Der Teufel in uns - Mord in Bonn
„Wir haben vorhin bei der Durchsuchung Ihrer Wohnung unter anderem Belege gefunden, dass Sie an den jeweiligen Mordtagen Autos gemietet haben. Wobei ich mich frage, warum Sie die Belege nicht vernichtet haben. Wollten Sie sie bei der Steuer einreichen? Und dann war da noch ein Koffer mit rund 200.000 €. Woher stammt das Geld?“
Liebetrau wandte sich ihm zu. „Von Jonas Kirch natürlich! Das ist ein Großteil des Geldes, das der Kerl unserer Gemeinschaft gestohlen hat!“
„Und wo ist Kirch jetzt?“
„Glauben Sie mir, ich hätte die Drecksau gestern Abend am liebsten abgemurkst! Aber das ging nicht. Also hab ich Jonas mit dem Rest der Spenden davongejagt!“
Bruschinsky schien überrascht, und Andreas wusste nicht, ob er Liebetrau glauben sollte. Eine intensive Suche nach Kirch war wohl nicht zu vermeiden. In Bruschinskys Wohnung hatte man zwar ein Flugticket nach Uruguay gefunden, aber dort dürfte sich Kirch wohl am allerwenigsten aufhalten.
„Also dann, Herr Liebetrau – Sie wollen nicht aussagen? Dann lasse ich Sie in eine Zelle bringen.“ Andreas überlegte kurz, aber das musste er loswerden. „Sie haben meinem Kollegen erzählt, Sie hätten MS?“
Liebetrau wirkte gleichzeitig verärgert und peinlich berührt, schaute an Tina vorbei aus dem Fenster und entzog ihr sogar seine Hände. Die Frau war irritiert, hielt sich aber zurück und musterte ihren Gottfried mit einem Gesichtsausdruck, als finge sie gleich wieder das Weinen an.
Andreas fuhr ungerührt fort. „Ich möchte wetten, dass Sie damit noch nicht beim Arzt waren. Sie haben Angst vor der Diagnose, nicht wahr? Sie wollen das alles gar nicht so genau wissen, stimmt´s? Sie haben es bei Ihrem Vater gesehen. Sie haben gesehen, wie es endet. Aber soweit ich weiß, Herr Liebetrau, ist MS keine Erbkrankheit.“
Liebetraus Gesicht versteinerte zur Maske, und Andreas hatte auf einmal die Nase voll von den beiden Verrückten.
„Bringt sie bitte weg“, bat er Manfred und Jörg, und im gleichen Moment sprang Bruschinsky auf und fiel Gottfried, der sich ebenfalls erhoben hatte, mit ihren gefesselten Händen um den Hals. Sie küssten sich, als wäre es das letzte Mal für immer. Andreas ließ sie auch diesmal gewähren.
Als er aber mit Sascha allein war, konnte er sich einen Kommentar nicht verkneifen: „War das nicht rührend? Kann es sein, dass es die wahre und echte Liebe nur zwischen Serienkillern gibt?“
Sascha, der auf seinem Handy gerade nach entgangenen Anrufen suchte, meinte nur: „Dann weißt du ja, was du zu tun hast: Bring ein paar Leute um und such dir die passende Frau dazu.“
„Ich werde –“
Es klopfte, und Renate kam herein, mit irgendeinem Bericht in den Händen. Und wieder war da dieses verstörend Fremde an ihr. Was war das bloß?
Doch als er sah, wie Sascha ihr verschwörerisch zuzwinkerte, hatte sein Gehirn gleich drei Assoziationen auf einmal. Es war ihre Augenfarbe! Ihre Augen waren nicht mehr himmelblau, sondern braun! Was hatte Sascha damit zu tun? Wollte er Andreas und Renate verkuppeln?
Und wie zur Bestätigung fragte Sascha Renate ganz unschuldig: „Sag mal, du hast in letzter Zeit nicht zufällig ein paar Menschen umgebracht?“
Renate verstand glücklicherweise nur Bahnhof und schaute Andreas fragend an, der auf jeden Fall verhindern wollte, dass Sascha noch mehr Unsinn von sich gab.
„Hör nicht auf ihn. Er leidet unter einem Geburtstrauma. Was hast du denn da Schönes für uns?“
Renate setzte sich und las aus ihrem Bericht vor. „An den Geldscheinen aus Bruschinskys Wohnung waren tatsächlich die Fingerabdrücke aller Opfer, die kann sich jetzt nicht mehr rausreden! Und an den Geldscheinen aus Liebetraus Wohnung haben wir Fingerabdrücke von Jonas Kirch gefunden.“
„Ja, die beiden hatten einen kleinen Zusammenstoß. Angeblich hat Liebetrau Kirch mit einem Teil des Geldes zum Teufel gejagt. Aber vielleicht wurde er auch von unseren schwer verliebten Verbrechern unter die Erde gebracht. Oder im Rhein versenkt.“
Renate fragte interessiert: „Wie lief’s denn vorhin mit den beiden? Haben sie alles gestanden?“
Ausführlich schilderte Andreas die Vernehmung der Täter Bruschinsky und Liebetrau, was eine emotional bewegte Renate zu der Frage veranlasste: „Gibt es keine Möglichkeit, dass zwei Menschen, die sich so sehr lieben, ihre Haftstrafe gemeinsam in einer Zelle absitzen?“
Sascha, der immer noch mit seinem Handy beschäftigt war, sah auf und rief entgeistert: „Bist du
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