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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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Tür. »Ist dort jemand?«
    Philippos lächelte. Der Kerl versuchte, ihn hereinzulegen. Er sprach griechisch und noch dazu mit einem starken ionischen Akzent. Aber von einem Iberer würde er sich nicht täuschen lassen. Philippos beugte sich vor und griff nach dem Gladius.
    Der Stimme nach zu urteilen, war der Kerl dort oben nicht mehr der jüngste. Vielleicht würde er ihn doch nicht töten müssen. Der Arzt umklammerte den Griff der Waffe fester. Er sollte ihn sich packen, bevor er noch weiter herumkrakeelte.
    Mit drei großen Sätzen war er die Treppe hinauf. Er hatte recht gehabt. Vor einem der Zimmer stand ein Mann, dessen Haar weiß im Mondlicht glänzte. »Sei still, dann wird dir nichts geschehen!« Die Sprache der Römer ging Philippos noch immer schwer über die Lippen. Ihr fehlte die Eleganz ... der schöne Klang. Es war die Sprache eines Bauern- und Soldatenvolkes.
    Der Mann trat erschrocken einen Schritt zurück. Philippos setzte ihm nach und stieß ihn in das Zimmer, aus dem er gekommen war. Unten im Atrium erklang der Tritt von Soldatenstiefeln. Fackelschein fiel auf die Wände des Hofs.
    Vorsichtig schloß der Arzt die Tür hinter sich. Vermutlich sahen die Iberer nur sicherheitshalber in die Höfe der Häuser, die an jene Straße angrenzten, in der seine Kameraden ermordet worden waren. Erschöpft lehnte sich Philippos mit dem Rücken gegen die Tür. Ein muffiger Geruch lag in der Luft. Es roch nach verschwitzten Decken und nach Urin.
    Der Alte murmelte etwas. Er schien mit einer Frau zu sprechen. Der Arzt konnte in der Dunkelheit nicht erkennen, wer noch in dem Raum war. Auf jeden Fall sprachen die beiden griechisch. Der Alte versuchte, ihn noch immer zu täuschen.
    Ob er wohl dachte, er würde ihn am Ende für einen griechischen Händler halten?
    »Ruhig ihr beiden«, zischte Philippos ärgerlich. Eine neue Welle des Schmerzes flutete durch seinen Kopf. Helle Lichtpunkte tanzten durch den dunklen Raum, und es schien plötzlich kälter zu werden. »Eure Freunde haben meine Kameraden umgebracht. Aber wenn ihr still seid, werde ich euch am Leben lassen.«
    »Wir haben mit den Morden an den römischen Bürgern nichts zu tun. Das alles ist doch schon so viele Jahre her«, entgegnete der alte Mann in holprigem Latein. »Es tut uns leid, wenn damals einige Eurer Freunde ums Leben gekommen sind. Aber wir sind unschuldig! Wir waren nicht einmal in der Stadt, als es geschah. Ich bin Kaufmann und war mit einem meiner Schiffe auf Reisen.«
    Philippos lächelte zynisch. Er hatte es gewußt! Der Kerl versuchte, sich darauf herauszureden, ein griechischer Händler zu sein. Er würde ihn . Auf der Holztreppe waren leise Schritte zu hören. Der Arzt hielt den Atem an und lauschte. Hatten sie etwa seine Spur gefunden? Wie war das möglich? Vorsichtig trat er ein paar Schritt von der Tür zurück. Unstetes Licht war durch die Ritzen der Tür zu erkennen. Dort draußen mußten Fackelträger sein. Wie zum Henker hatten sie ihn aufgespürt? Philippos faßte sein Kurzschwert fester. Er würde sein Leben so teuer wie möglich verkaufen. Wenn ihm nur nicht so kalt wäre. Und diese Kopfschmerzen .
    Krachend flog die Tür ins Zimmer. Das Fackellicht schien so hell wie die Mittagssonne zu sein. Bärtige Männer mit Bronzehelmen und hellen Leinenpanzern stürmten herein. Warum trugen die Iberer griechische Rüstungen? Sie glaubten wohl, sie könnten ihn täuschen! Und wie hatten sie ihn gefunden?
    »Ergib dich, oder wir werden dich töten! Es gibt kein Entkommen mehr für dich. Das Haus ist von meinen Männern umstellt.«
    Irgendwie kam Philippos das Gesicht des Mannes bekannt vor. Er hatte eine Nase, die so krumm war wie der Schnabel eines Raubvogels. Auch die schmalen Lippen ...
    Auf dem Holzboden des Zimmers waren dunkle Flecken. Wie eine Spur führten sie auf ihn zu. Philippos sah an sich herab.
    Er war ja nackt! War er vielleicht schon tot? Sein Bein war ganz mit Blut verschmiert. Hände packten ihn . Das Zimmer begann plötzlich zu tanzen . Der Boden stürzte ihm entgegen . Es war so kalt.

8. KAPITEL

    A ls Philippos die Augen aufschlug, sah er das Meer. Der Himmel war strahlend blau und ohne Wolken. Der Boden unter ihm schwankte leicht. Er war an Bord eines Schiffes. Verwirrt versuchte er, den Kopf zu drehen und sich umzusehen, doch ein stechender Schmerz in seinem Nacken ließ ihn innehalten.
    »Du hast also doch beschlossen, noch einmal wach zu werden.« Samu beugte sich über ihn und lächelte. »Willst du etwas

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