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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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sich Jonas an die hintere Wand des Wohnzimmers, dorthin, wo das Bild mit den prallen, blau blühenden Hortensien hing, legte die Fingerspitzen in Höhe seiner Taille zusammen und begann die Ansprache mit ein paar Worten zur eigenen Person.
    „Hallo, ihr Lieben, ich bin Jonas Kirch, 58 Jahre alt, und ich wohne in Bonn. Ich habe nicht nur Theologie, sondern auch das Leben und die Menschen genau studiert, und glaubt mir – ich kenne mich aus.“ Er machte eine kleine Pause, dann hob er plötzlich die Hände und die Stimme. „Ich habe diese Anzeige in die Zeitung gesetzt, weil ich Mitstreiter suche, Mitstreiter in einem ganz besonderen Kampf!“ Jonas räusperte sich zweimal dezent, machte ein ernstes Gesicht und fuhr fort.
    „Meine lieben Brüder und Schwestern, wir haben uns hier versammelt, weil wir alle – ja, auch ich – auf der Suche sind. Wir suchen nach dem Sinn unseres Lebens, nach einem Menschen, der uns liebt, vielleicht suchen einige von uns nach Arbeit, nach ein bisschen Freude, nach jemandem, der sie von ihren Schmerzen befreit. Manche werden sich fragen, was habe ich nur getan, dass ich arm, krank oder einsam bin, und sie werden sich schuldig fühlen. Aber nein, wir sind nicht schuld an unserem Elend! Wir sind nur unwissend! Dafür bin ich hier, liebe Freunde, um euch die Augen zu öffnen. Um euch zu sagen, wie ihr glücklich werdet, und um euch zu zeigen, was eurem Glück im Weg steht. Und glaubt mir, meine Mitstreiter, es ist immer dasselbe, was uns daran hindert, glücklich zu werden! Es ist immer er! Er, der Meister der Tarnung, der Täuschung, der Verführung! Er sorgt dafür, dass wir an leere Versprechungen glauben, dass wir uns klein fühlen, immer an die falschen Partner geraten, nie die richtige Arbeit und nie zu uns selbst finden! Er, der Inbegriff des Bösen! Er, Satan!“
    Blitzende Augen hinter der Silberbrille. Eine bedeutungsvolle Pause.
    Tina, die rechts von Jonas auf einem dicken Kissen auf dem Boden saß, schaute in die Gesichter der anderen: Erstaunen, Skepsis, Zustimmung, Angst. Alles da. Tina neigte zur Skepsis, aber sie war offen für alles, was Jonas sonst noch von sich geben würde.
    Er redete weiter. „Vielleicht wundert ihr euch, dass ich nicht über Gott rede, aber ich setze voraus, dass wir alle gläubige Christen sind, egal welcher Richtung. Aber vielleicht zweifelt ihr gerade an eurem Glauben, weil der Teufel, der Unglaube, Hass und Neid sät, euch Dinge einflüstert, die gar nicht stimmen! Deshalb spreche ich nicht über Gott zu euch, sondern über Satan, der auf die Welt kam, um uns vom richtigen Weg abzubringen! Gott prüft uns damit, und das erste, das wir tun müssen, ist, das alles zu durchschauen. Und das tun wir, indem wir uns hier und heute zu einer Gemeinschaft zusammenschließen!“
    Tina kratzte sich an den Narben hinter dem Ohr. Diese Veranstaltung erinnerte sie an die amerikanischen Erweckungsgottesdienste mit Gospel-Chor und hysterisch ausrastenden Gläubigen. Nun, hier konnte niemand singen, und der deutsche Gläubige an sich rastete auch nicht so schnell aus. Obwohl sich Jonas wirklich Mühe gab.
    „Bringt mal jemand die Tafel rüber?“, bat er gerade und sah dabei Gottfried an. Der lehnte mit verschlossener Miene an der Wand und schaute auf die ihm eigene Art zurück: mit einem bohrenden Blick seiner sehr dunklen Augen, ohne mit dem Lid zu zucken. Viele Sekunden lang. Die meisten Leute hielten das keine 5 Sekunden aus. Jonas auch nicht.
    Warum Gottfried das machte, wusste Tina nicht. Eigentlich war er ein fleißiger, hilfsbereiter, manchmal sogar freundlicher Mensch. Mit seinen dunklen, lockigen Haaren und dem genauso dunklen Vollbart sah er aus wie ein kleinerer und dünnerer Reinhold Messner. Aber er war deutlich unkommunikativer.
    Immerhin stieß er sich von der Wand ab und half Jonas, das Flip-Chart aufzustellen. Tina hatte keine Ahnung, was jetzt kam.
    „So, meine Lieben.“ Jonas ließ seinen Blick zu jedem einzelnen Anwesenden wandern. „Ich möchte jetzt eine Glaubensgemeinschaft mit euch gründen, eine große Gruppe von Freunden, eine Familie. Ihr braucht nichts zu unterschreiben, es kostet nichts, das Einzige, was ich möchte, ist, dass ihr mir vertraut. Ist jemand hier, der nicht mitmachen will?“
    Niemand natürlich. Jonas lächelte begeistert und nahm einen Stift in die Hand. „Ich finde, jede Glaubensgemeinschaft braucht einen passenden Namen. Ich schreibe mal drei Vorschläge an die Tafel, und dann diskutieren wir darüber,

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