließ, daß man ihm ein Metallrohr in den Anus schob, mußte schon ziemlich verzweifelt sein! Er war mit Ptolemaios allein in seinem Schlafgemach. Der Herrscher hatte es vorgezogen, bei dieser Behandlung keine weiteren Zeugen um sich zu haben.
    »Wird es lange dauern?« Die Stimme des Königs klang gefaßt.
    »Nicht sehr. Entscheidend ist, daß die Tinktur, die ich in Euere Innereien leiten werde, dort möglichst lange bleibt, um ihre volle Wirkung entfalten zu können. Nur so ist gewährleistet, daß Ihr von Euren Leiden erlöst werdet, Eure göttliche Majestät.«
    »Du willst mir damit sagen, ich soll nicht sofort zu dem Eimer dort drüben laufen, wenn ich das Gefühl habe, daß ich mich erleichtern könnte?«
    »So ist es, Erhabenster.« Philippos fand die Vorstellung, daß der Mann, den er behandelte, in Ägypten als ein Gott galt, geradezu grotesk. Götter hatten keine Leibkrämpfe! Er mußte sich bemühen, den nötigen Ernst und Respekt gegenüber dem Herrscher zu bewahren, denn soviel war gewiß, auch wenn Ptolemaios kein Gott war, so konnte es sehr unangenehm werden, sich seinen Zorn zuzuziehen.
    Einen Moment lang betrachtete Philippos zögernd das rosige Hinterteil des Monarchen. Ptolemaios hatte sich nackt auf seiner Kline ausgestreckt und wartete geduldig darauf, daß er begann. Wenn der König sich falsch verhielt, konnte der Eingriff durchaus schmerzhaft werden. »Wollt Ihr nicht noch einen Becher Wein zu Euch nehmen, Eure göttliche Majestät? Es ist wichtig, daß Ihr ganz entspannt seid, wenn ich beginne.«
    »Hast du etwa Angst vor dem, was du zu tun gedenkst?«
    In der Stimme des Monarchen schwang mehr als nur ein Hauch von Mißtrauen.
    Philippos räusperte sich. »Ich habe diesen Eingriff schon hunderte Male durchgeführt. Es besteht überhaupt kein Anlaß zur Beunruhigung, Eure Erhabenheit. In dem Moment, in dem ich das Rohr einführe, solltet Ihr am besten pressen, so als wolltet Ihr ...«
    »Man nennt uns nicht ohne Grund den Neuen Dionysos, Arzt! So wie der Gott lieben auch wir Feste und Ausschweifungen jeder Art. Es ist nicht das erste Mal, daß man uns etwas in den Hintern schiebt. Also fangt jetzt endlich an!«
    »Jawohl, Eure Majestät!« Philippos rieb das Hinterteil des Herrschers sorgfältig mit feinem Lammfett ein und griff dann nach dem Kupferrohr. »Wenn Ihr jetzt, bitte .«
    »Ja!«
    Ptolemaios stöhnte leicht, als der Ansatz des Metallrohrs in seinem rosigen Hinterteil verschwand. Aus Angst, den Darm des Herrschers zu verletzen, wagte der Arzt es nicht, das Rohr allzu weit einzuführen. Dann griff er nach dem Krug, in dem sich die vorbereitete Tinktur aus Salzen und Gerbsäuren befand. Ein Mittel, das unfehlbar helfen würde! Mit Hilfe eines Trichters füllte er die Flüssigkeit langsam in das Rohr.
    »Verdammter Mist! Das fühlt sich ja schrecklich an«, lamentierte der Herrscher. »Hättest du das Zeug nicht wenigstens anwärmen können. Das ist ja kalt wie der Tod!«
    »Nur so vermag es seine volle Wirkung zu entfalten, Eure Erhabenheit. Ich werde nun das Rohr entfernen. Bitte bemüht Euch, die Tinktur jetzt so lange wie .«
    »Ja, wir haben es begriffen. Wir müssen sagen die Methoden der Isis-Priesterin, unsere Verstopfung zu behandeln, waren wesentlich angenehmer. Wenn sie nur nicht so ein aufsässiges Wesen hätte . Eigentlich wollten wir sie wegen ihrer Impertinenz

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