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Der Teufel in uns - Mord in Bonn

Titel: Der Teufel in uns - Mord in Bonn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mathias Lempertz GmbH
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ok?“
    Jonas Kirch schrieb:
1.Freie Kirch-Gemeinde
    2.Freie Gemeinde Glaube und Glück
    3.Freie Gemeinde Christen gegen das Böse
    Von da an war es mit der Zurückhaltung vorbei. Es wurde diskutiert, kritisiert und umformuliert, was das Zeug hielt. Die Abstimmung eine halbe Stunde später ergab einen eindeutigen Sieger: ,Freie Gemeinde Glaube, Glück und Gerechtigkeit‘.
    Sogar Gottfried behauptete, mit dem Namen zufrieden zu sein, obwohl er guckte, als habe man ihm ein Dutzend Schimpfwörter an den Kopf geworfen. Tabea Römer hingegen lächelte beseelt.
    Tina hatte sie beobachtet: die Magersüchtige hatte an Jonas’ Lippen gehangen wie eine verliebte Giftschlange. Und hatte Jonas nicht ein paar Mal besonders nett zu ihr hinübergelächelt? War da etwa eine Konkurrentin aufgetaucht? 
    Den gleichen Verdacht hegte Tina auch gegen ihre stets elegant gekleidete Arbeitskollegin Gerlinde, die ebenfalls zwei bis drei Augen auf Jonas geworfen zu haben schien. Sie würde -
    „Wieso bist du eigentlich qualifiziert, uns hier irgendwas beibringen zu wollen?“, hörte Tina plötzlich jemanden fragen. Schlagartig waren alle still, wandten die Köpfe Gottfried zu und drehten sie dann zurück zu Jonas.
    Der stand immer noch in seinem weißen Anzug neben der Tafel, stellte seine Kaffeetasse beiseite, lächelte mild (geradezu päpstlich), legte den Stift weg und setzte sich auf einen Hocker, den Tina ihm überlassen hatte.
    „Ich will euch eine kleine Geschichte erzählen“, hob er mit seiner Samtstimme an. „Meine Eltern sind früh gestorben, und deshalb lebte ich lange bei meinen Großeltern auf einem Bauernhof. Ich war ein scheuer, nachdenklicher Junge, der gerne Gedichte las, kaum Freunde hatte und Pferde, Hunde und Katzen auf dem Hof mehr mochte als die Menschen. Am liebsten zog ich mich auf den riesigen, staubigen Dachboden mit den vielen, hölzernen Stützbalken zurück, auf den sich sonst niemand verirrte. Ich zimmerte mir in einer Ecke eine Art Hütte zusammen. Es herrschte immer ein mehrwürdiges Zwielicht dort oben.“
    Jonas machte eine Pause und schaute gedankenverloren und ein wenig sehnsüchtig ins Leere. Dann seufzte er und fuhr fort: „Ich bin am 24. Dezember geboren. Meine Großmutter, die sehr gläubig war, hielt das für ein besonderes Zeichen und schenkte mir, als ich zwölf wurde, eine eigene Bibel, in der ich von da an ständig las. Ein halbes Jahr später, an einem warmen Sommerabend, verließ ich meine ,Hütte‘, um nach unten ins Schlafzimmer zu gehen, als ich auf einmal einen mir unbekannten, aber sehr angenehmen Geruch wahrnahm.“
    Jonas fasste an das silberne Kreuz, das auf seiner Brust hing. Es war sehr still in Tinas Wohnzimmer. „Und mitten im dämmrigen Dachboden wurde ein schwaches, goldenes Licht sichtbar, das etwa einen Meter über dem Boden schwebte und funkelte wie ein Stern. Ich wusste, dass es die Seele meiner Mutter war. Ich empfing die Botschaft, dass ich dazu bestimmt sei, Gottes Wort zu verkünden und Satan zu bekämpfen. Meine Mutter erschien mir oft in diesen Jahren, als ich erwachsen wurde. Sie hat mir sehr viel beigebracht und mir Dinge aus dem Jenseits erzählt, die sehr schön waren, und manche, die sehr schrecklich waren.“
    Beeindrucktes Schweigen. Tina lief eine Gänsehaut über die Arme. Nur Gottfried, der Zweifler und Nörgler, platzte mit einer Frage heraus, die zu diesem Zeitpunkt vermutlich sonst niemandem eingefallen wäre.
    „Und wovon hast du in den letzten Jahren gelebt?“
    „Von Spenden“, antwortete Jonas, „wie zum Beispiel die buddhistischen Mönche auch, und viele andere Prediger. So, meine lieben Mitstreiter! Jetzt möchte ich zum nächsten Punkt kommen: zu den Regeln. Heute beginne ich mit den ersten drei Regeln, und jedes Mal, wenn wir uns treffen, wird eine neue dazu kommen.“
    Er erhob sich, nahm den Stift und trat an die Tafel. „Es ist wichtig, dass wir uns an die Regeln halten. Sie haben einen Sinn: Sie sollen uns bewusst machen, wer wir sind und wie wir uns vor dem Bösen schützen können. Die Regeln stehen übrigens auch auf den Kärtchen, die ich gleich verteilen werde.“
    Er wandte sich der Tafel zu und schrieb seine drei ,Regeln‘ auf das blütenweiße Papier:
    Regel 1: Sag dir jeden Tag, dass Gott dir eine besondere Fähigkeit mitgegeben hat. Denn: In uns allen lebt Gott. Wir wollen unsere Fähigkeit finden und eine Stärke daraus machen.
    Regel 2: Trenne dich sofort und entschieden von allem Negativen, auch von negativen Menschen.

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