Der Teufel in uns - Mord in Bonn
Aber über ihre Finanzen redete sie nicht so gern.
Sie schaute der Frau in die braunen Augen und überlegte, was sie sagen sollte. Ihr fiel auf, dass die Kommissarin eine Schicht Make-up aufgelegt hatte, die es schwer machte, ihr Alter zu schätzen. Sie mochte um die Vierzig sein, aber vielleicht war sie auch älter und -
„Frau Bach, ich bin von der Polizei und möchte mich um Ihre Sicherheit kümmern, Sie können mir vertrauen!“ Sie schenkte Hedwig ein sehr sympathisches Lächeln. „Bewahren Sie eine größere Geldsumme im Haus auf?“
Hedwig zögerte immer noch ein bisschen. Andererseits war es ihr unangenehm, dass sie der Frau von der Polizei nicht vorbehaltlos vertraute. Aber hatte sie überhaupt einen Ausweis vorgezeigt? Doch was nützte Hedwig der Ausweis, wenn sie gar nicht wusste, wie der auszusehen hatte?
Nein, die Frau wirkte glaubwürdig. „Ja, wissen Sie, ich traue den Banken nicht über den Weg. Deshalb hebe ich jeden Monat was vom Konto ab, für Weihnachtsgeschenke...oder den Notfall, verstehen Sie? Ich hab das Geld auch gut versteckt. Das ist doch nicht verboten, oder?“
Frau Falk, die Kommissarin, lachte. „Nein, natürlich nicht! Sie glauben ja gar nicht, wie viele Leute das machen! Aber wenn man schon viel Geld im Haus hat, sollte man es sicher aufbewahren und niemandem davon erzählen. Ich war kürzlich bei einem älteren Herrn zu Besuch, der hortet sein Geld unter dem Dielenboden. Clevere Idee. Aber die meisten Leute verstecken das Geld in Kleiderschränken, Schubladen oder in herumstehenden Dosen und Schachteln. Das ist natürlich leichtsinnig.“
„Ja, aber ich habe einen richtig großen Wandtresor, den hat mein Mann noch gekauft.“
„Sehr gut, Frau Bach. Einen mit Kombinationsschloss oder einen mit Schlüssel?“
„Mit Schlüssel.“
Frau Falk sah Hedwig mit gerunzelter Stirn an. Das Make-up machte die Falten irgendwie plastischer. „Und wie ist der Schlüssel gesichert?“
„Ich hab ihn -“
„Nein, sagen Sie nichts, Frau Bach!“ Die Frau stand auf. „Ich tue jetzt mal so, als wäre ich ein Einbrecher und würde nach dem Safe-Schlüssel suchen. Mal sehen, wie lange es dauert, bis ich ihn finde. Wo ist Ihr Schlafzimmer?“
Hedwig fühlte sich ertappt. „Im ersten Stock.“
„Dann gucken wir uns das doch mal an.“
Hedwig nickte und ließ Frau Falk vorgehen. Sie selbst packte das Treppengeländer mit beiden Händen und stieg langsam, vorsichtig und leicht seitwärts die Stufen hinauf. Die Frau war schon oben im Flur verschwunden, als Hedwig erst auf halber Treppe war. Wie gut, dass die Zimmer im Obergeschoss immer ordentlich aufgeräumt waren. Darauf legte Hedwig Wert.
Jetzt war sie endlich auch oben angekommen und ging schwer atmend auf die offen stehende Schlafzimmertür zu. Man sah direkt auf das 35 Jahre alte Doppelbett in Mahagoni-Optik, und nun entdeckte Hedwig auch die Frau, die sich über eins der Nachttischchen gebeugt hatte und in einer Schublade herumstöberte.
Als Hedwig das Zimmer betrat, drehte sich Frau Falk um und hielt triumphierend einen Schlüssel in die Höhe.
„Wusste ich’s doch! So geht das natürlich nicht, Frau Bach, ich zeige Ihnen gleich mal, wie man einen Schlüssel richtig versteckt. Aber jetzt möchte ich mir erst noch den Tresor angucken. Wie viel Geld haben Sie denn überhaupt im Haus?“
Als die Frau Hedwig mit ihren braunen Augen wieder so komisch ansah, hatte sie für einen Moment das Gefühl, alles, aber auch alles falsch gemacht zu haben. Und trotzdem hörte sie sich im nächsten Augenblick sagen: „Ungefähr 6200,- Euro.“
„So viel?! Sie sind sehr leichtsinnig“, tadelte die Frau von der Polizei. Falls sie wirklich von der Polizei war. Denn jetzt fielen Hedwig auch die dunklen Handschuhe auf, die die Frau auf dem Weg nach oben übergestreift haben musste.
Als ,Kommissarin‘ Falk fragte: „Wo ist denn der Tresor?“, zog sich Hedwig wieder aus dem Schlafzimmer zurück, blieb im Flur stehen und sagte mit leidender Stimme: „Würden Sie jetzt bitte gehen... Mir ist nicht gut.“
Die Frau reagierte nicht so, wie Hedwig das von einer Polizeibeamtin erwartet hätte. Statt sich um ihr Wohlbefinden zu sorgen oder sich wenigstens zurückzuziehen, drängte Frau Falk: „Nur zwei Minuten, Frau Bach. Wo ist der Tresor?“
Das machte Hedwig Angst, ja, sie konnte kaum noch klar denken vor Angst und Aufregung. Sie war jetzt sicher, dass sie eine Verbrecherin im Haus hatte! Was sollte sie nur tun? Automatisch machte sie
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