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Der Tempelmord

Der Tempelmord

Titel: Der Tempelmord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernhard Hennen
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andere Kaufleute in Tyros, auf deren Hilfe wir rechnen können?«
    Simon schüttelte sein bärtiges Haupt. »Im wesentlichen ging es um euch beide. Er hat euch vorgestellt und eure Aufgabe dargelegt. Ich denke, daß du ein durchaus tauglicher Spitzel sein wirst, Philippos. Was mit der Priesterin zu tun ist, weiß ich nicht. Vielleicht versteht sie es ja, sich auch ohne Anweisungen nützlich zu machen? Kannst du schwimmen?«
    Der Grieche lachte leise. »Ich komme aus Athen. Die Schiffe meiner Stadt haben auf Jahrhunderte die See beherrscht. Meine halbe Kindheit habe ich im Hafen verbracht. Natürlich kann ich schwimmen!«
    »Verstehst du dich auch darauf, unter dem Wasser zu schwimmen und bis auf den Grund des Meeres zu gelangen?«
    »Was sollen diese Fragen? Worauf willst du hinaus?«
    »Nun, du bist zwar kein ganz junger Mann mehr, doch weiß ich von einem der Purpurhändler, daß er erst vor kurzem ein Boot mit vielen Tauchern auf See verloren hat. Er sucht gute neue Männer, und es sollte nicht schwer sein, dich bei ihm unterzubringen. Du kannst ruhig sagen, daß du lange Zeit in deinem Leben Söldner warst und daß du dich ein wenig auf die Heilkunde verstehst. Das wird dich interessanter machen. Doch begehe nicht den Fehler, dich einen Arzt zu nennen. Keiner würde glauben, daß ein erfahrener Heiler darauf angewiesen sein könnte, sein Brot durch Schneckentauchen zu verdienen.«
    »Schneckentauchen!« Philippos starrte den Judäer entsetzt an. »Du willst mich auf die Boote der Purpurfischer schicken, und ich soll in die finsteren Tiefen des Meeres hinabtauchen? Nein, Simon, das werde ich nicht tun. Lieber würde ich mich wieder zu den Legionen melden! Ich bin doch nicht verrückt und riskiere, von den Wellen an den Klippen zerschmettert oder von irgendeinem Meeresungeheuer gefressen zu werden. Vergiß das wieder! Warum willst du denn, daß ich unbedingt zu den Purpurhändlern gehe? Es gibt doch auch ausgezeichnete Schmiede und Glasbläser in der Stadt. Warum sollte ich nicht bei denen nach dem Giftmischer suchen? Ist da nicht ein Handelsherr so gut wie der andere?«
    »Nein! Die Purpurhändler unterhalten gute Handelsverbindungen nach Alexandria. Nach dem, was in den Briefen des Ptolemaios steht, ist damit zu rechnen, daß die eigentlichen Mörder dort zu suchen sind. Er ist sicher, daß seine Tochter Berenike ihm dieses Gift hat schicken lassen. Auch sind die Purpurhändler in den letzten beiden Jahren sehr viel reicher und mächtiger geworden. Sie unterhalten eine große Flotte und transportieren auf ihren Schiffen neben dem Purpur auch viele andere Waren. Vielleicht kommt ein Teil ihres Goldes ja aus Ägypten? Wenn ein Tyrener in diese Angelegenheit verwickelt war, dann ist er unter ihnen zu suchen. Deshalb sollst du dich unter ihre Männer mischen, Philippos, und deine Ohren offenhalten. Vielleicht kannst du ja etwas erfahren. Die Schneckentaucher reden viel, wenn sie in ihren Booten sitzen. Ich werde indessen versuchen, herauszufinden, wessen Schiff die tückischen Geschenke nach Ephesos gebracht hat. Womöglich waren die Mörder vom Erfolg ihres Anschlages ja so überzeugt, daß sie unvorsichtig waren, weil sie glaubten, es würde keinen Pharao mehr geben, der seine Getreuen damit beauftragt, die Spur zurückzuverfolgen!«
    »Die Taucher werden einen so alten Mann wie mich sicher nicht mehr nehmen wollen«, wandte Philippos ein, der immer noch hoffte, er könne sich aus dieser Misere wieder herausreden.
    »Meine Tochter wird morgen deine Haare schwärzen. Ich werde einfach behaupten, daß du gerade mal dreißig Sommer gesehen hast. Du bist doch ein kräftig gebauter Mann. Ich bin zuversichtlich, daß sie dich akzeptieren werden. Doch nun genug. Gestatte, daß ich mich zurückziehe. Es ist spät geworden, und morgen liegt ein ereignisreicher Tag vor uns beiden.« Simon erhob sich und verneigte sich dabei knapp vor Philippos. Samu ignorierte der Judäer.
    »Du wirst doch nicht etwa tun, was er sagt?« fragte Samu, nachdem ihr Gastgeber das Dach verlassen hatte.
    Philippos zuckte mit den Schultern. »Seine Argumente hören sich vernünftig an. Ich will damit nicht sagen, daß mir der Gedanke daran, ins finstere Meer hinabzutauchen, Freude bereitet. Doch so wie die Dinge stehen, ist das wohl der einzige Weg.«
    »Wir haben uns doch noch gar nicht nach anderen Möglichkeiten umgesehen. Wissen wir überhaupt, ob wir Simon trauen können? Vielleicht mißbraucht er das Vertrauen des Pharao? Womöglich steht er

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