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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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vom Hof entfernen. Doch nun, wo sie unserer Tochter das Leben gerettet hat, können wir uns schlecht als undankbar erweisen.«
    »Und wenn Ihr Euch als dankbar erweisen würdet, Eure allergöttlichste Vollkommenheit?«
    »Wie meint er das?« Ptolemaios drehte sich grunzend zur Seite und musterte Philippos mit seinen kleinen, braunen Schweinsäuglein. »Will er sich etwa über uns lustig machen?
    »Nichts läge mir ferner, Neuer Dionysos«, entgegnete der Arzt hastig. »Was ich meine, ist, wenn Ihr die Priesterin belohnt, dann könnte dies doch auch zur Folge haben, daß sie den Hof verlassen muß. Schickt sie nach Tyros! Von dort kamen die Geschenke und das Gift. Laßt Ihr die Ehre zuteil werden herauszufinden, wer Euch vergiften wollte, göttliche Majestät. Sie hat ein besonderes Talent in diesen Dingen. Ihr erinnert Euch doch gewiß noch, wie geschickt sie die Hintergründe um die Morde an den ägyptischen Gesandten aufgedeckt hat. Es würde Euch gleich auf zweifache Weise zum Vorteil gereichen, wenn Ihr sie mit dieser wichtigen Aufgabe betraut. Zum einen könntet Ihr mit Samus Hilfe herausfinden, wer Euch nach dem Leben trachtet, und zum anderen müßt Ihr diese impertinente Person nicht länger in Eurer Nähe dulden.«
    »Ein feiner Plan«, brummelte der König. »Wenn du gestattest, werden wir uns jetzt erheben und .«
    »Bitte, Eure Majestät! Wartet noch ein wenig. Es ist besser für Euch.«
    »Wir haben aber das Gefühl, daß es uns gleich zerreißen wird. Das kann doch nicht gesund sein!«
    »Vertraut mir, Majestät. Es ist besser.«
    »In dir steckt das Zeug zu einem trefflichen Intriganten, Arzt. Wenn wir die Dinge richtig einschätzen, dann ist es doch auch dir ganz recht, wenn die Priesterin den Hof wieder verläßt. Immerhin ist sie eine begabte Heilerin und könnte dir deine Stellung streitig machen.«
    Philippos lachte leise. »Aber, Majestät! Ihr wollt doch nicht dieses Kräuterweib mit einem erfahrenen Arzt vergleichen. Sie mag eine gute Priesterin sein, und vielleicht besitzt sie sogar magische Kräfte, aber eine Heilkundige ist sie mit Sicherheit nicht. Solche Dinge erfordern eine lange Ausbildung und viel Erfahrung.«
    »Versuche uns nicht zu täuschen, Grieche! Wir riechen eine Intrige, noch bevor andere sich darüber im klaren sind, daß sie überhaupt existiert. Was glaubst du, wie wir so lange herrschen konnten, obwohl jeder römische Proconsul in Syrien gierig auf die Reichtümer Ägyptens starrt. Trotzdem gefällt uns dein Plan. Wir werden darüber nachdenken. Vielleicht werden wir dich in Zukunft auch in ein oder zwei andere Probleme einweihen. Womöglich kannst du uns ja noch anders als nur als Arzt zu Diensten sein. Doch genug geredet. Wir werden uns nun an einen Ort zurückziehen, an dem wir deiner Begleitung nicht weiter bedürfen. Schick uns Potheinos herein.«
    Philippos verneigte sich ergeben, obwohl er am liebsten einen Luftsprung gemacht hätte. Der König erwog, ihn in den Kreis seiner Berater aufzunehmen! Im Geiste sah der Arzt sich schon in einem eigenen Palast im fernen Alexandria leben und die Staatsgeschäfte des Herrschers manipulieren.
    Die letzten Töne der Harfe waren verklungen, und allein das Rauschen des Meeres störte die Stille der Nacht. Erwartungsvoll blickten die Flötenspielerin und die Harfnerin zu Samu. Mehr als eine Stunde hatten die beiden für die Priesterin und Kleopatra musiziert. Samu hatte entschieden, welche Lieder gespielt werden sollten. Doch statt sie zu trösten, hatten die altvertrauten Melodien die Priesterin noch trauriger gestimmt. Noch immer hatte sie nicht die Kraft gefunden, Kleopatra zu sagen, was der Pharao entschieden hatte.
    Samu blickte zum Osirisauge am Himmel. Es war rund und sah ein wenig aus wie eine alte Silbermünze, die schon durch so viele Hände gegangen war, daß man das Prägebild nicht mehr erkennen konnte. Das Licht des Osirisauges brach sich in Tausenden von tanzenden Lichtpunkten auf der weiten See.
    Das Meer war ruhig in dieser Nacht, die Dünung sanft, und es schien, als wolle die Göttin ihr eine sichere Reise versprechen.
    Endlich riß sich die Priesterin vom Anblick der See los und drehte sich wieder zu Kleopatra und den beiden Musikerinnen um. Sie hatten einige Decken und Kissen zum Strand mitgenommen und auch etwas Wein, Brot und Käse. Es sollte ein schöner Abend werden! Ein Abschied, an den sie sich in der Fremde gerne erinnern würde, wenn die Einsamkeit mit eisigen Fingern nach ihrem Herzen griff.
    »Laßt

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