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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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trinken?«
    Philippos fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. »Ja, danke.« Der Grieche versuchte, sich zu erinnern, wie er an Bord des Schiffes gekommen war. Vergebens! Er wußte, daß er bei Neaira gewesen war. Sie hatten eine wunderbare Liebesnacht gehabt und seinen Erfolg gefeiert und dann ... Nichts.
    Er entsann sich, in den Armen der Hetaire gelegen zu haben, doch konnte er beim besten Willen nicht mehr sagen, wann und unter welchen Umständen er sie verlassen hatte. Es war, als sei er betrunken gewesen. Mißtrauisch blickte er zu der Isispriesterin. Ob sie vielleicht einen Zauber auf ihn gelegt hatte?
    »Wie bin ich hierher gekommen?«
    »Der Pharao mußte dich von seinem Hof verbannen.«
    »Mußte mich verbannen?« Ungläubig wiederholte der Arzt ihre Worte. Wie konnte das sein? Am Morgen hatte er doch noch die Gunst des Königs genossen. »Was ist geschehen?«
    »Du erinnerst dich an nichts?« Mißtrauisch musterte der Grieche Samu. Da war mehr als nur Betroffenheit in ihrer Stimme gewesen. Sein Schicksal schien sie nicht gerade zu betrüben. »Du weißt doch wohl noch, daß du das Gelände des Artemisions verlassen hast.«
    Philippos nickte. Wieder jagte ein stechender Schmerz durch seinen Nacken. Er sollte sich nicht mehr bewegen. Was bei den Göttern hatte man ihm nur angetan?
    »Du mußt ja einmal ein Soldat mit erstaunlichen Fähigkeiten gewesen sein.«
    »Ich war nie gerne Soldat«, knurrte Philippos verärgert. »Erinnere mich nicht an diese Zeit. Ich bin Arzt, kein Soldat.«
    »Was soll man nur von einem Arzt halten, der drei Krieger so übel zurichtet, daß sie für viele Tage nicht mehr diensttauglich sind. Der Eirenarkes sprach von gebrochenen Knochen, verrenkten Gliedern und Platzwunden. Möge Isis mich davor bewahren, jemals auf die Heilkunst eines solchen Arztes angewiesen zu sein.«
    »Wovon redest du, Weib?«
    »Davon, daß die Wachen des Eirenarkes dich in der letzten Nacht im Haus einer Hetaire aufgestöbert haben und du dich aufgeführt haben mußt wie Herakles am Hof der Hippolyte. Mit sieben Kriegern hat Orestes dich durch das Hafenviertel verfolgt und schließlich im Schlafgemach eines zu Tode erschrockenen Handelsherren aufgespürt. Du hast also nicht nur das Gebot der Priesterinnen mißachtet, indem du heimlich das Tempelgelände verlassen hast, sondern auch noch den Frieden der Stadt Ephesos gestört. Der Eirenarkes hat sehr energisch auf deine Auslieferung bestanden. Ich glaube, er hatte vor, dich für deine Missetaten in die Steinbrüche zu schicken, aus denen der Marmor der Epheser kommt. Ich weiß zwar nicht, warum, aber aus irgendeinem Grund war der Neue Osiris sehr von dir eingenommen. Jedenfalls hat er all seinen Einfluß bei der Hohepriesterin geltend gemacht, um dafür zu sorgen, daß du nur vom Hof verbannt wirst. Der Pharao wünscht, daß du mich nach Tyros begleitest, um mit mir zusammen nach den Kaufleuten zu suchen, die ihm die vergiftete Schminke geschickt haben. Ich habe allerdings meine Zweifel, ob du in drei Tagen überhaupt wieder aus eigener Kraft stehen kannst. Man hat mir erzählt, daß du von einem Häuserdach auf eine gepflasterte Straße gestürzt bist. Asklepios persönlich scheint seine schützende Hand über dich gehalten zu haben. Es ist ein Wunder, daß du dir nicht den Schädelknochen zertrümmert hast und nicht einmal die Schwellung aufgeplatzt ist. Außerdem hast du dir irgendwo dein Knie und das linke Bein aufgeschnitten. Du hast eine Menge Blut verloren.«
    »Sprich nicht wie mit einem Kind mit mir!« zischte der Arzt wütend. Er mußte zurück, mußte den Irrtum klarstellen und . Philippos versuchte sich aufzurichten, doch ihm wurde so schwindlig, daß er wieder auf sein Lager zurücksank.
    »Woher wußte der Eirenarkes, daß ich bei Neaira war?« Der Stimme des Arztes fehlte jetzt jede Kraft. Ihm war schlecht, und er hatte das Gefühl, sich gleich erbrechen zu müssen.
    »Du hast nicht nur Freunde bei Hof, Philippos.«
    »Ich muß zurück. Ich muß wissen, wer .«
    Die Priesterin lachte laut. »Zurück! Du bist seit drei Tagen an Bord dieses Schiffes, und ich glaube nicht, daß du den Kapitän dazu bewegen könntest, noch einmal umzukehren. Er hat strikte Anweisungen, uns nirgendwo anders als in Tyros an Land gehen zu lassen. Dort sollen wir uns nach einem Kaufmann umhören, den man Simon den Judäer nennt. Er hat sein Haus irgendwo in der Nähe des Hafens. Simon wird uns bei sich aufnehmen und uns helfen. Ich glaube, auch er gehört

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