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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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sogar heimlich in den Diensten von Berenike?«
    »Glaubst du nicht, daß es dein Zorn auf ihn ist, der dir diese Gedanken eingibt, Samu? Welchen Anlaß haben wir, anzunehmen, daß er Ptolemaios verraten wird?«
    »Bist du denn taub und blind?« Die Priesterin schnaubte verächtlich. »Du bist doch sonst nicht so leichtgläubig! Siehst du nicht, daß er dich in den Tod schickt? Was glaubst du, wie lange du unter den Tauchern überleben wirst? Du bist ein Mann von vierzig Jahren! Wenn du mit einem Steingewicht in der Hand aus einem Boot springst, um zum Meeresgrund hinabzutauchen, dann wirst du ertrinken! Ob Simon sich bei mir überhaupt die Mühe machen wird, meinen Tod wie einen Unfall aussehen zu lassen, wage ich zu bezweifeln.«
    »Du bist verrückt, Priesterin«, grollte Philippos. »Dir hat dein Ärger ja die Sinne verwirrt. Warum sollte Simon so etwas tun? Er ist vielleicht ein wenig naiv mit seinem Glauben an diesen einen Gott und den Untergang von Tyros, und zugegeben, er scheint dich nicht zu mögen. Aber warum sollte er darum gleich ein Mörder sein?«
    »Du vergißt die Briefe! Unterstellen wir Simon einmal, daß er ein treuer Diener des Ptolemaios ist. Ich könnte mir zwar kaum vorstellen, warum er dies sein sollte, aber nehmen wir es ruhig einmal an. Wir beide wissen nicht, was in den versiegelten Papyri stand, die wir Simon überreicht haben. Ist dir aufgefallen, wie ausweichend er geantwortet hat, als du ihn auf den Inhalt der Schreiben angesprochen hast? Womöglich hat Ptolemaios ihn ja sogar beauftragt, uns zu ermorden!«
    »Der König?« Philippos lachte laut auf. »Warum sollte er das tun? Du bist verrückt, Samu!«
    »Denk doch einmal nach! Nach den beiden Toten und dem Aufsehen, das die Giftmorde erregt haben, konnte Ptolemaios es sich nicht leisten, ein weiteres Mitglied des Hofstaates ermorden zu lassen. Er mußte fürchten, aus dem Schutz des Artemisions verbannt zu werden. Wir aber haben ihm Anlaß zu Ärger bereitet. Du hast die Sicherheit des Hofes gefährdet, indem du dich über die Gebote der Priesterinnen hinweggesetzt hast. Mich aber haßt er, weil ich zu offen von seinen Fehlern gesprochen habe. Das mag ihm als Grund reichen, über unseren Tod nachzusinnen.«
    »Aber mich hätte er doch nur Orestes überlassen müssen. Es wäre dem Eirenarkes und seinen Soldaten sicher eine Freude gewesen, für meinen Tod zu sorgen.«
    »Das ist nicht der Stil des Pharaos. Du kennst ihn schlecht. Du bist ein Mitglied des Hofstaates. Er mußte dich in Schutz nehmen. Das muß ihn aber nicht davon abgehalten haben, noch in derselben Nacht ein Schreiben für Simon zu verfassen, in dem er den Judäer damit beauftragt, dich zu ermorden. In dieser Stadt gibt es außer Simon niemanden, der uns kennt. Keiner wird uns vermissen.«
    »Ich werde deine Ängste nicht mit dir teilen, Samu. Wenn du glaubst, in jedem einen hinterhältigen Intriganten sehen zu müssen, dann ist das deine Sache. Ich jedenfalls habe jetzt genug von diesem fruchtlosen Gerede.« Philippos griff nach einer der Öllampen auf dem Tisch und erhob sich. »Ich wünsche dir eine ruhige Nacht, Priesterin.«
    Ohne ein weiteres Wort erhob sich der Grieche und ging zur Treppe hinüber. Innerlich verfluchte er die Ägypterin und hoffte, daß ihre düsteren Prophezeiungen ihn nicht noch bis in den Schlaf verfolgen würden. Ihre Worte waren durchaus klug und durchdacht gewesen. Aber waren sie deshalb wahr? Philippos wünschte sich, er hätte mit dem Judäer zusammen den Tisch verlassen und erst gar nichts von diesen möglichen Intrigen gehört. Im Geiste sah er sich schon von den Tauchern gemeuchelt werden. Er schüttelte den Kopf. Am besten wäre es, sich noch ein wenig Wein von einer Dienerin bringen zu lassen. Er mußte diese düsteren Gedanken verscheuchen, bevor er einschlief!

10. KAPITEL

     
    S amu hatte früh am nächsten Morgen das Haus Simons verlassen und sich mit ihrem Gepäck in einer Herberge in der Nähe des Hafens eingemietet. Mochte Philippos in seinem blinden Vertrauen nur in sein Verderben laufen. Sie hatte ihn gewarnt. Mehr konnte sie nicht für ihn tun. Sie würde es dem Judäer jedenfalls nicht so leicht machen.
    Die Priesterin hatte überlegt, ob sie sich einen Leibwächter mieten sollte. Irgendeinen Söldner, der sie in Zukunft begleiten würde. Geld genug hatte sie. Es wäre auch besser, wenn sie nicht allein im Hafenviertel unterwegs war. Sie trug zwar das Gewand einer Priesterin, doch war sie nicht sicher, ob sie das vor

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