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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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ein Ende,
    vom Klang deiner Zithern ist nichts mehr zu hören.
    Zum nackten Felsen mache ich dich.
    Du wirst ein Platz zum Trocknen der Netze.
    Man baut dich nie wieder auf;
    denn ich, der Herr, habe gesprochen.
     
    So verkünden es die alten Schriften, die da berichten vom Propheten Ezechiel, und so wird es sein.« Es war still auf dem Dach geworden, auf dem Philippos, Samu und Simon ihr Abendmahl eingenommen hatten. Selbst das Lärmen der Stadt schien für einen Augenblick verstummt zu sein.
    Philippos wußte nicht recht, was er von diesem Judäer halten sollte. Es war ihm sympathisch, daß Simon Samu wie Luft behandelte. Offenbar war er der Meinung, daß eine Frau bei einem Gespräch unter Männern nichts zu sagen hatte, und allein sie am selben Tisch zu dulden, schien ihm schon schwer zu fallen. Jedenfalls hatte Simon den ganzen Abend über auf keine ihrer Fragen geantwortet und allein ihm, Philippos, seine ganze Aufmerksamkeit gewidmet. Der Grieche war gespannt, wie lange Samu sich diese Behandlung gefallen lassen würde.
    Simon nahm eine weitere der Heuschrecken aus der Schale vom Tisch, knipste ihr mit dem Daumennagel die Beine und Fühler ab und schob sie sich dann in den Mund. Das leise Knirschen, mit dem er den Panzer des Insekts zwischen seinen Zähnen zermahlte, jagte Philippos einen Schauer über den Rücken. Er würde niemals begreifen, wie man diese ekelhaften Insekten als wohlschmeckenden Leckerbissen betrachten konnte.
    »Sagt, Herr Simon«, erhob Samu ihre Stimme. »Ich mag mich ja irren, doch soweit ich mich an die Bücher der Propheten erinnere, hat Ezechiel doch prophezeit, daß Nabucodonosor, der König der Könige und Herrscher über Babylon, Tyros zerstören würde. So müßten wir jetzt also auf einem nackten Felsen sitzen, auf dem Fischernetze zum Trocknen ausgebreitet wären, wenn die Worte des Propheten der Wahrheit entsprochen hätten.«
    Simon zerdrückte die Heuschrecke, die er gerade genommen hatte, in seiner Faust und drehte sich zum ersten Mal an diesem Abend zu Samu um. »Höre mir jetzt gut zu, Götzenpriesterin. Ich schulde dem Pharao einen Gefallen, deshalb dulde ich dich in meinem Hause, doch erhebe nie wieder deine Zunge gegen das Wort Jahwes. Keinem Menschen steht es zu, an der Weisheit des einen Gottes zu zweifeln. Wenn du tatsächlich unsere heiligen Bücher kennst, wie du behauptest, dann solltest du gerade als Ägypterin um die Macht Jahwes wissen.
    War er es nicht, der die Heerscharen des Pharaos in den Fluten des Meeres ertränkt hat? Wer sagt, daß es nur einen Herrscher mit Namen Nabucodonosor geben wird?
    Vielleicht ist der, der Tyros zerstören wird, gerade erst in den Städten der Parther geboren worden, und die Römer werden Tyros nur schwächen, damit einst ein Partherkönig aus Babylon kommt, um aus dem ruchlosen Tyros einen nackten Felsen im Meer zu machen. Wenn deine Klugheit so groß ist, wie du mit deinen Worten glauben machen willst, dann müßtest du doch wissen, daß das Wort Jahwes für die Menschen immer ein Rätsel sein wird. Seine Weisheit ist der unseren so weit überlegen, daß wir sie oft erst im nachhinein zu begreifen vermögen.
    Wenn du also weiterhin das Gastrecht in meinem Hause genießen möchtest, dann bitte ich dich, dich auch den Sitten dieses Hauses anzupassen. Unterbrich kein Gespräch zwischen Männern, und entweihe diesen Ort nicht, indem du hier zu deiner Götzin Isis betest. Ich habe mich überwunden und dich hier aufgenommen. Ich erwarte, daß auch du dir Mühe gibst und das Gastrecht nicht mißbrauchst.«
    Philippos konnte sehen, wie der Priesterin im Laufe von Simons Ausführungen erst die Zornesröte ins Gesicht stieg und sie dann wieder erbleichte. Ein wenig bewunderte er den Judäer für seine Offenheit, immerhin riskierte er durch sein Verhalten, daß die Priesterin ihn verfluchen würde. Trotzdem war es an der Zeit, die beiden auseinander zu bringen. Wenn Samu ihm auf diese Beleidigungen antwortete, dann würden sie sich am Ende vielleicht noch beide in dieser Nacht auf der Straße wiederfinden. Philippos räusperte sich. »Nachdem du uns freundlicherweise deinen Standpunkt dargelegt hast, sollten wir uns vielleicht wieder den Geschäften zuwenden. Du weißt, daß uns Ptolemaios geschickt hat, um nach den Giftmischern zu fahnden. Je schneller wir diese Aufgabe erledigt haben, desto früher können wir dein Haus auch wieder verlassen. Was hat er dir in den Briefen geschrieben, die er uns für dich mitgegeben hat? Kennt er noch

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