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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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der Prinzessin.
    »Wirf das weg! Laß mich deine Augen sehen! Hast du das Kohl schon aufgetragen?«
    »Was soll das?«
    Samu stürmte durch das Zimmer und schlug der Prinzessin auf die Hand, so daß der mit schwarzer Schminke verschmierte Elfenbeinstift zu Boden fiel. »Deine Augen!« Entsetzt starrte die Priesterin dem Mädchen ins Gesicht. Sie hatte die Augenbrauen, Wimpern und Lidränder mit schwarzem Kohl geschminkt und, so wie es zur Zeit der großen Pharaonen üblich war, die Linien der Lidränder mit einem Strich verlängert, der über die Schläfen bis fast zu den Ohren reichte.
    »Wisch das ab. Sofort!« schrie die Priesterin und begann, nach einem Tuch zu suchen.
    »Was! Was ist mit dir los, Samu? Was soll das?«
    Statt zu antworten, griff die Priesterin nach einem Gefäß mit Salböl, benetzte einen Zipfel ihres Gewandes damit und begann, Kleopatra die Schminke von den Lidern zu wischen.
    »Bist du verrückt geworden?« Die Prinzessin versuchte, sich der Priesterin zu entwinden, die sie mit eisernem Griff gepackt hatte. »Es hat eine Ewigkeit gedauert, die Schminke aufzutragen. Ich werde zu spät zum Empfang kommen, wenn du jetzt alles wieder verwischst. Bitte hör auf! Was ist denn nur in dich gefahren?«
    »Du wirst sterben«, keuchte die Priesterin, während sie weiter mit dem öligen Stoff über die Augenlider der Prinzessin wischte. »Das Kohl war vergiftet. Auf diese Weise sind Buphagos und Thais gestorben. Das Gift dringt durch die Haut in den Körper und tötet dann. Wann hast du angefangen, die schwarze Schminke aufzutragen?«
    »Sofort, nachdem du gegangen bist.«
    Samu versuchte, abzuschätzen, wieviel Zeit seither vergangen war und wieviel Zeit der Hetaire und dem Mundschenk verblieben war, nachdem sie die Schminke aufgelegt hatten. Dann dachte die Priesterin an die Katze. Das Tier hatte, kurz bevor sie die Prinzessin verlassen hatte, von dem mit Ochsenfett versetzten Kohl genascht.
    Wieviel Zeit mochte Kleopatra noch bleiben, bis das Gift zu wirken begann? Samu dachte mit Schrecken an die Nacht, in der Thais in ihren Armen gestorben war. Wenn das Gift erst einmal zu wirken begonnen hatte, gab es keine Hilfe mehr!
    »Los, schaff eine Schale mit Wasser heran«, schnauzte sie die Sklavin an, die untätig neben ihr stand und sie erschrocken anstarrte. »Du mußt dein Gesicht waschen, Kleopatra. Reib dir die Augen ab! Es darf nichts von dem Kohl haften bleiben!«
    Samu nahm einen anderen Zipfel ihres Kleides und begann, die vom Öl glänzende Haut rund um die Augen der Prinzessin trocken zu reiben. Nur in den Augenwinkeln hafteten noch grünschwarze Reste von Shesmet und Kohl.
    »Was ist das für ein Gift, von dem du sprichst?« Kleopatra kämpfte mit den Tränen. »Wer will mich denn töten?«
    Samu strich dem Mädchen beruhigend über die Haare. Dann entfernte sie vorsichtig die letzten Reste der Schminke. »Niemand will dich ermorden. Es ist ein Unfall. Die Schminke, die Buphagos besessen hat, war vergiftet. Ihn wollte man töten, nicht dich. Thais ist nur deshalb gestorben, weil sie die Schminke des Mundschenks benutzt hat. Genauso wäre es dir ergangen. Aber jetzt wird alles wieder gut! Das Schminktöpfchen, das der kauernde Nubier trägt ... Darin ist das Gift. Die Katze hat davon genascht. Sie ist tot. Daher wußte ich, daß Gift in der Augenschminke ist.«
    »Das Töpfchen mit dem Nubier?« Kleopatra blickte die Priesterin verwundert an. Dann begann sie, hysterisch zu lachen. »Es ist nichts passiert! Mir ist nichts geschehen!«
    »Was .«
    »Ich habe die Schminke nicht benutzt.« Die Prinzessin griff nach der hölzernen Skulptur und öffnete den Deckel des Schminktöpfchens. »Sieh dir das Kohl doch an! Die Farbe. Sie stimmt nicht! Es ist zu dunkel und zu körnig. Das ist Schminke für Männer. Ich habe das auch erst bemerkt, als ich schon etwas davon auf dem Elfenbeinstift hatte. Statt der Schminke von Buphagos, habe ich dann mein eigenes Kohl benutzt. Sieh her!« Die Prinzessin nahm ein Fläschchen aus dunklem Serpentin und stieß einen Holzspachtel hinein, um ein wenig von der Augenschminke herauszuholen. »Es ist feinkörniger und hat einen leicht silbergrauen Schimmer.«
    »Die Herrin Isis hat ihre schützende Hand über dich gehalten, meine Kleine.« Samu schloß die Prinzessin in die Arme und preßte sie fest gegen ihre Brust. Sie war überzeugt, daß es kein glücklicher Zufall, sondern eine Fügung der Göttin war, daß Kleopatra noch lebte.

7. KAPITEL

     
    W as für ein Tag,

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